17.09.09 – Banff und Lake Moraine
Unsere Tochter Katharina war seit dem 14.09. zu Besuch bei uns und wir planten eine gemeinsame Rundreise über die Banff –/ Jasper Nationalparks und noch einige Tage auf Vancouver Island.
Den Banff NP hatten wir schon einmal von Calgary aus angefahren und diesmal kamen wir von Westen. Die Strecke von Vancouver folgte dem Fraser- und später dem Thompsonriver bis nach Kamloops, der wärmsten Stadt Kanadas. Besonders das Umland von Kamloops ist durch Trockenheit und Hitze gekennzeichnet und wir fühlten uns wie in der Wüste.
In Banff angekommen regnete es diesmal nicht, so dass wir bei einem kleinen Spaziergang durch das hübsche und exklusive Städtchen unsere Eindrücke sammeln konnten. Alles ist hier auf Tourismus ausgerichtet und fast jeder der jährlich über 4 Millionen Besucher des Nationalparks besucht auch die Stadt Banff. Selbst jetzt in der Nachsaison war die Stadt ziemlich überlaufen und so waren wir froh, nach einem halben Tag wieder die Ruhe des weitläufigen Nationalparks genießen zu können.
Am Moraine Lake wanderten wir über den Rockpile Trail zum schönsten Aussichtspunkt über den See und das Valley of the Ten Peak. Vor dieser beeindruckenden Kulisse gaben sich an diesem Nachmittag Susan und Dan das Ja-Wort. Dan klärte in einer kurzen Ansprache über den Grund dieses ungewöhnlichen Ortes für eine Hochzeit auf. Vor einem Jahr war er mit Susan in den umliegenden Bergen beim Bergsteigen verunglückt und wurden aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet. Seit diesem Tag stand für das Paar fest, dass ihre Eheschließung genau hier stattfinden soll.
Die kleine Hochzeitsgesellschaft ließ den Tag in der nahe gelegenen Lodge ausklingen und wir fuhren auf dem Icefields Parkway weiter hinein in den schönen Nationalpark.
20.09.09 – Sunwapta Falls
Nicht umsonst werden die Nationalparks Bannf und Jasper als die Filetstücke der kanadischen Parks bezeichnet. Katharina war von der Natur absolut begeistert und es gab immer wieder Neues zu entdecken. Der Herbst war in den Rocky Mountains eingezogen und ließ die Landschaft, die Berge und Seen anders wirken als bei unserem ersten Besuch des Parks.
Zu dieser Jahreszeit waren wenig Touristen im Nationalpark, viele der Campgrounds waren schon geschlossen und so standen wir meist in freier Natur an den schönsten Plätzen und verbrachten dort die Nächte. Am Wilcox Pass hatte es schon geschneit und wir sind für die Nacht zu den Sunwapta Falls, knapp 1000 Meter tiefer, gefahren. Die ganze Nacht regnete es und am Morgen war wieder der schönste Sonnenschein. Solch eine Wettersituation hatten wir in den letzten Wochen sehr oft erlebt.
Nach dem Frühstück ging es zum Wasserfall. In völliger Ruhe standen wir drei vor dem Naturschauspiel, jeder mit seinen Gedanken und Eindrücken beschäftigt, als wir in Deutsch angesprochen wurden: „Hallo Familie Hiltmann, wie geht es denn so?“. Überrascht drehten wir uns um und fragten uns, woher das ältere Ehepaar unseren Namen kennt. Das Rätsel war dann schnell gelöst. Im Kundenmagazin „Hobby heute“ hatten sie vor ihrem Urlaub über unsere Reise gelesen und unser Wohnmobil auf dem Parkplatz wieder erkannt. Nach einem netten Gespräch verabschiedeten wir uns und schüttelten noch einige Male den Kopf über so viel Zufall.
23.09.09 – Nach Vancouver Island
Wir hatten uns für Kathis Besuch ein straffes Programm vorgenommen und so waren wir nach einer reichlichen Woche schon auf der Fähre nach Vancouver Island – der größten Pazifikinsel Nordamerikas. Knapp 2 Stunden dauerte die kleine Kreuzfahrt von Vancouver durch die Inselwelt von Gulf Island nach Swartz Bay, nahe Victoria.
Vancouver Island gehört zur Kanadischen Provinz British Columbia und ist mit 460 Kilometer Länge und über 31.000 km² Fläche fast so groß wie Nordrhein Westfalen.
Die Insel ist geprägt durch ihre unterschiedlichen Klimazonen und Landschaftsformen. Während im Südosten lange Sandstrände und ein gemäßigtes Klima die Badeurlauber bis in den Herbst anziehen ist der Inselwesten mit dichtem Regenwald bewachsen. Die westliche Küste ist rau und windig. Hier fühlen sich vor allem Surfer und Strandspaziergänger wohl. Der Pacific Rim Nationalpark schützt diesen Küstenabschnitt in seiner Ursprünglichkeit.
Unser erstes Ziel war der Inselsüden. An der durch das US-amerikanische Festland geschützten Juan de Fuca Strait standen wir mit unserem Hobby direkt am Strand und beobachteten Grauwale, die auf ihrem Weg von Alaska zurück nach Mexiko hier vorüber zogen. Fast einen ganzen Tag verfolgten wir das Spiel der Wale, die immer kurz nachdem sie eine Fontäne ausgeblasen hatten an der Wasseroberfläche sichtbar waren und zum Teil kraftvoll in die Luft sprangen. Zwischenzeitlich hatten Petra und Kathi trockenes Holz und Baumrinde am Strand gesammelt, so dass wir den Tag wieder mit einem ordentlichen Campfeuer am Strand ausklingen lassen konnten.
24.09.09 – Auf dem Juan de Fuca Marine Trail durch den Regenwald
Eine Wanderung durch den dichten Regenwald gehört auf Vancouver Island zum „Pflichtprogramm“. Wir hatten einen ca. 10 km langen Teilabschnitt des Juan de Fuca Marine Trails ausgesucht und gegen 09:00 Uhr ging es los. Anfangs wanderten wir auf normalen Wegen bis dann der Regenwald immer dichter wurde und wir bergauf und bergab über Wurzeln und umgefallene Bäume steigen und an steilen glitschigen Abhängen unseren ganzen Mut zusammen nehmen mussten. Der Regenwald wird sich hier völlig selbst überlassen und nur am Trail wurde an den unwegsamsten Stellen manchmal ein Durchstieg in die umgefallenen Bäume geschnitten.
Unseren Basko gefiel es wohl am Besten. Er lief immer einige Meter voraus und erkundete das Terrain um dann zurück zu kommen und uns den (seiner Ansicht nach) besten Weg zu zeigen. Die 50 Meter hohe schwankende Hängebrücke war noch mal eine echte Herausforderung, nicht nur für Basko. Müde, durstig und glücklich über das schöne Wandererlebnis erreichten wir unseren Hobby.
Bis nach Port Renfrew, dem letzten Ort auf der Stichstrasse # 14 schafften wir es an diesem Tag noch. Mitten im Wald fanden wir unser ruhiges Nachtquartier.
26.09.09 – Victoria
Am südlichsten Ende der Insel liegt in bevorzugter Lage Victoria, die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Victoria ist mit den roten Doppeldeckerbussen und der viktorianischen Altstadtarchitektur die wohl britischste Stadt Kanadas. Beschaulich und liebenswert ist sie zweifellos. Am Hafen bieten Kunsthandwerker ihre Waren an, Gaukler führen, umringt von einer Menschenmenge ihre Kunststücke vor und so mancher Straßenmusikant unterhält die Passanten in der Hoffnung auf eine kleine Spende.
Kathi war vom Shoppingfieber befallen – hier ist ja alles sooo günstig – und Petra musste zur Beratung unbedingt mitgehen. Ich hab die Zeit in der Altstadt und am Hafen verbracht. Es war so schön, auf den warmen Steinen der Hafenmauer in der Sonne zu sitzen und dem Reggae eines wirklich guten Straßenmusikers zu lauschen. Viel zu schnell waren die vereinbarten 3 Stunden vorbei und meine zwei Frauen standen, mit Taschen und Beuteln bepackt wieder vor mir.
Bei Sonnenuntergang sind wir dann auf dem Scenic Marine Drive bis zur Cadboro Bay gefahren. An der Küstenstrasse liegen exklusive Villen und großzügige Anwesen. “Hier könnten wir es auch aushalten“ war unsere einstimmige Meinung, doch die Worte blieben uns im Hals stecken, als wir den 7-stelligen Preis eines zum Verkauf stehenden Hauses sahen. Da bleiben wir doch lieber bei unserem Hobby – und Rasenmähen brauchen wir auch nicht.
29.09.09 – Nach Tofino und zum Pacific Rim Nationalpark
Über Nanaimo und Port Alberni fuhren wir an die raue Westküste der Insel. Hier liegt der Pacific Rim Nationalpark und Long Beach ist das Kernstück des Nationalparks. Dieser von Felsen unterbrochene und eingerahmte Strand voller Treibholz ist in seiner Ursprünglichkeit einmalig an British Columbias Küste.
Beachcombing (Strandwandern) und Surfen ist hier angesagt. Wir haben auf das Zweite verzichtet und bei einer ausgedehnten Wanderung lieber die Künste der Surfer auf ihren Brettern vom Strand aus bewundert. Hier herrscht eine solch starke Brandung und Unterströmung, dass selbst das Baden und Schwimmen nur mit Einschränkungen und an bestimmten Stellen erlaubt ist.
Tofino selbst hat uns nicht sonderlich beeindruckt. Ein kleines Küstenstädtchen mit touristisch überzogenem Angebot und schon fast im Winterschlaf. Viel schöner fanden wir den kleinen, noch ursprünglichen Nachbarort Ucluelet. Hoch über den Klippen verläuft hier um den alten Leuchtturm herum der romantische Wild Pacific Trail, den man nicht auslassen sollte.
Nach drei erlebnisreichen Tagen fuhren wir auf dem Highway # 4 durch dichte Wälder, vorbei an glasklaren Seen und wilden Flüssen nach Nanaimo zurück. Von hier ging am nächsten Tag mit der Fähre zurück nach Vancouver.
03.10.09 – Abschied in Vancouver
Die letzte Nacht mit Kathi verbrachten wir in Squamish, nördlich von Vancouver. Am nächsten Morgen waren wir schon recht früh auf dem Weg nach Vancouver City – wir wollten diese tolle Stadt noch gemeinsam besuchen und Kathi hatte noch so viel einzukaufen. Die Küstenstrasse von Squamish nach Vancouver heißt „Sea to Sky Highway“ und macht dieser Bezeichnung alle Ehre. Hoch über der Horseshoe Bay, eng an die Steilküste geschmiegt und weitestgehend auf Stützen gebaut verbindet dieser Highway in seiner Verlängerung Vancouver mit den nördlichen Skigebieten in Whistler, wo die Ski- und Rodeldisziplinen der Olympischen Winterspiele 2010 ausgetragen werden.
Mit dem Wohnmobil ist es kaum möglich in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Wir parkten den Hobby in North Vancouver und nutzten den Sea Bus, um über das Burrard Inlet nach Vancouver Downtown überzusetzen. Bei dieser kurzen Fahrt hatten wir einen herrlichen Blick auf Vancouvers Skyline, auch als „City of Glass“ bezeichnet.
Die Innenstadt gilt als Einkaufsparadies und so drängten sich an diesem Sonnabendvormittag unzählige Menschen durch die Läden und Shoppingcenter der Robson Street, Vancouvers Flaniermeile, und der umliegenden Strassen.
Beschaulicher ging es in der Gastown, dem ältesten Stadtteil Vancouvers zu. Dieser einst heruntergekommene Stadtbezirk wurde umfassend restauriert und ist heute eine Sehenswürdigkeit der Stadt. Besonders die Steam Clock in der Water Street, eine dampfbetriebene Uhr, welche viertelstündlich pfeift und Dampf ablässt, wird von kaum einem Besucher der Stadt ausgelassen.
Zurück am Hobby sah ich als erster den Strafzettel an der Frontscheibe. Obwohl das Parken in dieser Strasse erlaubt war standen wir zu nahe an einem Hydrant. Die Strafe: $ 0,00 - mit dem Kommentar „This is a warning, do not pay“. Fast zum Abschluss unseres Kanada-Trips hatten zum wiederholten Mal die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der kanadischen Menschen und an diesem Tag speziell auch der kanadischen Polizei erfahren.
Die Fahrt zum Airport führte uns noch mal quer durch das belebte Zentrum Vancouvers und da war er auch schon da, der Abschied von unserer Tochter, der uns allen sichtlich schwer fiel. Unsere Stimmung war an diesem Abend sehr gedrückt. Mit einem kurzen Anruf teilte uns Kathi am nächsten Tag ihre gute Landung und Ankunft in Leipzig mit – und sie sprühte schon wieder vor Ideen und Reiseplänen für ihren nächsten Besuch bei uns.
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