Nach dem „Insidergespräch“ mit Ralph und Natalie haben wir unsere ursprünglichen Pläne geändert. Wir wollten den Banff- und Jasper-Nationalpark über Edmonton umfahren und uns dieses Filetstück kanadischer Natur für den September aufsparen, weil unsere Tochter dann zu Besuch bei uns sein wird.
„Ab Anfang September kann es im Jasper-Nationalpark schon Schnee und Nachtfrost geben“ warnte uns Ralph und korrigierte damit unser falsches Bild vom goldenen Herbst in den kanadischen Rockys. „Dann sollten wir doch über die zwei Nationalparks fahren“ meinte Petra. Calgary war unser vorerst westlichster Punkt, ab hier ging es in nördliche/ nordwestliche Richtung.
Wir rollten auf dem Highway 1 in Richtung Banff und waren überrascht, wie schnell sich die Landschaft änderte. Schon wenige Kilometer nach Calgary zeichneten sich am Horizont majestätisch die Ausläufer der Rocky Mountains ab. Je näher wir dem Banff-Nationalpark kamen, umso gewaltiger präsentierten sich die teils schneebedeckten Berge.
Banff selbst ist ein attraktiver und in der Saison ziemlich überlaufener Touristenort. Hier war vor Jasper die letzte Möglichkeit zu vernünftigen Preisen einzukaufen. Die örtliche Filiale von Safeway ist eine Goldgrube und auch wir trugen ein wenig dazu bei, indem wir uns für die nächsten Tage mit allem Notwendigen eindeckten. Zum wiederholten Male freuten wir uns über den großen Kühlschrank im Hobby und dank unseres Gefrierfaches hatten wir sogar jeden Tag frisches Brot.
Wir verließen Banff in Richtung Lake Louise auf dem alten Highway 1A. Langsam fuhren wir in der Abenddämmerung die 45 km der unbelebten Strasse und konnten Bighorn-Schafe, Füchse, Elche und – einen Wolf beobachten. In den nächsten Tagen sahen wir dann auch endlich unseren ersten Schwarzbär. Er stand nur wenige Meter neben der Strasse und ließ sich sein „Abendbrot“ schmecken. Das Schmatzen beim Abreißen und Zerkauen der jungen Triebe hörte man ganz deutlich.
In Lake Louise beginnt der Icefields-Parkway, der uns auf den nächsten 230 km bis Jasper eine atemberaubende Landschaft erschlossen hat. Nicht zu Unrecht wird diese Strasse als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas bezeichnet.
Seen, Wälder, Berge, Gletscher, Flüsse, Stromschnellen und Wasserfälle sind die „Grundelemente“, aus denen in ständig wechselnder Zusammenstellung diese traumhafte Gebirgslandschaft besteht. Fast schon unreal wirkten manche Postkartenmotive – aber die Natur war wirklich so. Die Seen und Flüsse hatten eine türkis-blaue Färbung, verursacht durch Mineralien, die aus dem Gletscher stammen oder aus dem Gestein herausgewaschen wurden.
Der Nationalpark ist hervorragend erschlossen und betreut. Es gibt wunderbar angelegte oder gekennzeichnete Wanderwege, idyllisch gelegene Campgrounds, Gletscher- und Badeseen, Aussichtspunkte an der Strecke und unzählige Informationstafeln. Neben dem netten Beratern in den Visitor Centres gab es viele Parkrancher, die uns sehr freundlich und hilfsbereit über die aktuelle Situation und mögliche Gefährdungen informierten.
Eine Woche genossen wir die phantastische Natur, waren Wandern, Schwimmen und haben jeden Tag auf einem anderen am Fluss oder am See gelegenen Campground übernachtet. Jeden Abend wurde ein zünftiges Campfeuer angezündet und wir glauben, dass wir jetzt langsam im Kanada unserer Vorstellungen angekommen sind.
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