Montag, 10. August 2009

19.07. – 06.08.2009: Auf dem Alaska-Highway von Dawson Creek nach Delta Junction

19.07.2009 – Mackenzie

Auf der Fahrt von Jasper nach Dawson Creek hatten wir eine Übernachtung auf etwa halber Strecke in Mackenzie geplant. Der Campground von BC Hydro, einer großen Energiefirma, liegt etwas versteckt im Wald und direkt am Williston Lake. Wir waren fast allein auf dem gepflegten Platz und Petra meinte: “Hier bleiben wir einige Tage“.
Wir haben unseren „Haushalt“ in Ordnung gebracht, Reiseberichte geschrieben, Fotos sortiert und uns herrlich erholt. Der See war angenehm warm und die Sonne verwöhnte uns. Mit Petra und Mario, zwei Auswanderern aus Deutschland, verbrachten wir einen ganzen Tag – soviel Interessantes hatten sie über das Leben in Kanada und ihre Weltreise vor drei Jahren zu berichten.

Trotz des schönen und kostenlosen Platzes hielt uns nach 4 Tagen nichts mehr, wir wollten weiter zum Alaska-Highway. Noch ein kurzer Stopp in Mackenzie zum Wasser auffüllen, ein schnelles Foto von der weltgrößten Rodungsmaschine, die beim Staudammprojekt eingesetzt wurde und schon rollten wir auf dem Highway 97 Richtung Norden.

Über Chetwynd, einem kleinen Bergarbeiterstädtchen das durch seine über 60, mit Kettensägen geschnitzten Holzskulpturen bekannt wurde fuhren wir weiter nach Dawson Creek.

24.07.2009 – Dawson Creek

In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway, jene legendäre Strasse, die 1942 auf Grund der japanischen Bedrohung nach dem Angriff auf Pearl Harbour von 11.000 US-Soldaten in nicht einmal 9 Monaten durch die Wildnis gebaut wurde. Der amerikanische Pioniergeist wird in Museen, Ausstellungen und auf unzähligen Infotafeln entlang des Highways dargestellt. Im Laufe der Jahre wurde aus der einstigen militärischen Nachschubstrasse ein fast durchgängig asphaltierter Highway, der den Norden Kanadas und Alaska erschließt.

Nachdem wir uns im Alaska-Highway-Haus über die schwierigen Baubedingungen informiert und das obligatorische Foto am Mile Zero Post (Meile 0) geschossen haben nahmen wir den Alaska-Highway mit seinen 2230 km in Angriff.

Die ersten 400 km bis Ford Nelson verläuft der hier gut ausgebaute Highway fast schnurgerade durch Wälder und Farmland. Es gibt am Weg nur kleine Indianersiedlungen und wenige einsame Rasthäuser mit Tankstelle – oftmals aber ohne Dieselangebot. Schon hier spürten wir die Weite des Nordens und erkannten, wie wichtig es ist ausreichend Kraftstoff und ein gut gefüllten Kühlschrank an Bord zu haben.

25.07.2009 – Fort Nelson

In Fort Nelson haben wir Tank und Reservekanister aufgefüllt und einige Lebensmittel eingekauft. Auf dem Parkplatz des Supermarktes stand unser Hobby wieder einmal im Mittelpunkt. Mit einem amerikanischen Wohnmobil hätten wir wohl kaum so viele spontane Begegnungen gehabt.

„Was ist das für ein Nummernschild?“, „Wo kommt ihr denn her?“, „Habt ihr das Wohnmobil aus Deutschland mitgebracht?“, … waren die Fragen, die wir hier wie auch schon während der bisherigen Reise immer wieder gestellt bekamen. Oftmals zeigten wir unseren Hobby von innen und sahen staunende Gesichter. Soviel Chic und solch intelligente Lösungen auf kleinem Raum gibt es in amerikanischen Wohnmobilen nicht.

Auf diese Weise wieder einmal schnell in Kontakt gekommen wurden wir spontan von Leanne und ihren zwei Schwestern zum Dinner eingeladen. Es war ein Familientreffen und wir gehörten einfach dazu. Diese zwanglose und ehrliche Gastfreundschaft hatte uns auch diesmal wieder tief beeindruckt. Am nächsten Morgen wurden wir wie alte Freunde mit vielen guten Wünschen und einem Erinnerungsgeschenk verabschiedet und nahmen den nächsten Streckenanschnitt unter die Räder.

Die Landschaft wurde hinter Fort Nelson zunehmend attraktiver, was im Gegensatz zu dem sich verschlechternden Straßenzustand des Alaska Highway stand. Schotter, Staub, Schlaglöcher und Baustellen waren eine erste Bewährungsprobe für unseren Hobby. Entschädigt wurden wir durch eine grandiose Natur. Wir waren wieder in der Bergwelt der Rocky Mountains, sahen Dallschafe, Elche, Bären und Büffel – aber kaum Menschen jenseits der Strasse.

Umso überraschter waren wir, als vor einer kleinen Kirche gerade ein Paar getraut wurde und wir fragten uns, woher die vielen Gäste in dieser sonst so menschenleeren Gegend kommen.

Die Strasse führte uns weiter durch Flusstäler und vorbei an eiskalten Bergseen. Hier war Schwimmen kein Genuss! Umso heißer, genau gesagt zwischen 42 und 53 Grad, war das Wasser in den Liard River Hot Springs. Wir haben das Bad in den heißen Mineralquellen mehrmals genossen, um dann hilflose Opfer von unzähligen aggressiven Mücken zu werden, die sich in den warmen Sümpfen bei den Hot Springs auch recht wohl fühlten.

28.07.2009 - Watson Lake

Mit Watson Lake haben wir das Yukon Territorium und die drittgrößte Stadt des Yukon (nach Whitehorse und Dawson City) erreicht. Touristisch wäre die Stadt kaum erwähnenswert, hätte sie nicht den Sign Post Forest, eine Ansammlung von mittlerweile 65.000 Schildern aus aller Welt - und es kommen jedes Jahr über 2.000 neue dazu. Der Soldat Carl K. Lindley aus Danville, Illionois, hat 1942 mit einem Schild seines Heimatortes den Anstoß zu dieser Attraktion gegeben. Jeder „ordentliche“ Traveller, der durch Watson Lake kommt verewigt sich im Sign Post Forest und auch unser „C MW 694“ mit einer goldenen Chemnitzer Gedenkmünze und ein origineller erzgebirgischer Lichterbogen zeugen davon, dass wir hier waren.

Übernachtet haben wir dann nicht in Watson Lake sondern 5 km nördlich am Watson Lake. Dort, wo vor einem Jahrhundert der Trapper Frank Watson mit seiner indianischen Frau in der Abgeschiedenheit dieser Gegend lebte verbrachten wir eine herrlich ruhige Nacht in einsamer Natur.

30.07.2009 – Whitehorse

In Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon, leben 24.000 Menschen und damit ¾ der Einwohner des ganzen Territoriums. Der Ort entstand 1898 als Tausende von Glücksrittern zu den Goldfeldern am Klondike zogen. Der Yukon, ab hier bis Dawson City und weiter bis zur Beringsee schiffbar, war für die Goldsucher mit ihren selbstgebauten Booten und Flößen der letzte Abschnitt ihres langen und beschwerlichen Weges nach Dawson City. Die Lage am Yukon-River sicherte der Stadt eine rasante Entwicklung. Ab 1900 verband eine Eisenbahnlinie Whitehorse mit Skagway in Alaska. Die gefährlichen Stromschnellen flussaufwärts am Miles Canyon, die der wehenden Mähne eines weißen Pferdes ähnlich sahen und der Stadt ihren Namen gaben sind heute verschwunden.

Der Bau eines Staudammes im Jahre 1958 zähmte den Yukon und staute ihn zum Schwatka Lake. Ganz entspannt konnten wir mit der kleinen MV Schwatka durch den Miles Canyon flussaufwärts fahren und die Natur genießen. Hier sahen wir auch unsere ersten Weißkopfseeadler.

Erwähnenswert ist auch die Fischleiter am Schwatka-Staudamm, die gebaut wurde, um den Königslachsen den Weg über den Damm zu ermöglichen. In der dazugehörigen Fischaufzuchtanlage werden kleine Lachse, sogenannte „fry“ gezogen und dann im Oberlauf des Yukon freigesetzt. Damit wird der Bestand an Lachsen erhalten oder gezielt vergrößert.

Die SS Klondike vermittelte uns einen Eindruck von der Zeit, als Sternwheeler das Hauptverkehrsmittel auf dem Yukon waren. Dann noch Museen und Stadtbummel, Einkaufen und Internet, … sowie ein ganz netter letzter Abend mit Crystal und Jiri, einem amerikanisch- tschechischen Paar, welches mit ihrem Hund Yukon in einem Pickup unterwegs waren. Wir hatten gemeinsam viel Spaß, waren nach den 3 Tagen in Whitehorse aber froh wieder on the road zu sein. Alaska war in greifbarer Nähe!!

05.08.2009 – Grenze Kanada-Alaska

Unsere Fahrt in Richtung Grenze verlief entlang des Kluane Lake. Hier stehen noch die Überreste von Silver City und am historischen Soldier Summit wurde der Alaska Highway am 20. November 1942 offiziell eröffnet. Unser avisierter Campingplatz am Congdon Creek war leider aus Sicherheitsgründen geschlossen – Grizzlybären!!! , Fünfhundert Meter weiter fanden wir einen schönen Platz am Seeufer und waren bei Spaziergängen gaaanz vorsichtig. Die Bärenglocke war immer dabei.

In Beaver Creek, dem letzten Ort vor der Grenze informierten wir uns noch einmal zu den Einreisebestimmungen und erfuhren, dass wir kein Obst und keine landwirtschaftlichen Produkte nach Alaska einführen dürfen. Die USA hat recht restriktive Einfuhrbestimmungen. Nun gut, das letzte kanadische Obst ist schnell gegessen, Fleisch und Wurst wurden im Auto versteckt und unsere weiteren Vorräte – wir ließen es darauf ankommen.

Für unser Auto hatte sich kein Grenzbeamter interessiert. Dafür bekamen wir das falsche Visum in den Pass gestempelt und haben auf unsere Nachfrage erst einmal Ratlosigkeit erzeugt. Unser B2-Visum hatte der Officer übersehen – aber ein amerikanischer Einreisebeamter macht keine Fehler!! Plötzlich wurde der Ton rauer, wir werden ausgefragt, was wir so lange in den USA wollen, vielleicht gar noch arbeiten. Mit einem Redeschwall, dass schon alles in Ordnung sei und was wir bei der Ausreise aus Alaska alles beachten müssten bekamen wir unsere Pässe zurück.

Wir waren in Alaska – dem nördlichsten Staat des Kontinents und statt schneebedeckte Berge und Gletscher sahen wir erst einmal gar nichts. Alaska litt unter zahlreichen schweren Waldbränden und dichter Rauch hing in der Luft, verdeckte die Sonne und ließ uns maximal 100 Meter weit sehen. Am Deadman Lake verbrachten wir unsere erste Nacht in Alaska.

06.08.2009 – Delta Junction

Noch 300 km sind es bis zum offiziellen Endpunkt des Alaska Highway in Delta Junction. Die Strasse war in einem guten Zustand und erforderte kaum Aufmerksamkeit, es gab wenig Verkehr in diesem dünn besiedelten Gebiet und durch den Rauch sahen wir kaum etwas von der Landschaft. Petra wollte gerade nach hinten gehen und uns eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holen. Ja, ja, wir wissen schon, dass man das während der Fahrt nicht macht – aber, was sollte denn hier schon passieren… Groß wie ein Pferd kam eine Elchkuh ca. 20 Meter vor uns aus dem Wald gelaufen und rannte quer über die Strasse. Nur meiner Notbremsung war es zu verdanken, dass es der Elch gerade noch geschafft hat. Dafür hat Petra jetzt blaue Flecken und Blessuren. Uns wurde wieder einmal klar, wie schnell so eine Reise auch eine ganz andere Wendung nehmen kann und wir sind froh, dass alles noch so glimpflich abgelaufen ist. Wir werden in Zukunft noch vorsichtiger sein!!!