Montag, 7. Juni 2010

30.04.2010 – 19.05.2010: Auf den Spuren der Maya - Yucatan-Rundreise mit Kathi

30.04.2010 – Über Playa del Carmen nach Tulum und Coba


Zur Einstimmung auf unsere Yucatan-Rundreise haben wir uns noch einen Tag an Cancuns herrlichen Stränden gegönnt. Am Ende des Tages hatten wir dann die Reiseroute abgestimmt, und Kathi hatte ihren ersten Sonnenbrand.


Nach einem ausgiebigen Frühstück mit ungarischer Salami und französischen Käse - alles von Kathi eingeschmuggelt – starteten wir am nächsten Morgen in Richtung Süden. Playa del Carmen war unser erstes Zwischenziel. In einer ruhigen Seitenstraße, nahe dem touristischen Zentrum, stand unser Hobby sicher und wir erkundeten den Ort. Es war früher Nachmittag, sonnig und heiß. Die Stadt war wie leergefegt. Dafür war der Strand übervoll. Ein kleines Plätzchen hatte man uns noch freigelassen, so dass wir den Rest des Tages bei einer frischen Seebrise am und im Wasser verbringen konnten.


„Wollen wir heute Nacht hierbleiben“ hatte Kathi gefragt. „Dann können wir am Abend in die Stadt gehen“. Das war eine gute Idee! Ich hatte gar keine Lust weiter zu fahren und freute mich schon lange auf ein eiskaltes Corona-Bier.


Playa del Carmen, der zweitgrößte Touristenort Yucatans, ist nicht so künstlich und steril wie Cancun. In der Innenstadt gibt es kleine Hotels, Shops und eine ausgeprägte Restaurant- und Kneipenszene. Wir bummelten durch die Innenstadt, nahmen hier und da einen Drink, aßen beim Italiener leckere Pizza.


Erst gegen Mitternacht waren wir zurück am Hobby. Basko hatte gut aufgepasst – er konnte aber nicht verhindern, dass wir von hinten total zugeparkt wurden. Kein Blatt Papier passte mehr dazwischen und wir waren froh, dass nichts beschädigt war.


Am nächsten Morgen, Playa del Carmen schlief noch, sind wir sehr zeitig nach Tulum gefahren, um vor der Mittagshitze und den anderen Touristen dort zu sein. Tulum ist die einzige Mayasiedlung, die direkt am Meer liegt und genau das macht auch ihren Reiz aus. Von hier fuhren die Mayas in ihren seetüchtigen Kanus bis nach Guatemala, Honduras und sogar bis nach Costa Rica und Panama.


Über türkisfarbenem Meer und weißem Sandstrand erheben sich El Castillo, das am meisten beeindruckende Bauwerk Tulums, und mehrere kleinere Tempel. Es ist ein großartiger Anblick, wie sich diese gut erhaltenen Mayabauten mit Land und Meer zu einer harmonischen Schönheit verbinden. Die restlichen Bauwerke sind fast ausschließlich stark beschädigte Ruinen.


Gegen Mittag kamen die Reisebusse mit hunderten Touristen aus den umliegenden All Inclusive Hotels, erkenntlich an den farbigen Armbändchen. Jetzt hatten auch die Voladores ihr Publikum. Kopfüber ließen sie sich, an Seilen hängend, von einem hohen Mast herabdrehen und zeigten damit eine alte kultische Handlung der Totonaken.


Uns wurde es jetzt zu hektisch und zu heiß. An den Stränden, südlich von Tulum, verbrachten wir den Rest des Tages und die Nacht.


Am nächsten Morgen war wieder zeitiges Aufstehen angesagt. Wir fuhren nach Cobá, 45 km westlich von Tulum gelegen. Im dichten Busch, abseits des Touristenrummels von Tulum, liegen hier eindrucksvolle Ruinen und das höchste Mayabauwerk Yucatans, die Pyramide Nochol Mul.


Cobá, älter als Tulum und Chichen Itza, war in der Maya-Spätklassik das wichtigste Zentrum im Nordosten Yucatans und es ist wohl die ausgedehnteste Mayasiedlung überhaupt. Richtig sichtbar wird dies jedoch nicht, weil auf dem rund 70 Quadratkilometer großen Gelände erst ganz wenige Bauten freigelegt und rekonstruiert sind. Es ist schon ein beeindruckender Gedanke, dass unter vielen Erdhügeln noch Geheimnisse auf die Archäologen warten, und mancher Stein im Gelände vielleicht die Spitze eines unentdeckten Tempels oder Gebäudes ist.


Anders als in Tulum konnten wir einige Gebäude, und auch die große Pyramide Nohoch Mul, besteigen. Die Treppen sind stark beschädigt und der Aufstieg schien nicht ganz leicht zu sein. Trotz der Hitze wollten wir hinauf. 117 Stufen mussten wir erklimmen, bis wir von der oberen Plattform eine tolle Aussicht über den dichten, alles verschlingenden Wald und einzelne Ruinen hatten. Wir ruhten uns aus und freuten uns an dem Ausblick und der kühlen Brise in 42 Meter Höhe.


Der Abstieg war schon etwas anspruchsvoller. Manche Touristen rutschten auf dem Hosenboden, Stufe für Stufe, nach unten. Die ca. 60 Grad starke Neigung sah von oben ganz anders aus. Rückwärts, mit der Hand an dem Hilfsseil, kamen wir verschwitzt, aber glücklich unten an.


05.05.2010 – Chichen Itza


Unsere Fahrt nach Chichen Itza führte über Valladolid. Vor 3 Wochen hatten wir hier, in der kleinen sympathischen Ford-Werkstatt, den Wartungsservice für unseren Ford Transit erledigen lassen. Ein erforderliches Ersatzteil für unsere Kupplung musste erst bestellt werden. Wir verständigten uns darauf, auf der Fahrt nach Chichen Itza kurz vorbei zu kommen und den Kupplungsgeberzylinder wechseln zu lassen. Leider hatte ich den Service zu früh gelobt. Das Teil war noch nicht geliefert, es würde noch mal 10 Tage dauern. An den geschäftigen Anrufen und Durchgeben der Fahrgestellnummer konnte ich erkennen, dass das Teil noch gar nicht bestellt war. Vielleicht hatte man geglaubt, dass ich nicht wieder komme. Ich war enttäuscht. Kathi hätte das Teil problemlos aus Deutschland mitbringen können. Vielleicht sind hier auch meine deutschen Maßstäbe fehl am Platz.


In Piste, dem kleinen Ort nahe Chichen Itza, haben wir auf dem Campingplatz des Hotels Stardust Inn übernachtet, um am nächsten Morgen ganz früh an der bekanntesten archäologischen Stätte Yucatans zu sein. Nur wenige Minuten waren es von Piste nach Chichen Itza und zum großen Parkplatz. Hier steht das monumentale Empfangsgebäude, welches uns schon einen ersten Eindruck von der touristischen Bedeutung dieser Mayastätte gab. Schön war, dass es hier Tageskarten gab, die zum mehrmaligen Betreten des Geländes berechtigten.


Kurz hinter dem Eingang sahen wir die meisterhaft gebaute Kukulkán-Pyramide, das eindrucksvollste und wohl auch bekannteste Bauwerk von Chichen Itza. Die Pyramide wurde um 800 begonnen und später, zwischen 1100 und 1300, von den Tolteken fertig gestellt. Beeindruckend sind die Perfektion der Bauausführung sowie die exakte Ausrichtung der Pyramide auf den Einfall der Sonnenstrahlen während der Tagundnachtgleiche. Am 21. März und am 23. September jeden Jahres wirft die tief stehende Sonne ein gewelltes Schattenband auf die nördliche Aufgangstreppe. Dabei entsteht der Eindruck, eine Schlange würde sich von oben herab winden – der Herabstieg Kukulkáns.


Die astronomischen Erkenntnisse hatten die Mayas durch eine jahrelange Himmelsbeobachtung erworben. Ein weiteres interessantes Gebäude in Chichen ähnelt einem modernen Observatorium. Von diesem, als El Caracol bezeichneten Kuppelbau beobachteten die Mayas über Jahrzehnte, Nacht für Nacht, die Sterne. Ohne optische Instrumente, ausschließlich unter Nutzung von Peilkanten und ihres logischen Denkvermögens, waren sie in der Lage Sonnen– und Mondfinsternisse, den Lauf und die Position der Gestirne sowie die genaue Ausrichtung der Kukulkan-Pyramide zur Erzeugung des Schlangeneffekts vorauszusagen.


Chichen Itza ist wirklich eine archäologische Sensation! Leider konnten wir kein einziges Bauwerk betreten, auch die Kukulkán-Pyramide nicht mehr. Genervt haben uns die unzähligen Souvenirhändler, die jeden Weg belagerten und blockierten. Damit geht viel von der Stimmung an diesem großartigen Ort verloren.


Die abendliche Licht- und Tonschau rundete diesen Tag ab.


07.05.2010 – Celestún und Uxmal


Von Chichen Itza fuhren wir nach Celestún an der Westküste Yucatans. Das schläfrige Fischerstädtchen liegt knapp 100 km westlich von Merida auf einer langgestreckten Landzunge, mitten im Reserva de la Biosfera Ría Celestún, (UNESCO-Biosphärenreservat). Hier findet man eine weltweit einmalige arten- und sortenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Hauptattraktion sind aber die nur hier anzutreffenden Karibikflamingos. Das niedrige, vor direkter Ebbe und Flut geschützte tropische Salzwasser und reichlich Nahrung sind die Gründe dafür, dass sich die rosaroten Flamingos hier zu tausenden ansiedeln. Ändern sich die Lebensbedingungen nur geringfügig, dann ziehen sie weiter. Natürlich wollten wir die Flamingos sehen. Viel Hoffnung hatte uns unser Bootsführer nicht gemacht, in den letzten Tagen waren keine der großen rosafarbenen Wasservögel zu sehen gewesen, aber das Reservat bietet so viel Natur, dass wir uns trotzdem für eine Bootstour entschieden haben.


Nach 20 Minuten Fahrt in die Meeresbucht sahen wir wirklich eine kleine Gruppe Flamingos im flachen Wasser stehen. Ganz langsam fuhren wir näher, ohne die kritischen Distanz zu unterschreiten. Es war ein schöner Anblick, wie die stolzen Tiere sich grazil bewegten, ihre Hälse streckten und ihr, an der Unterseite dunkles Gefieder zeigten. Dabei wurden diese Bewegungen von fast allen Tieren gleichzeitig ausgeführt. Leider war unsere Beobachtung dann schnell beendet, weil ein zweites Boot von der anderen Seite etwas zu nahe an die Kolonie heran kam. In kürzester Zeit waren alle Vögel in der Luft und flogen als rosaroter Schwarm davon.


Die weitere Fahrt führte durch einen Tunnel aus dichten Mangroven zu einer Süßwasserquelle, in der wir auch baden konnten. Die Bäume ringsum waren voller Wasservögel – wir sahen auch zwei kleine Affen.


Den Rest des Tages verbrachten wir am schönen Strand von Celestún. Baden, sonnen und dann noch frischen Fisch im Palapa-Strandrestaurant (Palapa = palmwedelgedeckte Hütte) – mehr kann man von einem Tag im Paradies nicht erwarten. Die Nacht konnten wir im Bootshafen verbringen. Am nächsten Morgen haben wir uns spontan für einen weiteren halben Tag am Strand entschieden, bevor wir nach Uxmal weitergefahren sind.


Uxmal ist, neben Chichen Itza, eine der bedeutendsten Mayastätten Yucatans. Gleich am Eingang steht die Pyrámide del Adivino, die Pyramide des Zauberers. Diese Bezeichnung geht auf die Legende zurück, dass die Pyramide von einem Zauberer in nur einer Nacht erbaut wurde. In Wirklichkeit sind fast alle Mayapyramiden durch mehrfache Überbauung kleinerer Bauwerke entstanden, so auch diese Pyramide. Das Besondere sind die hier abgerundeten Kanten, ein Novum auf Yucatan. Ähnlich wie in Chichen Itza gab es auch in Uxmal eine abendliche Licht- und Tonschau, bei der die Pyramide des Zauberers und das sogenannte Nonnenviereck im Mittelpunkt standen. Damit war unsere Abendunterhaltung gesichert und am nächsten Morgen waren wir, vor der Hitze und dem Besucherandrang, schon wieder zwischen den Ruinen unterwegs.


Kennzeichnend für Uxmal sind die großen rechteckigen Plätze, die von verschiedenen Gebäuden mit prunkvollem Friesdekor im Puuk-Stil umgeben sind. Das interessanteste Gebäude ist der Palast des Gouverneurs, ein knapp 100 Meter langer prächtiger Fassadenbau, der als Versammlungshaus für Adlige und als Residenz des Regenten genutzt wurde. Bei den weiteren Gebäuden von Uxmal besteht noch heute weitestgehend Unklarheit über den Zweck und die Nutzung. Auch über die realen und sozialen Lebensverhältnisse der ehemaligen Bewohner von Uxmal und anderer Mayastädte ist wenig bekannt.


Eines ist jedoch sicher, Uxmal war die einzige bekannte Mayastadt ohne direkten Zugang zu Wasser. Das lebenswichtige Nass musste als Regenwasser in Zisternen gesammelt werden und so verwundert es nicht, dass an fast allen Gebäuden der Regengott Chaak, der Hauptgott Uxmals, mit seiner großen Nase zu sehen ist.


Gegen Mittag wurden auch unsere Wasserflaschen leer und die Hitze fast unerträglich. Petra und Katharina hatten genug von den Ruinen und sind zum Hobby gegangen. Ich wollte noch einige Fotos machen und war auf der Suche nach schönen Einstellungen. Am Nonnenviereck bin ich einige Schritte ins hohe Gras getreten - und plötzlich hörte ich dieses aufgeregte Rasseln. Ich wusste sofort, was ich hier im Gras gestört hatte, aber noch sah ich die Klapperschlange nicht. Ganz langsam bin ich rückwärts gegangen, den Blick auf die Stelle, von wo das Geräusch herkam, gerichtet. Dann sah ich sie, zusammengerollt, mit erhobener Schwanzrassel im trockenen Gras liegen. Erst als ich genügend weit weg war fiel die Anspannung von mir ab. Ich wollte jetzt auch nur noch zum Hobby, meinen Durst stillen und den Tag ausklingen lassen.


In unserem Reiseführer steht, dass Uxmal anders ist als die übrigen Mayastätten - ich kann das voll bestätigen. Klapperschlangen hatten wir bisher noch nicht!


10.05.2010 – Isla Aguada und Palenque


Wir hatten uns eine kleine Ruhepause verdient, ein oder zwei Tage ohne Ruinen und Pyramiden. Gut geeignet schien uns der nette Campingplatz auf der Isla Aguada, auf dem wir schon einmal zwei Tage gestanden haben. Immer am Meer entlang, mit einer Zwischenübernachtung in Campeche, fuhren wir zu dem kleinen tropischen Paradies. Auf dem Platz wird die Rabattkarte „Passport Amerika“ akzeptiert, so dass wir normalerweise nur den halben Preis zu zahlen brauchten, aber auch diesmal wieder die gleiche Diskussion mit der Managerin darüber, wie viel 50% sind. Das Angebot sah in etwas so aus: Normalpreis pro Nacht sind 300 Pesos und mit Rabattkarte nur 250 Pesos - aber nicht mit uns. Wie schon beim letzten Besuch haben wir eine geschlagene halbe Stunde diskutiert – und dann natürlich nur den halben Preis bezahlt.


Der Tag verging viel zu schnell mit schwimmen, sonnen, relaxen. Am Abend wurde gegrillt und in der lauen Nacht saßen wir dann noch lange vor dem Wohnmobil und hatten so viel zu erzählen – Kathi von Deutschland und ihrer Arbeit und wir von Amerika und unserer Reise.


Am nächsten Morgen wurden wir von wilder mexikanischer Musik geweckt. Auf dem Wasser sammelten sich bunt geschmückte Boote, die dann in einer Formation, mit Böllerschüssen und Raketen, an der Stadt vorbeifuhren. „In Isla Aguada wird im Mai mehrere Wochen gefeiert, jeder Tag ist einer anderen Personengruppe gewidmet und heute ist der Tag der Fischer“ sagte uns die Hotelmanagerin. Die Feier ging bis spät in die Nacht und endete mit einem großen Umzug durch die Stadt. Was an den anderen Tagen ablief haben wir nicht mehr erleben können. Unser Zeitplan wäre in Gefahr gewesen. Gleich nach dem Frühstück sind wir am nächsten Morgen in Richtung Palenque gestartet.


Die Fahrt verlief ruhig, die Straßen waren in einem ordentlichen Zustand und wir kamen gut voran. Kurz hinter Chablé gaben uns die entgegenkommenden Fahrzeuge auf der Mex 186 Lichthupe und Zeichen, wir sollten langsamer fahren. Das ist üblich in Mexiko, man warnt sich gegenseitig vor Gefahren. Wenige Kilometer weiter sahen wir den Grund. Dichter Rauch lag über der Straße und ein beschädigter Bus stand am Straßenrand. Einige Autos waren auf den Randstreifen gefahren, die Fahrer diskutierten aufgeregt. Wir haben natürlich nichts verstanden, unser Spanisch war noch viel zu schlecht. Einzelne Fahrzeuge überholten uns, fuhren auf der Straße weiter und verschwanden bald im dichten Rauch. Auch von der anderen Seite kamen jetzt einige Autos durch. Nachdem wir eine halbe Stunde gewartet hatten entschlossen wir uns, die Unfallstelle zu passieren. Der Rauch war so dicht, dass wir auf den nächsten 50 Metern absolut nichts sahen – und dann plötzlich, direkt vor uns ein brennender PKW und abgesplitterte Autoteile auf unserer Fahrbahn. Im dichten Rauch eines Waldbrandes war dieser PKW mit dem Bus zusammengestoßen und hatte Feuer gefangen. Dadurch war der Rauch noch undurchdringlicher. Kathi hatte die Gefahr zuerst gesehen und ich konnte im letzten Moment ausweichen. Zum Glück war die Gegenfahrbahn frei. Erst nach etwa einer halben Stunde kamen uns Polizei- und Krankenwagen auf der Fahrt zur Unfallstelle entgegen. Das hätte auch ganz anders für uns ausgehen können, unser Schutzengel war wieder mit dabei. Wir fuhren nur noch bis zum Abzweig der Mex 199 und standen die Nacht, kurz vor Palenque, an einer PEMEX-Tankstelle.


Nur noch 40 km waren es am nächsten Morgen bis zu den Ruinen von Palenque, nach einer guten halben Stunde waren wir da. Eigenartige und ungewohnte Geräusche umgaben uns auf dem Weg durch das Gelände. Neben exotischen Vogelstimmen und dem Gezirpe von Zikaden hörten wir auch das heisere Fauchen der Brüllaffen. Eine Geräuschkulisse, die zu den geheimnisvollen Ruinen inmitten des Urwaldes passte. Auch in Palenque gibt es für Archäologen noch viel zu entdecken. Nur 10 % der über 500 Ruinen, Pyramiden und Tempel sind bisher freigelegt und immer wieder werden sensationelle Entdeckungen gemacht. Das schönste Bauwerk in Palenque ist der Templo de las Inscripciones, der Tempel der Inschriften, hoch oben auf einer als Grabmahl errichteten Pyramide. Erst 1952 entdeckte man hier das Grab von Pacal des Großen, dem wichtigsten Herrscher in Palenque, und damit das erste Grabmahl in einer Maya-Pyramide überhaupt. 1994 dann die nächste Sensation, das Grab der Roten Königin wurde in der benachbarten Pyramide XIII entdeckt und 2003 wurde wieder ein unversehrtes Grab in Palenque, 1400 Jahre alt, gefunden.


Wir sitzen im Schatten des El Palacio, dem Palast von Palenque, und lassen die außergewöhnliche Stimmung dieser versunkenen und wieder auferstandenen Stadt auf uns wirken. Wie muss es hier ausgesehen haben, als Palaenque noch eine lebendige Mayastadt mit tausenden Bewohnern war? Die, mit feinen Stuckreliefs verzierten Gebäude waren zinnoberrot angestrichen, und bildeten in der hellen Tropensonne einen fantastischen Kontrast zum azurblauen Himmel und dem satten Urwaldgrün. Und trotzdem wurde Palenque, wie alle anderen Mayastädte auch, von seinen Bewohnern vor ca. 1200 Jahren aufgegeben und verlassen. Die Gründe sind bis heute unklar, ein weiteres Betätigungsfeld für die archäologische Wissenschaft.


14.05.2010 – Chiapas Wasserfälle und Rückfahrt nach Cancun


Als letztes und südlichstes Ziel unserer Rundreise stehen Chiapas Wasserfälle auf unserem Programm. Nicht weit hinter Palenque erreichen wir nach kurzer Fahrzeit die Cascada Misol Há. Hier fällt das Wasser des Río Tulijá aus 35 Metern in ein Wasserbecken, in dem wir als erstes ein erfrischendes Bad nahmen. Auf einem Weg konnten wir direkt hinter die Wasserfälle gelangen und so den Sonnenuntergang durch den Wasservorhang betrachten. Duschen unter den Wasserfällen war hier auch möglich, so dass wir nach 2 Stunden herrlich erfrischt zum Hobby zurückkamen. Die Nacht verbrachten wir, mit einer interessanten Urwald-Geräuschkulisse, auf dem Parkplatz an den Wasserfällen. Auch Brüllaffen waren wieder in der Ferne zu hören.


Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter zum zweiten Wasserfall in Chiapas, den Cascadas Agua Azul. Sie werden als die schönsten Wasserfälle Mexikos bezeichnet. Die Straße ist kurvenreich und eng. Am Straßenrand oder an den Topes werden wieder Erfrischungen und Obst angeboten. Hier haben sich die Verkäufer, meist Frauen mit kleinen Kindern, etwas Neues einfallen lassen. Mit Stricken wurde die Straße gesperrt und wir zum Anhalten gezwungen. Ein Durchfahren hätte die Frauen, die die Stricke in der Hand hielten, sicher verletzt. Obwohl wir manchmal etwas an der Straße gekauft haben lehnten wir es diesmal strikt ab. Diese Nötigung ließen wir uns nicht gefallen. Wir fuhren langsam weiter, bis der Strick widerwillig abgesenkt und wir mit Worten attackiert wurden. Gut, dass wir nicht alles verstanden haben. Auf der weiteren Fahrt beschäftigte uns noch dieses Vorgehen, es war unverschämt und gefährlich. Aber wie viel Not zwingt die Menschen zu solchen Handlungen? Wie verhält man sich richtig?


Chiapas ist einer der die ärmsten Bundesstaaten Mexikos, ein Viertel der Bevölkerung ist indigener Abstammung, ohne Ausbildung und Arbeit. Hier kämpft die EZNL, eine Guerillaorganisation, für die Rechte und die Chancen dieser Bevölkerungsgruppe. Am Eingang der Agua Azul Wasserfälle wurden wir an einem Schlagbaum zur Zahlung von 45 Pesos für die EZLN aufgefordert und erhielten ein Flugblatt. Der reguläre Eintritt wurde 500 Meter weiter kassiert.


Die Wasserfälle selbst sind schon einen Besuch wert. Eingebettet in wucherndes Ufergrün ergießen sich die gewaltigen, blendend weiß schäumenden Wassermassen der Rio Yax über mehrere Kaskaden brauner Steine in ein türkisfarbenes Wasserbecken. Es war ein wirklich atemberaubender Anblick und ein tolles Erlebnis, wären da nicht die vielen nervigen Händler gewesen, die uns auf Schritt und Tritt belauerten und belagerten. Schmuddlige Gaststätten warben für ihre Angebote und das ganze Gelände machte einen ungepflegten Eindruck. Auf dem Parkplatz lagen Splitter von Autoscheiben. Wir fühlten uns nicht so richtig wohl, wollten das Wohnmobil nicht unbeaufsichtigt lassen. Getrennt gingen wir in das Wasserbecken zum Schwimmen und nach einem recht kurzen Aufenthalt fuhren wir zurück. Noch vier Tage verblieben uns für die knapp 1000 km bis Cancun.


Am nächsten Tag machten wir richtig Strecke. Wir kamen bis Chemutal und verbrachten noch zwei Tage auf dem wirklich schönen Campingplatz „YAX-HA“, direkt an der Bahia de Chetumal. Über Playa del Carmen fuhren wir nach Cancun, um am nächsten Tag unsere Tochter am Flughafen „abzugeben“.


Wir waren traurig, die schöne Zeit mit unserer Tochter ging wieder viel zu schnell vorbei. Der von uns erwartete Anruf aus Leipzig kam pünktlich, Kathi war gut angekommen. In Frankfurt hatte sie sich schon einen kleinen Reiseführer von Costa Rica gekauft und schwärmte jetzt von diesem schönen Land und ihrem nächsten Besuch bei uns – auch eine Möglichkeit, das Ende eines Urlaubs zu verarbeiten.