Montag, 26. Oktober 2009

15.09. – 03.10.2009: Mit Katharina durch die Rocky Mountains und Vancouver Island

17.09.09 – Banff und Lake Moraine

Unsere Tochter Katharina war seit dem 14.09. zu Besuch bei uns und wir planten eine gemeinsame Rundreise über die Banff –/ Jasper Nationalparks und noch einige Tage auf Vancouver Island.

Den Banff NP hatten wir schon einmal von Calgary aus angefahren und diesmal kamen wir von Westen. Die Strecke von Vancouver folgte dem Fraser- und später dem Thompsonriver bis nach Kamloops, der wärmsten Stadt Kanadas. Besonders das Umland von Kamloops ist durch Trockenheit und Hitze gekennzeichnet und wir fühlten uns wie in der Wüste.

In Banff angekommen regnete es diesmal nicht, so dass wir bei einem kleinen Spaziergang durch das hübsche und exklusive Städtchen unsere Eindrücke sammeln konnten. Alles ist hier auf Tourismus ausgerichtet und fast jeder der jährlich über 4 Millionen Besucher des Nationalparks besucht auch die Stadt Banff. Selbst jetzt in der Nachsaison war die Stadt ziemlich überlaufen und so waren wir froh, nach einem halben Tag wieder die Ruhe des weitläufigen Nationalparks genießen zu können.

Am Moraine Lake wanderten wir über den Rockpile Trail zum schönsten Aussichtspunkt über den See und das Valley of the Ten Peak. Vor dieser beeindruckenden Kulisse gaben sich an diesem Nachmittag Susan und Dan das Ja-Wort. Dan klärte in einer kurzen Ansprache über den Grund dieses ungewöhnlichen Ortes für eine Hochzeit auf. Vor einem Jahr war er mit Susan in den umliegenden Bergen beim Bergsteigen verunglückt und wurden aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet. Seit diesem Tag stand für das Paar fest, dass ihre Eheschließung genau hier stattfinden soll.

Die kleine Hochzeitsgesellschaft ließ den Tag in der nahe gelegenen Lodge ausklingen und wir fuhren auf dem Icefields Parkway weiter hinein in den schönen Nationalpark.

20.09.09 – Sunwapta Falls

Nicht umsonst werden die Nationalparks Bannf und Jasper als die Filetstücke der kanadischen Parks bezeichnet. Katharina war von der Natur absolut begeistert und es gab immer wieder Neues zu entdecken. Der Herbst war in den Rocky Mountains eingezogen und ließ die Landschaft, die Berge und Seen anders wirken als bei unserem ersten Besuch des Parks.

Zu dieser Jahreszeit waren wenig Touristen im Nationalpark, viele der Campgrounds waren schon geschlossen und so standen wir meist in freier Natur an den schönsten Plätzen und verbrachten dort die Nächte. Am Wilcox Pass hatte es schon geschneit und wir sind für die Nacht zu den Sunwapta Falls, knapp 1000 Meter tiefer, gefahren. Die ganze Nacht regnete es und am Morgen war wieder der schönste Sonnenschein. Solch eine Wettersituation hatten wir in den letzten Wochen sehr oft erlebt.

Nach dem Frühstück ging es zum Wasserfall. In völliger Ruhe standen wir drei vor dem Naturschauspiel, jeder mit seinen Gedanken und Eindrücken beschäftigt, als wir in Deutsch angesprochen wurden: „Hallo Familie Hiltmann, wie geht es denn so?“. Überrascht drehten wir uns um und fragten uns, woher das ältere Ehepaar unseren Namen kennt. Das Rätsel war dann schnell gelöst. Im Kundenmagazin „Hobby heute“ hatten sie vor ihrem Urlaub über unsere Reise gelesen und unser Wohnmobil auf dem Parkplatz wieder erkannt. Nach einem netten Gespräch verabschiedeten wir uns und schüttelten noch einige Male den Kopf über so viel Zufall.

23.09.09 – Nach Vancouver Island

Wir hatten uns für Kathis Besuch ein straffes Programm vorgenommen und so waren wir nach einer reichlichen Woche schon auf der Fähre nach Vancouver Island – der größten Pazifikinsel Nordamerikas. Knapp 2 Stunden dauerte die kleine Kreuzfahrt von Vancouver durch die Inselwelt von Gulf Island nach Swartz Bay, nahe Victoria.
Vancouver Island gehört zur Kanadischen Provinz British Columbia und ist mit 460 Kilometer Länge und über 31.000 km² Fläche fast so groß wie Nordrhein Westfalen.

Die Insel ist geprägt durch ihre unterschiedlichen Klimazonen und Landschaftsformen. Während im Südosten lange Sandstrände und ein gemäßigtes Klima die Badeurlauber bis in den Herbst anziehen ist der Inselwesten mit dichtem Regenwald bewachsen. Die westliche Küste ist rau und windig. Hier fühlen sich vor allem Surfer und Strandspaziergänger wohl. Der Pacific Rim Nationalpark schützt diesen Küstenabschnitt in seiner Ursprünglichkeit.

Unser erstes Ziel war der Inselsüden. An der durch das US-amerikanische Festland geschützten Juan de Fuca Strait standen wir mit unserem Hobby direkt am Strand und beobachteten Grauwale, die auf ihrem Weg von Alaska zurück nach Mexiko hier vorüber zogen. Fast einen ganzen Tag verfolgten wir das Spiel der Wale, die immer kurz nachdem sie eine Fontäne ausgeblasen hatten an der Wasseroberfläche sichtbar waren und zum Teil kraftvoll in die Luft sprangen. Zwischenzeitlich hatten Petra und Kathi trockenes Holz und Baumrinde am Strand gesammelt, so dass wir den Tag wieder mit einem ordentlichen Campfeuer am Strand ausklingen lassen konnten.

24.09.09 – Auf dem Juan de Fuca Marine Trail durch den Regenwald

Eine Wanderung durch den dichten Regenwald gehört auf Vancouver Island zum „Pflichtprogramm“. Wir hatten einen ca. 10 km langen Teilabschnitt des Juan de Fuca Marine Trails ausgesucht und gegen 09:00 Uhr ging es los. Anfangs wanderten wir auf normalen Wegen bis dann der Regenwald immer dichter wurde und wir bergauf und bergab über Wurzeln und umgefallene Bäume steigen und an steilen glitschigen Abhängen unseren ganzen Mut zusammen nehmen mussten. Der Regenwald wird sich hier völlig selbst überlassen und nur am Trail wurde an den unwegsamsten Stellen manchmal ein Durchstieg in die umgefallenen Bäume geschnitten.

Unseren Basko gefiel es wohl am Besten. Er lief immer einige Meter voraus und erkundete das Terrain um dann zurück zu kommen und uns den (seiner Ansicht nach) besten Weg zu zeigen. Die 50 Meter hohe schwankende Hängebrücke war noch mal eine echte Herausforderung, nicht nur für Basko. Müde, durstig und glücklich über das schöne Wandererlebnis erreichten wir unseren Hobby.

Bis nach Port Renfrew, dem letzten Ort auf der Stichstrasse # 14 schafften wir es an diesem Tag noch. Mitten im Wald fanden wir unser ruhiges Nachtquartier.

26.09.09 – Victoria

Am südlichsten Ende der Insel liegt in bevorzugter Lage Victoria, die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Victoria ist mit den roten Doppeldeckerbussen und der viktorianischen Altstadtarchitektur die wohl britischste Stadt Kanadas. Beschaulich und liebenswert ist sie zweifellos. Am Hafen bieten Kunsthandwerker ihre Waren an, Gaukler führen, umringt von einer Menschenmenge ihre Kunststücke vor und so mancher Straßenmusikant unterhält die Passanten in der Hoffnung auf eine kleine Spende.

Kathi war vom Shoppingfieber befallen – hier ist ja alles sooo günstig – und Petra musste zur Beratung unbedingt mitgehen. Ich hab die Zeit in der Altstadt und am Hafen verbracht. Es war so schön, auf den warmen Steinen der Hafenmauer in der Sonne zu sitzen und dem Reggae eines wirklich guten Straßenmusikers zu lauschen. Viel zu schnell waren die vereinbarten 3 Stunden vorbei und meine zwei Frauen standen, mit Taschen und Beuteln bepackt wieder vor mir.

Bei Sonnenuntergang sind wir dann auf dem Scenic Marine Drive bis zur Cadboro Bay gefahren. An der Küstenstrasse liegen exklusive Villen und großzügige Anwesen. “Hier könnten wir es auch aushalten“ war unsere einstimmige Meinung, doch die Worte blieben uns im Hals stecken, als wir den 7-stelligen Preis eines zum Verkauf stehenden Hauses sahen. Da bleiben wir doch lieber bei unserem Hobby – und Rasenmähen brauchen wir auch nicht.

29.09.09 – Nach Tofino und zum Pacific Rim Nationalpark

Über Nanaimo und Port Alberni fuhren wir an die raue Westküste der Insel. Hier liegt der Pacific Rim Nationalpark und Long Beach ist das Kernstück des Nationalparks. Dieser von Felsen unterbrochene und eingerahmte Strand voller Treibholz ist in seiner Ursprünglichkeit einmalig an British Columbias Küste.

Beachcombing (Strandwandern) und Surfen ist hier angesagt. Wir haben auf das Zweite verzichtet und bei einer ausgedehnten Wanderung lieber die Künste der Surfer auf ihren Brettern vom Strand aus bewundert. Hier herrscht eine solch starke Brandung und Unterströmung, dass selbst das Baden und Schwimmen nur mit Einschränkungen und an bestimmten Stellen erlaubt ist.

Tofino selbst hat uns nicht sonderlich beeindruckt. Ein kleines Küstenstädtchen mit touristisch überzogenem Angebot und schon fast im Winterschlaf. Viel schöner fanden wir den kleinen, noch ursprünglichen Nachbarort Ucluelet. Hoch über den Klippen verläuft hier um den alten Leuchtturm herum der romantische Wild Pacific Trail, den man nicht auslassen sollte.

Nach drei erlebnisreichen Tagen fuhren wir auf dem Highway # 4 durch dichte Wälder, vorbei an glasklaren Seen und wilden Flüssen nach Nanaimo zurück. Von hier ging am nächsten Tag mit der Fähre zurück nach Vancouver.

03.10.09 – Abschied in Vancouver

Die letzte Nacht mit Kathi verbrachten wir in Squamish, nördlich von Vancouver. Am nächsten Morgen waren wir schon recht früh auf dem Weg nach Vancouver City – wir wollten diese tolle Stadt noch gemeinsam besuchen und Kathi hatte noch so viel einzukaufen. Die Küstenstrasse von Squamish nach Vancouver heißt „Sea to Sky Highway“ und macht dieser Bezeichnung alle Ehre. Hoch über der Horseshoe Bay, eng an die Steilküste geschmiegt und weitestgehend auf Stützen gebaut verbindet dieser Highway in seiner Verlängerung Vancouver mit den nördlichen Skigebieten in Whistler, wo die Ski- und Rodeldisziplinen der Olympischen Winterspiele 2010 ausgetragen werden.

Mit dem Wohnmobil ist es kaum möglich in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Wir parkten den Hobby in North Vancouver und nutzten den Sea Bus, um über das Burrard Inlet nach Vancouver Downtown überzusetzen. Bei dieser kurzen Fahrt hatten wir einen herrlichen Blick auf Vancouvers Skyline, auch als „City of Glass“ bezeichnet.

Die Innenstadt gilt als Einkaufsparadies und so drängten sich an diesem Sonnabendvormittag unzählige Menschen durch die Läden und Shoppingcenter der Robson Street, Vancouvers Flaniermeile, und der umliegenden Strassen.

Beschaulicher ging es in der Gastown, dem ältesten Stadtteil Vancouvers zu. Dieser einst heruntergekommene Stadtbezirk wurde umfassend restauriert und ist heute eine Sehenswürdigkeit der Stadt. Besonders die Steam Clock in der Water Street, eine dampfbetriebene Uhr, welche viertelstündlich pfeift und Dampf ablässt, wird von kaum einem Besucher der Stadt ausgelassen.

Zurück am Hobby sah ich als erster den Strafzettel an der Frontscheibe. Obwohl das Parken in dieser Strasse erlaubt war standen wir zu nahe an einem Hydrant. Die Strafe: $ 0,00 - mit dem Kommentar „This is a warning, do not pay“. Fast zum Abschluss unseres Kanada-Trips hatten zum wiederholten Mal die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der kanadischen Menschen und an diesem Tag speziell auch der kanadischen Polizei erfahren.

Die Fahrt zum Airport führte uns noch mal quer durch das belebte Zentrum Vancouvers und da war er auch schon da, der Abschied von unserer Tochter, der uns allen sichtlich schwer fiel. Unsere Stimmung war an diesem Abend sehr gedrückt. Mit einem kurzen Anruf teilte uns Kathi am nächsten Tag ihre gute Landung und Ankunft in Leipzig mit – und sie sprühte schon wieder vor Ideen und Reiseplänen für ihren nächsten Besuch bei uns.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

27.08. – 14.09.2009: Über Dawson City nach Vancouver

27.08.09 – Tayler -/ Top of the World Highway

Um von Alaska nach Dawson City zu kommen gibt es nur einen Weg – den Taylor-/ Top of the World-Highway. Die Strasse verläuft weitestgehend oberhalb der Baumgrenze entlang einer Kammlinie mit großartigen Ausblicken über das menschenleere Land und die farbenprächtige Tundra. Hier gibt es keine Siedlung, keine Tankstelle oder Servicestation - die letzte Grenztankstelle auf amerikanischer Seite ist seit einigen Jahren verlassen. So schön, wie der Streckenverlauf und die Aussicht waren, so katastrophal war der Zustand der Strasse auf den letzten 70 Kilometern bis zur kanadischen Grenze. Diese raue Schotterpiste sollte man nur fahren, wenn man volles Vertrauen in sein Fahrzeug hat. Wir brauchten für die 70 Kilometer Gravelroad (Schotterstrasse) fast 3 Stunden und haben bei jedem spitzen Stein mit den Reifen gelitten, jedes Schlagloch in Schrittgeschwindigkeit durchfahren. Ohne Panne, Reifenschaden oder Steinschlag sind wir an der einsamen, nur im Sommer geöffneten Grenzstation angekommen. Unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Hobby und des Ford Transit ist weiter gestiegen. Viele örtliche Wohnmobilvermieter verbieten die Fahrt über diese Passstrasse und manches kanadische oder amerikanische Wohnmobil kam mit Beschädigungen in Dawson an. Wir hatten auch etwas Glück, denn ein Steinschlag auf der Frontscheibe kann überall passieren, wie wir kurze Zeit später erfahren mussten.

Der Grenzübertritt war völlig problemlos, wir wurden nicht einmal nach „Schmuggelware“ gefragt. Die 5 Liter Merlot, die wir noch in Alaska gekauft haben, wären in Kanada mehr als doppelt so teuer gewesen.

Auf einer wesentlich besseren Gravelroad ging es dann auf kanadischer Seite talwärts nach Dawson City.

28.09.09 – Dawson City

Unsere Vorstellungen von Dawson City waren sehr stark von Jack Londons Erzählungen über den Goldrush am Klondike geprägt. Weit oben im kalten Norden gelegen war Dawson City zur damaligen Zeit fast unerreichbar. Anders heute, nach der bequemen Fährüberquerung des Yukon River rollten wir mit unserem Hobby über die historische Frontstreet. Hier am Ufer des Yukon River landeten im Frühjahr 1898 die ersten Glücksritter, welche mit ihrem Gepäck den beschwerlichen Fußmarsch von Skagway (Alaska) über den Chilkoot Pass bis zum Lake Bennett geschafft hatten. Jeder musste einen Einjahresvorrat an Lebensmitteln und die entsprechende Ausrüstung, zusammen ca. 700 Kilogramm, vorweisen, um die kanadischen Grenze passieren zu dürfen. Bis zu 20-mal musste der Chilkoot Pass bei Schnee und Eis bezwungen werden – 30.000 Männer und einige Frauen bewältigten diese Tortour, die sich auf dem Yukon fortsetzte. Die Whitehorse Rapids oder die Five Finger Rapids brachten für viele das Aus ihrer Träume. Reich geworden sind nur die wenigsten. Dawson City etablierte sich damals nicht nur als Versorgungsbasis und Hauptstadt des Yukon sondern bot auch alle Möglichkeiten, dass wenige gewaschene Gold – oftmals in nur einer Nacht – wieder auszugeben. In Diamond Tooth Gertie´s Gambling Hall fühlten wir uns im stilechten Ambiente bei einer Can-Can-Show in diese Zeit zurück versetzt. Anders als damals gehen heute alle Gewinne aus der Spielhalle und der Show an die Klondike Visitors Association und so dienten auch meine verspielten 5 Dollar einem guten Zweck.

In der City sind viele der alten Häuser liebevoll restauriert oder im Originalzustand belassen. Wir liefen über Gehwege aus Holzplanken, schauten in historisch dekorierte Schaufenster und fühlten uns wie in einem Museum, welches aber bewohnt und belebt ist.
Vom Midnight Dom, einem Aussichtspunkt knapp 600 Meter über der Stadt hatten wir einen tollen Rundblick über Dawson City, den Yukon und die von Goldschürfern zerpflügte Landschaft. Nicht unwesentlichen Anteil daran hatte Gold Dredge #4, der größte Goldbagger mit Holzrumpf, der bis 1966 in Betrieb war. Heute kann er, nach grundlegender Restaurierung als letzter erhaltener Goldbagger innen und außen besichtigt werden. Nach 3 erlebnisreichen Tagen verließen wir Dawson City.

01.09.09 - Whitehorse

Der Klondike Highway verbindet Dawson City mit Whitehorse. Er ist gut ausgebaut und fast ohne Verkehr. Wir fuhren entspannt und genossen die herbstliche Landschaft. Auf dem einzigen kurzen Schotterabschnitt kam uns eines der wenigen Fahrzeuge entgegen und schleuderte eine Salve Split auf unsere Frontscheibe – Ergebnis: 3 Steinschläge. In Whitehorse ließen wir die Frontscheibe reparieren und bei Ford gleich noch die Spur einstellen, weil ein vorderer Reifen einseitig etwas mehr abgefahren war.
Dann noch Tanken, Einkaufen … und wieder die Frage nach dem woher und wohin. Uns gegenüber steht Jo Bentfeld, ein deutscher Aussiedler, der in Kanada zum Einsiedler geworden ist und über 10 Jahre allein in der Wildnis lebte. Bücher, Vorträge und eine ARD-Verfilmung haben ihn bekannt gemacht. Ich hatte zwei seiner Bücher während der Vorbereitung auf unsere Reise gelesen und konnte mit ihm richtig fachsimpeln.

Ein ebenso außergewöhnlicher Mensch ist Gitta, die wir am gleichen Tag trafen. Gitta reiste in einem alten VW-Bus durch Nordamerika. Gemeinsam mit ihrem Hund Mex war sie schon seit fast einem Jahr unterwegs und noch lange nicht reisemüde. Sie reparierte ihren Bus besser als mancher Mann und beeindruckte uns mit ihrem Mut und ihrer Lebensfreude.

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Gitta und Mex und starteten in entgegen gesetzte Richtungen. Gitta nach Norden und wir weiter in Richtung Vancouver.

06.09.09 – We were in Bear Country

´In Hyder kann man Bären beim Lachsfang beobachten´ schreibt unser Reiseführer und auch andere Reisende berichteten von diesem „Must see“. Es liegt nahe unserer Route und passte in unseren Zeitplan. „Also dann – auf nach Hyder!“ Wir fuhren den Alaska Highway bis Watson Lake und von dort via Cassiar Highway nach Steward/ Hyder. Schon auf der Fahrt konnten wir dreimal Bären beobachten. Zweimal kleine putzige Schwarzbären und dann der Höhepunkt des Tages – ein ausgewachsener Grizzlybär. Er stand neben der Strasse, labte sich an jungen Zweigen und ließ sich durch uns in keiner Weise stören. Dreimal hab ich das Auto gestartet und bin einige Meter zurückgefahren, weil dem Grizzly die Zweige neben dem Wohnmobil immer am Besten geschmeckt haben. Im Schutz des Autos, den Finger auf dem Schalter des Fensterhebers, war das alles recht unkritisch und trotzdem hatten wir Herzklopfen und großen Respekt vor dem stärksten Tier Nordamerikas. Auszusteigen hätten wir uns in dieser Situation nie getraut, übrigens ist es auch verboten. Bis zu 800 Kilogramm schwer und aufgerichtet bis zu 3 Meter groß kann ein Grizzly werden. Sollte er angreifen, was jedoch äußerst selten vorkommt, hat ein Mensch absolut keine Chance. Auch weglaufen, wegschwimmen oder auf einen Baum klettern ist keine Lösung – das alles kann ein Grizzly besser als wir Menschen.
Nach 20 Minuten hatte der Grizzlybär genug von uns oder seinen frischen Zweigen und trottete langsam in Richtung Wald. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche kritische Situation wir in Hyder erleben werden.

Zwischen Steward und Hyder verläuft die kanadisch-amerikanische Grenze und es ist wohl der einzige US-Grenzübergang, an dem es keinerlei Passkontrollen gibt. Man fährt einfach mal rüber nach Alaska – kommt dann aber auf dem Landweg nicht weiter. Hyder ist nur über Steward zu erreichen. Hauptattraktionen sind die umliegenden Gletscher und der Fish Creek, ein Lachsfluss, in dem man Braun- und Grizzlybären beim Lachsfangen und –fressen beobachten kann. Es wurde eigens eine Aussichtsplattform gebaut und Rancher überwachen alles. „Da kann nichts passieren“ beruhigte der Parkrancher einige Touristen und gab auch noch die wahrscheinlichsten Zeiten für das Bärendinner bekannt. „Die haben ja alles im Griff“ meinte ich zu Petra, eigentlich etwas enttäuscht über die zunehmende Kommerzialisierung – Eintritt kostete es nämlich auch noch. Wir fuhren auf den entferntesten und ruhigsten Parkplatz, um die Zeit und das schöne Wetter bis zum Abend zu nutzen. Zwei Stühle und unser Campingtisch waren schnell vor dem Hobby aufgebaut, Kaffee und Kekse standen bereit und wir verbrachten einen sonnigen Nachmittag. Wir hatten gerade alles weggeräumt und wollten loslaufen als wir ein Geräusch hinter uns hörten. Wir trauten unseren Augen kaum und wurden kreidebleich, in nicht einmal 5 Metern Entfernung stand neben uns ein ausgewachsener Grizzlybär. Der Puls schlug bis zum Hals und uns zitterten die Knie. Was jetzt? Theoretisch wussten wir alles – aber in einer solchen Situation … Ganz langsam gingen wir rückwärts um das Auto und damit aus dem Sichtbereich des Bären. Der kümmerte sich absolut nicht um uns, die Gerüche am Wohnmobil waren für ihn viel interessanter. Atemlos vor Angst und mit zittrigen Händen konnte ich noch einen Schnappschuss machen ehe der Grizzly die Uferböschung zum Fluss hinunter tapste und den ganzen Bach entlang lief bis er an der Aussichtsplattform zum Fotomotiv der vielen Touristen wurde.

Petra hatte sich immer so sehr gewünscht, Bären aus nächster Nähe beobachten zu können. Dieser Wunsch war mehr als in Erfüllung gegangen.

08.09.09 – Über Smithers nach Vancouver

In unserem Terminkalender stand unter dem 14.09.2009: ´Ankunft Katharina in Vancouver´. Unsere Tochter wird mit uns 3 Wochen durch Kanada reisen und wir müssen pünktlich am Airport stehen. Auf dem Weg nach Vancouver besuchten wir Petra und Mario, die zwei deutschen Auswanderer, welche wir in Mackenzie kennen gelernt haben. Sie freuten sich sehr über unseren Besuch. Bei einem zünftigen BBQ hatten wir Zeit, viele unserer Fragen los zu werden und wir haben einiges von Kanada und dem Leben hier erfahren. Am nächsten Morgen wurden wir mit einem echt kanadischen Frühstück, bestehend aus gebratenen Schinken, Ei sowie Pancakes (Pfannkuchen) mit Mapple Sirup (Ahornsirup), verwöhnt. Jeder Wunsch wurde uns von den Augen abgelesen und wir verbrachten zwei wunderschöne Tage in Smithers. Schade, dass der Abschied manchmal so schwer fällt, gern wären wir noch einen weiteren Tag geblieben. Auf der weiteren Fahrt nach Vancouver hatten wir das Glück jeden Abend einen wunderschönen Stellplatz an einem See oder einmal auch auf Indianerland zu finden. Langsam haben wir den richtigen Blick dafür. Pünktlich standen wir dann in Vancouver am Airport und konnten unsere Tochter in die Arme schließen.