Donnerstag, 21. Januar 2010

24.11.2009 – 22.01.2010: Weihnachten in der Wüste


26.11.2009 - Von Los Angeles (CA) nach Phoenix (AZ)


Die Rückinfo über die problemlose Ankunft unseres Sohnes in Düsseldorf erreichte uns in Long Beach, nördlich von Los Angeles. Hier hatten wir noch zwei Tage am Pazifik verbracht, bevor wir uns von diesem Ozean für einige Zeit verabschiedeten.


Unser nächstes Ziel war Arizona, der Wüstenstaat, der für sein angenehmes Winterklima bekannt ist. Dort, wo viele wohlhabende Nordamerikaner im Winter leben wollten wir uns auch eine Auszeit vom Reisen gönnen. Nach über 30.000 km und vielen schönen Erlebnissen brauchten wir nicht nur etwas Erholung, sondern auch die Ruhe, um all die Dinge zu erledigen, die in den letzten Wochen zu kurz gekommen waren.


Nachdem der wahnsinnige Verkehr im Großraum Los Angeles hinter uns lag rollten wir recht entspannt Richtung Osten. Noch in Kalifornien liegt der 3200 km² große Joshua Tree NP, dessen Yucca-Bäume in der hier bereits wieder höher liegenden Halbwüste große Areale bedecken. Die Strasse ab Joshua Tree führt durch das zu Recht so bezeichnete Wonderland of Rocks. Vieles erinnerte uns an die Mojave Wüste und das Death Valley, Temperaturen von über 40 Grad Celsius sind auch hier im Sommer keine Seltenheit.


An der Grenze zu Arizona standen wieder die kalifornischen Grenzbeamten und kontrollierten die Einfuhr von Lebensmitteln und Agrarerzeugnissen. Uns ließ man auf der Ausreisespur unbehelligt passieren. Schon kurz nach der Staatsgrenze standen auf beiden Seiten der Interstate viele Wohnmobile in der Wüste. Wir stellten uns dazu und verbrachten unsere erste Nacht in Arizona. Erst auf der Weiterfahrt sahen wir die vielen Hinweise, die vor giftigen Spinnen, Schlangen und Skorpionen warnen. Wir werden ab jetzt ganz vorsichtig sein.

Der weitere Verlauf der Interstate 10 war eher unspektakulär – weitestgehend nur karges unbewohntes Land mit den für Arizona typischen Kakteen, welche über 4 Meter hoch werden können und hier wie Unkraut wachsen. Zäune entlang des Highways markieren den Landbesitz der Indianerstämme. Mehr als 25 Prozent der Fläche Arizonas ist Reservatland, in dem 22 heimische Indianerstämme mit insgesamt etwa 250.000 Menschen leben. Arizona hat den höchsten indianischen Bevölkerungsanteil in den gesamten USA.


Im Ballungsraum um Phoenix änderte sich das Bild schlagartig. Obwohl mitten in der Sonora-Wüste gelegen blüht es hier in allen Farben. Ausgedehnte Obst- und Gemüseplantagen, üppig begrünte Gärten und prachtvolle Golfplätze sind hier ebenso selbstverständlich wie die zahllosen privaten Pools. Die Stadt ist großzügig angelegt, die wenigen Hochhäuser im Zentrum stehen im Gegensatz zu der sonstigen großflächigen Bebauung mit neuen und historischen Gebäuden, schattigen Parks und kulturellen sowie sportlichen Treffpunkten. An Baugrund scheint es ebenso wenig zu mangeln wie am lebenswichtigen Nass. Das Wasser kommt über ein aufwendiges Kanalsystem von den umliegenden Seen und vom Colorado River. Umweltschützer warnen seit langem vor den Folgen dieser Wasserverschwendung, doch bis heute gibt es kaum Wasseruhren in den Häusern und das Wasser wird großzügig genutzt.


Der Großraum Phoenix liegt im sogenannten ‚Valley of the Sun’ mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr. Hier befinden sich unzählige RV-Parks und Winter-Resorts. Einen ganzen Tag lang haben wir verschiedene Resorts besichtigt und verglichen. Dabei war uns vor allem wichtig, eine gute Infrastruktur in der Umgebung zu haben, denn unser Hobby war ab Ende November nicht mehr versichert und damit stillgelegt.

In Mesa fanden wir dann das passende Resort, mit Stellplatz unter Palmen und einem schönen beheizten Pool mit Hot Tub. In einer intakten sozialen Gemeinschaft überwintern hier ausschließlich Kanadier und US-Amerikaner. Wir wurden sofort sehr freundlich aufgenommen und integriert, mussten immer wieder von unserer Reise sowie von Deutschland berichten und wurden zu Street Partys und so manchen Bier oder Wein über den „Gartenzaun“ eingeladen. So verlebten wir in Mesa eine wunderbare Adventszeit. Positiver Nebeneffekt dabei war auch, dass wir jeden Tag viel gesprochen haben und so unser umgangssprachliches Englisch verbessern konnten.

24.12.2010 – Weihnachten auf amerikanisch


Christmas in den USA ist nicht mit der besinnlichen Weihnacht in Deutschland oder in unserem heimatlichen Erzgebirge vergleichbar. Hier war alles schrill und bunt.

Riesige farbige Lichterketten lagen in den Gärten und über den Dächern aus, weiße Plastikbäume mit bunten Lichtern und Pappschneemänner in allen Größen standen fast vor jedem Haus und beleuchtete Rentiere bewegten sich in den Vorgärten. Santa Claus thronte aufgeblasen auf den Dächern oder kam gerade auf einem, von Hirschen gezogenen Sechsspänner-Schlitten an. Alle Lichter blinkten, oftmals sogar im Takt der im Hintergrund gespielten Weihnachtsmusik und die Strassen glichen nachts eher einem Rummelplatz.


Der Einkaufstrubel in den Geschäften war hingegen nicht so überzogen wie bei uns. Alles lief hier ruhiger ab. Vielleicht lag es auch daran, dass die großen Warenhäuser an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet haben. Selbst am Heiligen Abend haben wir nicht viel Besinnlichkeit gespürt. Der 24.12. ist hier ein voller Arbeitstag, und so waren die Strassen bis spät in die Nacht voller Autos. Die allgegenwärtigen Fastfood-Restaurants hatten die ganze Nacht geöffnet und konnten sich nicht über zu wenig Kunden, meist ältere Menschen, beklagen. Eben ein ganz normaler Tag.


Wir wollten gern am Heiligen Abend eine amerikanische Kirche besuchen und hatten auch damit unsere Schwierigkeiten. Es gab in fast keiner Kirche in Mesa eine Christmesse, eigenartig in diesem so gläubigen Land. Doch dann wurde der Abend doch noch gerettet. Im Internet hatten wir über die Candlelight Christmas in einer modernen überkonfessionellen Kirche gelesen und waren dann völlig überrascht, als wir uns eher in einem Konzertsaal als in einer Kirche wiederfanden. Eine große, mit Scheinwerfern angestrahlte Bühne bildete den Mittelpunkt des Saales und auf den riesigen Monitoren, die an den Wänden hingen lief Werbung für diese Bible Church. Im Foyer des hochmodernen Kuppelbaues stand eine Harley, die als Hauptpreis einer Lotterie zu gewinnen war.


Link zu Phat Strad - Las Vegas


Mit Band und dem Electric String Quartet Phat Strad aus Las Vegas begann der Abend. Modern gespielte Klassik, Rock und Gospel heizten die „Gemeinde“ auf und viele hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen, es wurde getanzt und mitgesungen. Nach einer kurzen Andacht, die mehr der Ansprache eines Showmasters glich, wurde das Licht im Saal gelöscht und der Pfarrer brannte die erste Kerze an. Davon ausgehen wurden die Kerzen, die jeder am Eingang erhalten hatte, von Hand zu Hand angezündet. Bei dem gemeinsamen a cappella gesungenen Weihnachtslied Silence Night (Stille Nacht) und den hunderten Kerzen kam dann doch noch etwas Weihnachtsstimmung bei uns auf.


Es war ein schöner Abend und eine interessante Erfahrung, dass Kirchen auch sehr neuzeitlich und unkonventionell sein können. Übrigens kann in einer modernen amerikanischen Kirche die Kollekte natürlich auch mit Kreditkarte bezahlt werden.


Der 1. Weihnachtsfeiertag ist für die meisten Amerikaner ein arbeitsfreier Tag, an dem dann auch die Geschenke verteilt werden und das festliche Weihnachtsessen stattfindet. Einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es nicht und so ging an diesem Tag schon wieder alles seinen gewohnten Gang.


Für uns war es sehr aufschlussreich, die Weihnachtsbräuche hier in Amerika so hautnah zu erleben. Es war unser erstes Weihnachtsfest ohne unsere Kinder und wir waren froh, dass alles so wenig feierlich ablief und wir nicht in trübe Stimmung verfielen.


05.01.2010 – Letzte Erledigungen und Start in Richtung Osten


Die Tage hier in Mesa vergingen wie im Flug – und wir hatten noch so viel zu erledigen. Eine neue Kfz-Versicherung war erforderlich und unsere Steuererklärung musste vorbereitet werden, eine Komplettreinigung unseres Hobby war überfällig und der Kauf von zwei neuen Reifen stand an. Bei Letzterem wurde unser Vertrauen in die unbegrenzten Möglichkeiten Amerikas schwer enttäuscht. Bei keinem der großen Reifenhändler in Mesa und Phoenix war unsere Reifengröße erhältlich. Wir wollten es nicht glauben und waren tagelang im Internet auf der Suche nach passenden Reifen – ohne Erfolg. Selbst der direkte Kontakt zu mehreren großen Reifenherstellern bestätigte uns nur die traurige Gewissheit, dass es in Nordamerika unsere Reifengröße nicht gibt.


Das an Hobby gerichtete Mail mit einer Anfrage zu alternativ montierbaren Reifengrößen wurde dort sofort an die Serviceabteilung weitergeleitet. Nach 2 Tagen hatten wir eine Bestätigung per e-Mail, dass „unsere“ Reifen auf dem Luftweg nach Phoenix unterwegs sind.


Unserem Start stand nun nichts mehr im Wege. Zum Glück, denn ich war schon seit einigen Tagen etwas unruhig – ich wollte endlich wieder „on the road“. Leider mussten wir den fest geplanten Besuch des Bryce - und Grand Canyon nun endgültig aufgeben. Frost bis Minus 15 Grad Celsius, immer wieder Schnee und trübes Wetter hätten uns die Freude an diesen großartigen Nationalparks verdorben. Bis zuletzt hatten wir auf eine Wetterbesserung gehofft – aber es sollte wohl nicht sein.


Der Abschied im Park war ein richtiges großes Ereignis. Mit vielen der netten Menschen waren wir mittlerweile sehr vertraut und fast alle kamen und wünschten uns, den Germans in ihrem kleinen Motorhome, noch eine gute Fahrt und viel Glück.