Montag, 26. Juli 2010

Samstag, 3. Juli 2010

20.05.2010 – 25.06.2010: Sehnsucht nach Deutschland

24.05.2010 – Cancun lässt uns nicht los


Kurz nachdem unsere Tochter abgereist war wurde meine Ohrenentzündung wieder so akut, dass ich nochmals zum Arzt gehen musste. Der über das Internet gefundene deutschsprachige HNO-Arzt verordnete mir die richtigen Medikamente, und eine weitere Woche Aufenthalt in Cancun. Nach dieser Zeit war ein zweiter Arzttermin erforderlich.


Uns gefiel es immer noch in Cancun. An den phantastischen Stränden des Karibischen Meeres ließ es sich gut aushalten. Wir hatten einen tollen Stellplatz, oberhalb des weißen Strandes, und verbrachten herrliche Tage. Auch Puerto Morelos, etwas südlich von Cancun, hatte es uns angetan. Hier ging es etwas ursprünglicher und eher mexikanisch zu.


In dieser Zeit nahm auch die Idee, für einige Tage nach Deutschland zu fliegen, langsam Gestalt an. In unserer Grobplanung war ein Heimaturlaub nach etwa einem Jahr vorgesehen. Wir brauchten dafür aber eine Betreuung für Basko, einen sicheren Abstellplatz für unseren Hobby und einen passenden Flug. So richtig ernsthaft hatten wir uns bisher noch nicht um diese Dinge gekümmert – und dann ging alles ganz schnell.


Auf einem Campingplatz in Cancun können wir unser Wohnmobil bewacht abstellen und in der Nähe gibt es ein, von einer jungen Amerikanerin geführtes Tierheim, wo man sich besonders um hilfebedürftige Straßenhunde kümmert. Die gute Unterbringung von Basko war der wichtigste Punkt unserer Reisevorbereitung, und so sind wir in den nächsten Tagen noch zweimal zu dem Tierheim gefahren. Wir waren beeindruckt von der Liebe und Fürsorge, mit der die zum Teil kranken oder überfahrenen Hunde gesundgepflegt und betreut wurden. Mit einem dreibeinigen Labrador hat Basko schnell Freundschaft geschlossen. Wir waren uns ziemlich sicher, dass er sich hier wohlfühlen wird und eine gute Betreuung bekommt.


Jetzt brauchten wir nur noch einen Flug nach Deutschland. Cancun bietet dafür gute Bedingungen, weil viele Charterfluggesellschaften diesen Flughafen bedienen - und Condor hatte ein unschlagbares Angebot. Die Buchung war jedoch nicht so einfach. Alle Flüge waren auf der Buchungsseite von Condor nur von Deutschland nach Mexiko und zurück buchbar. Wir brauchten den Flug aber gerade umgekehrt. Die Hotline wird es schon hinkriegen, dachten wir, und waren dann schwer enttäuscht, dass die freundliche Dame uns diesen Flug auch nicht reservieren konnte. Die Alternative wäre ein Linienflug zum doppelten Preis gewesen.


Solch eine Situation fordert meinen Ehrgeiz heraus und nach einer halben Nacht im Internet hatte ich eine Reiseagentur gefunden, die uns unseren Flug wie gewünscht buchen konnte. Einen Hunderter Rabatt gab es auch noch obendrauf.


Jetzt hatten wir alles zusammen und weitere 10 Tage Zeit bis zum Abflug. „Cancun lässt uns nicht los“, sagte Petra lachend. Aber die Tage vergingen schnell. Es gab einiges für unseren kurzen Deutschlandaufenthalt zu organisieren. Termine mussten vereinbart, ein Zeitplan erstellt werden und auch unsere Einkaufsliste wurde immer länger. Wir hatten uns viel vorgenommen für die Tage in Deutschland.


09.06. - 17.06.2010 – Kurzurlaub in Deutschland


Nach einem angenehmen Direktflug empfing uns Deutschland mit 30 Grad und Sonne. Alle um uns herum schwitzten – wir waren daran gewöhnt. Für uns war es eine normale Temperatur, die sogar etwas besser verträglich war als in Cancun, weil die Luft hier trockener war. Der vorreservierte Mietwagen stand schon bereit und kurze Zeit später rollten wir über die A 5/ A4 Richtung Osten. Bei Jena nahmen wir uns die Zeit für eine Thüringer Bratwurst vom Holzkohlegrill – es war ein Genuss.


Spät abends kamen wir dann im Erzgebirge bei meiner Schwester an. Hier hatten wir für die nächsten Tage Asyl gefunden.


Die Tage waren ausgefüllt mit Terminen, Erledigungen und Besuchen. Die Zeit war viel zu kurz, aber wir haben diese wenigen Tage intensiv genutzt. Schön waren die Stunden mit unseren Kindern Felix und Katharina, mit unseren Familien und mit Freunden. Besonders wichtig war mir das Wiedersehen mit meiner Mutti. Sie hatte vor einigen Wochen ihren 90. Geburtstag gefeiert, und jetzt konnten wir ihr nochmals persönlich alles Gute und viel Gesundheit wünschen. Beeindruckt hat mich die Klarheit, mit der sie eine schriftliche Festlegung für den Fall ihres Ablebens getroffen hat. Sie möchte, dass wir in diesem Fall unsere Reise unbedingt fortsetzen und nicht zu ihrer Beerdigung nach Deutschland kommen. Ich habe großen Respekt vor dieser Entscheidung, hoffe aber sehr, sie beim nächsten Besuch gesund anzutreffen.


Obwohl es uns in Amerika kulinarisch sehr gut ging, so hatten wir doch auf bestimmte Lebensmittel einen regelrechten Heißhunger. Die frische Bauernleberwurst vom Hofladen um die Ecke oder ein knuspriges Schwarzbrot von unserem Dorfbäcker gehörten ebenso dazu wie französische, italienische und griechische Spezialitäten vom Markt oder ein frisch geräucherter Fisch. Wir ließen es uns schon recht gut gehen, müssen wir doch wieder für eine lange Zeit auf viele dieser Dinge verzichten.


Den letzten Tag vor unserem Rückflug verbrachten wir bei unserem Sohn in Düsseldorf. Hier haben wir uns noch ein letztes Mal in einem italienischen Nobelrestaurant verwöhnen lassen, und hier hatten wir am nächsten Tag noch ein Erlebnis, welches uns so eindrucksvoll den Unterschied des Zusammenlebens in Deutschland und in Nordamerika aufgezeigt hat.


In der Innenstadt hatte ich mich in die falsche Spur eingeordnet und versucht, noch weit vor der Kreuzung, diesen Fehler zu korrigieren. Ein Anblinken hatte keinen Erfolg, so dass ich mit Blickkontakt und einer Geste darum bat, die Spur wechseln zu können. Die Antwort war ein noch dichteres Auffahren und das bekannte Tippen mit dem Zeigefinger an die Stirn. Der Nächste führte aufgeregt Selbstgespräche über meine Dummheit und schlug sich mit der Hand an den Kopf. Vielleicht war auch das Dürener Kennzeichen daran schuld, dass ich nicht als Ortsfremder sondern als Landei eingestuft wurde.


Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack, dass wir Deutschen so wenig freundlich miteinander umgehen. Nach einem Jahr in Nordamerika hatten wir uns so sehr an die nette Art des Zusammenlebens gewöhnt. Ein Lächeln ist hier wirklich der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen und die Basis der Kommunikation überhaupt. In Deutschland wurde ich dabei manchmal angeschaut, als ob ich ein unsittliches Angebot gemacht hätte.


Am 17.06. flogen wir dann wieder zurück nach Mexiko. Die Zeit in Deutschland war sehr schön und wir freuen uns schon auf den nächsten Heimaturlaub.


18.06.2010 – Und wieder Cancun


Nach 11 Stunden Flug waren wir wieder „zu Hause“ in Mexiko. Gemeinsam mit den vielen Pauschaltouristen legten wir am Flughafen unsere Koffer auf das Band zum Röntgengerät und drückten danach auf den roten Knopf, der einen Zufallsgenerator ansteuert. Kommt die grüne Lampe, dann kann man ohne weitere Kontrolle mit seinem Gepäck einreisen, bei der roten Lampe ist eine individuelle Inspektion angesagt. Wie sollte es auch anders sein – bei uns leuchtete die rote Lampe auf. Natürlich hatten wir die Einfuhr von Lebensmitteln, Autoersatzteilen etc. auf der Zollerklärung verneint, und nun mussten wir mit Herzklopfen unsere Reisetaschen öffnen. Ich war behilflich und hab die Kleidung etwas angehoben. Nach einem flüchtigen Blick hatte der Zöllner genug bzw. nichts gesehen und uns durchgewinkt. Wir schauten uns an und packten ganz schnell zusammen. Wieder einmal hatten wir Glück gehabt. Es wäre auch zu schade um die leckeren Delikatessen gewesen, und wie der Zoll auf die Autoersatzteile reagiert hätte ist auch offen.


Mit einem klapprigen Nissan-Taxi, auf der Uhr standen über 600.000 Kilometer, fuhren wir zum Tierheim. Es war gerade die Zeit der Fütterung. Basko hatte seinen Fressnapf schon leer und kam uns ganz freudig entgegen gelaufen. Er hat sich sichtlich wohl gefühlt, musste aber gleich noch mal zurück, um auch seinen Hundefreunden zu helfen ihre Näpfe leer zu fressen. Die Tage hat er wohl gelebt, wie im Schlaraffenland.


Die feuchte Wärme trieb uns den Schweiß aus allen Poren und wir waren glücklich, als wir am späten Abend wieder auf unserem Stellplatz, direkt am Meer, angekommen waren. Hier war immer eine leichte Meeresbrise vorhanden, die durch die geöffneten Seiten- und Dachfenster auch im Hobby ein erträgliches Klima schaffte. Nach einem erfrischenden Bad sind wir in unser „eigenes“ Bett gefallen und haben schnell und tief, bis weit in den nächsten Morgen hinein, geschlafen.


Noch einen Tag wollten wir uns zum Ausspannen in Cancun gönnen – aus diesem einen Tag sind dann sechs Tage geworden. Jeden Morgen haben wir uns entschieden, einen weiteren Tag im Paradies zu bleiben. Fast täglich sahen wir die traurigen Blicke der Pauschalurlauber, die vom Flughafenshuttle zu ihrem Heimflug abgeholt wurden. Dabei haben wir wieder einmal ganz klar realisiert, welches Privileg wir besitzen. Wir können unsere Zeit, unsere Reisegeschwindigkeit und -route selbst bestimmen und wenn es uns an einem Ort ganz besonders gut gefällt, dann bleiben wir, so lange es uns Freude macht.


Nach dieser Woche an unserem Traumstrand waren wir dann so weit ausgeruht, neugierig und bereit für neue Reiseerlebnisse, dass uns nichts mehr halten konnte.


In Valladolid ließen wir die aus Deutschland mitgebrachten Kupplungsteile einbauen. Nach der Reparatur lief unser Ford Transit wieder wie neu. Ich war glücklich und sehr froh, dass die Ferndiagnose von Ford-Pichel in Hartmannsdorf stimmte und wir die richtigen Teile mitgenommen hatten. Jetzt stand der Entdeckung des mexikanischen Hochlandes und der Pazifikküste nichts mehr im Wege.