Sonntag, 25. April 2010

15.03.2010 – 01.04.2010: Von Georgia nach Texas

15.03.2010 – Savannah (Georgia)


Etwas traurig waren wir schon, als wir Florida verließen. Wir hatten uns an diese abwechslungsreiche Landschaft mit dem smaragdgrünen Meer, den weißen Stränden, den vielen freilebenden Tieren sowie an die angenehmen Temperaturen gewöhnt. Wir freuten uns aber ebenso auf die noch vor uns liegenden Erlebnisse und vor allem auf Mexiko.


Wieder einmal hatten wir einen strengen Zeitplan - am 3. April läuft unser US-Visum ab und am 17. April müssen wir in Cancun (Mexiko) am Airport stehen, denn unsere Tochter Katharina kommt zu Besuch. Wir freuten uns schon sehr, sie nach über einem halben Jahr wiederzusehen. Von Florida aus fuhren wir noch ein Stück nach Norden. Man sagte uns: Savannah in Georgia soll diesen Umweg wert sein. Und Savannah war diesen Umweg wert!


Savannah ist eine großartige historische Stadt, die man mit Recht als Südstaatenschönheit bezeichnen kann. Mit großartigen Wohnhäusern und Gebäuden aus der Kolonialzeit trägt sie ihre Vergangenheit stolz zur Schau. In umgebauten Baumwolllagern am Savannah River befindet sich ein Geschäftsviertel mit Bars, Restaurants und Läden. Es duftete verführerisch nach hausgemachten Bonbons und Pralinen, und in vielen Läden konnte man diese süßen Leckereien vor dem Kauf probieren. Ein Geschäft hatte es uns ganz besonders angetan. Hier wurden Nüsse in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen angeboten. Vielleicht nahmen wir die freundliche Aufforderung: „Sie können alles kosten“ doch etwas zu wörtlich. Auf alle Fälle brauchten wir dann erstmal etwas gegen den Durst. Da kam uns die kleine Bar in der Riverstreet gerade recht. Freundlich, aber sehr bestimmt wurden wir am Eingang aufgehalten und nach unserer ID-Card gefragt. Der Hintergrund war, dass nur Personen über 21 Jahre Zutritt zu den Bars haben. Es ist kaum zu glauben – aber wir wurden nicht eingelassen. Wir hatten keine Personaldokumente dabei und konnten nicht nachweisen, dass wir älter als 21 Jahre sind.


Unser weiterer Stadtspaziergang führte uns durch die alten Strassen und die vielen schön angelegten, für Savannah typischen Parkanlagen. In einem Straßencafe machten wir Pause. Die Menschen liefen an uns vorbei, eilige Geschäftsleute, kultivierte Südstaatendamen und viele Schwarze in Businesskleidung. Dieses Zusammenleben ist heute Normalität. An vielen Plätzen in Savannah konnten wir Mahnmale einer anderen Zeit sehen, einer Zeit der Rassentrennung und der Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung. Welche enorme Entwicklung die USA diesbezüglich in den letzten Jahren vollzogen hat zeigt sich auch daran, dass es für einen Afroamerikaner noch 1962 unmöglich war, ein Universitätsstudium zu absolvieren. Als in diesem Jahr James Meredith als erster Schwarzer an der University of Mississippi immatrikuliert werden sollte kam es zu schweren Unruhen und Gewalttätigkeiten. Heute, nur knapp 50 Jahre später, wird das Land von einem schwarzen Präsidenten regiert.


Am liebsten wären wir noch etwas länger in dem Cafe sitzen geblieben, aber wir wollten noch zum Forsyth Park, dem schönsten und größten der 21 Parks dieser Stadt. Umgeben von prächtigen Villen liegt dieser Park an der der südlichen Grenze der Altstadt. Großzügig angelegt bietet er viel Raum für die verschiedensten Sport- und Freizeitaktivitäten. Hauptattraktion und beliebtestes Fotomotiv ist der schöne Springbrunnen am Parkeingang. Das Wasser des Brunnens war schon grün eingefärbt, in Vorbereitung auf den St. Patrick’s Day, der am nächsten Tag mit einer großen Parade in Savannah gefeiert wurde.


Nach dieser Sightseeingtour waren wir ganz schön pflastermüde. Gut, dass es in Savannah einen Shuttleservice des Visitor Centers gab. So kamen wir schnell und komfortabel zu unserem Parkplatz und zum Hobby, wo Basko schon viel zu lange auf uns warten musste.


19.03.2010 – New Orleans (Louisiana)


Die nächsten Tage waren Fahrtage. Wir durchquerten Florida von Ost nach West, fuhren an der Golfküste durch Alabama, Mississippi und dann auf direktem Weg nach New Orleans (Louisiana).


Am frühen Morgen überquerten wir, auf der mit 38 km zweitlängsten Brücke der Welt, den nördlich von New Orleans liegenden Lake Pontchartrain. Dieser See, dreimal so groß wie der Bodensee, liegt einige Meter höher als die Stadt New Orleans. Am 30. August 2005 brachen hier mehrere Deiche, und der See überflutete weite Teile der Stadt. Wir waren überrascht, wie wenig von den katastrophalen Verwüstungen, die Katrina 2005 angerichtet hatte, noch zu sehen waren. Das Gebiet am Mississippi, der Business District und vor allem das French Quarter waren aber auch nur wenig betroffen - die meisten Zerstörungen hat Katrina im Süden der Stadt und direkt an der Golfküste angerichtet. Dort sind die Folgen dieser Unwetterkatastrophe auch heute noch nicht vollständig beseitigt.


Wir fanden recht schnell einen sicheren Parkplatz und bummelten über den Riverwalk zum French Quarter, dem Highlight der Stadt schlechthin. Hier schlägt das Herz von New Orleans. In den Musikkneipen der Bourbon Street werden abends die heißesten Partys gefeiert – aber schon am frühen Nachmittag zeigte sich New Orleans von seiner besten Seite. Auf der Strasse spielten Jazzbands, zeigten Gaukler und Straßenmusiker ihre Shows und so mancher verdient sich damit seinen Lebensunterhalt und hofft auf die große Entdeckung. Überall duftete es verführerisch nach kreolischer und der für Louisiana typischen Cajun-Küche. Aus den Bars klang Lifemusik, ein Film wurde gedreht und überall pulsierte das Leben. In der Royal Street ging es dann ruhiger zu, hier stehen die schönsten historischen Häuser mit den typischen schmiedeeisernen Balkonen, welche diesen geschlossenen historischen Stadtkern von New Orleans prägen.


New Orleans hat uns mit seiner kulturellen Vielfalt und der Lebensfreude seiner Bewohner sehr beeindruckt. Es ist für uns eine der interessantesten und authentischsten Städte Nordamerikas. Nach dem Hurrikan Katrina wurde ernsthaft darüber diskutiert, die Stadt New Orleans ganz aufzugeben. Es wäre ein unvorstellbarer Verlust gewesen!!


24.03.2010 – Houston, Corpus Christi und Padre Island (Texas)


Von New Orleans fuhren wir auf dem kürzesten Weg nach Texas. Dort wollten wir noch die letzten Tage bis zum Ablauf unseres Visums verbringen und uns auf den neuen Reiseabschnitt vorbereiten.


Beim AAA-Automobilclub in Houston wurden wir mit unserer ADAC-Mitgliedskarte freundlich empfangen. Die Dame an der Information bekam ganz große Augen, nachdem wir unsere weiteren Reiseziele genannt und um Informationen sowie eine Versicherung für das Wohnmobil gebeten hatten. „Warum wollen Sie nach Mexiko fahren? Es ist gefährlich …“ und dann wurde sie immer aufgeregter. Aus ihrem Redeschwall konnten wir nur noch die einzelnen Worte: „Bandidos“, „Drug-Cartel“, „Killer“ und „Kidnapping“ verstehen. Nachdem sie uns aber nicht von unserem Vorhaben abbringen konnte endete jeder Satz mit „Be careful“ (Passt auf, seid vorsichtig). Auf unsere Frage, ob sie denn schon selbst schlechte Erfahrungen in Mexiko gemacht hätte, erklärte sie uns, dass sie noch nie in Mexiko war und auch niemals hinfahren würde.


Mit Infomaterial, Versicherungsbestätigung und vielen guten Ratschlägen verließen wir das Büro. Eine solche Reaktion auf unsere Reisepläne hatten wir schon oft in den USA erlebt. Mexiko und Bandidos sind zwei Worte, die im Sprachgebrauch der meisten Amerikaner einfach zusammengehören.


Im großen HEB-Supermarkt in Corpus Christi stand Mary an der Kuchentheke und verteilte Kostproben ihrer leckeren Erdbeertorte. An unserer Aussprache erkannte sie uns als Deutsche und wir kamen ins Gespräch. Mary kam vor 8 Jahren aus England nach Texas und hat zwischenzeitlich auch 3 Jahre in Mexiko gelebt. Sie schwärmte von Mexiko, gab uns Reisetipps und räumte unsere Bedenken aus. „Die Grenzregion ist nicht ungefährlich, da solltet ihr euch nicht lange aufhalten, aber sonst – lasst Euch das schöne Land nicht vermiesen.“


Etwas irritiert waren wir schon. Was ist richtig – was übertrieben? Selbst das Auswärtige Amt gab eine recht kritische Einschätzung zur Sicherheitslage in Mexiko heraus. Wir werden vorsichtig sein und wir werden es herausfinden! Die letzten Tage in Texas und unsere Vorfreude auf Mexiko wollten wir uns nicht verderben lassen.


Vor Corpus Christi liegt North Padre Island, eine langgestreckte Insel mit mehreren State- und einem Nationalpark. An der fast unberührten Küste konnten wir mit dem Wohnmobil direkt am Strand stehen und campen. So verbrachten wir hier einige herrliche Tage und genossen Sonne, Sand und Meer, aber auch abendliches Campfeuer und Steaks vom Grill.


Auf Padre Island waren wir dann auch bei Snoopy’s unsere ersten Austern essen. Maxi aus Jena hatte so von den überbackenen Austern geschwärmt - und sie waren wirklich lecker. Wieder eine neue Erfahrung, von denen wir in den letzten Monaten schon so viele gemacht haben.


01.04.2010 – Good Bye USA


Die Tage auf Padre Island ließen uns Zeit, das letzte halbe Jahr in den USA Revue passieren zu lassen.


Die USA sind ein sehr schönes, sicheres, sauberes und gut organisiertes Reiseland mit einer hervorragenden Infrastruktur. Die Natur ist einfach grandios und in den National-, State und Countyparks wird viel für den Erhalt dieser ursprünglichen Landschaft getan. Die Menschen sind freundlich, aufgeschlossen und zugänglich. Bemerkenswert ist ihr uneingeschränkter Nationalstolz.


Die staatliche Glorifizierung von Kriegen, auch von solchen, auf die man – um es vorsichtig auszudrücken - nicht vorbehaltlos stolz sein muss, wirkte auf uns etwas befremdlich.


Das Leben in den USA ist gar nicht so anders als bei uns. Die Menschen haben ihre Freuden, aber ebenso ihre Ängste und Sorgen. Nur hat hier alles eine andere Dimension. Die Autos, die Straßen, die Häuser – alles ist hier größer. Dies gilt leider auch für Reichtum und Armut. Es ist erschreckend, wie viele Menschen in ihren Autos leben müssen. Am Abend suchen sie sich eine ruhige Ecke auf einem Parkplatz und verbringen so die Nacht. Auffällig war, dass viele Amerikaner sehr schlechte Zähne haben. Sie können sich den Zahnarzt nicht leisten und haben keine Krankenversicherung.


Sehr viel Geld wird in die Bildung investiert. Wir sahen fast nur moderne Schulen mit großzügigen Sportanlagen. Das System der Schülerbeförderung und –betreuung ist hervorragend geregelt. Jede Gemeinde hat ihre eigene umfangreiche Bibliothek.


Auch bei der Internetnutzung setzen die USA Maßstäbe. Neben freien Zugängen in allen Bibliotheken und bei vielen Privatfirmen (z.B. bei allen Mc. Donalds-Restaurants) gehen immer mehr Städte dazu über, ein freies öffentliches Netzwerk zu installieren – für uns als Traveller eine hervorragende Möglichkeit über Skype und e-Mail den Kontakt zu unseren Kindern, zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten.


Ungewohnt war für uns die Überregulierung des Zusammenlebens in den USA. An jedem Park, am Strand, in Innenstädten oder anderen öffentlichen Orten hängen Tafeln mit endlosen Rules (Regeln), die meist mit NO … beginnen. Wir dachten, manchmal wäre es einfacher aufzuschreiben, was noch erlaubt ist. Die Einhaltung dieser Regeln wird von Sheriffs und Rangern konsequent überwacht und durchgesetzt.


Zusammenfassend können wir sagen, dass die USA ein großartiges Reiseland mit freundlichen Menschen und unzähligen Naturwundern ist. Wir haben einen kleinen Einblick in dieses Land bekommen, haben manches gesehen, aber auch vieles ausgelassen. Für uns ein Grund, irgendwann zurück zu kommen und die Entdeckung fortzusetzen.