Freitag, 10. Juni 2011

01.04.2011 – 25.04.2011: Peru – auf den Spuren der Inka


02.04.2011 – Nordperu - Schmutz, Armut und ein herrschaftliches Grab

„In Peru ist manches anders als in Ecuador“ hatte man uns noch kurz vor dem Grenzübertritt gesagt und nun erlebten wir es selbst - das Schockprogramm. Die Panamericana war in einem recht guten Zustand, aber abseits der Straße sahen wir nur Schmutz, Müll und Armut. Die Menschen lebten in einfachsten Behausungen, die wohl nur durch die aufgepinselten grellen Wahlwerbungen zusammengehalten wurden. Es war für uns unverständlich, wie man hier leben kann. Ein klappriger Bus hielt in einer Staubwolke, eine Gruppe Kinder stiegen in blitzsauberen Schuluniformen aus und liefen ihrem Zuhause entgegen. Einige blieben an unserem Wohnmobil stehen und schauten uns interessiert an. „Wir werden hier über Nacht parken“ erklärten wir ihnen. Wir hatten den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als die Kinder schon lärmend und schreiend zu ihren Häusern liefen. „Vielleicht sollten wir doch weiterfahren und uns einen anderen Platz für die Nacht suchen“, war unser nächster Gedanke, als die Kinder schon wieder zurückgerannt kamen. Sie beschenkten uns mit Mangos und Orangen und hießen uns in ihrem kleinen Dorf willkommen. Wir hatten noch kein peruanisches Geld und konnten uns nur mit einigen Süßigkeiten und einer Tafel Schokolade bedanken.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Piura, der ersten größeren Stadt in Peru. Hier versorgten wir uns mit ausreichend Bargeld und schlossen eine Versicherung für unser Wohnmobil ab. Zurück auf der Panamericana durchquerten wir die Sechura-Wüste. Auf diesen 200 km sahen wir nur Dürre, Sand und Trockenheit, aber auch hier leben Menschen. Wir waren immer wieder entsetzt, wenn wir sahen, dass der Müll aus den Städten achtlos in der Wüste abgekippt und oftmals auch noch angebrannt wurde. Dunkle, weithin sichtbare Rauchfahnen zeugten von diesen Umweltsünden.

In Lambayeque hatten wir das Ziel unserer Tagesetappe erreicht. Hier befindet sich eines der wenigen archäologischen Highlights im Norden Perus: das Museo Tumbas Reales de Sipán. Im Jahre 1987 wurde, im Tal des Rio Lambayeque, das unberührte, etwa 1700 Jahre alte Grab eines Mochica-Herrschers entdeckt. Die heute als das Grab des Herrn von Sipán bekannte Ausgrabung enthielt außerordentlich zahlreiche und wertvolle Grabbeigaben, vieles davon aus purem Gold. Niemals zuvor war in Südamerika ein so reicher Grabschatz entdeckt worden. Die Fachleute verglichen seine Bedeutung mit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun in Ägypten. Die meisten Originalstücke sowie eine Nachbildung der Grabkammer wurden in dem extra dafür gebauten Museum sehr eindrucksvoll präsentiert. Es wurde aber auch darüber informiert, dass durch Korruption und Schlamperei viele der unwiederbringlichen Grabbeigaben geraubt und weltweit auf dem schwarzen Kunstmarkt verkauft wurden. Ein trauriges Kapitel und in der heutigen Zeit fast unvorstellbar. Leider hatte man in Peru aus dieser Misere nicht viel gelernt. Im Jahre 1991 wurde in der gleichen Gegend, in Batán Grande, das Grab des Sicán geöffnet. Es enthielt über eine Tonne kostbarster Grabbeigaben, die dann ebenfalls zu einem großen Teil geraubt und weltweit verkauft wurden.

Nur 100 km weiter südlich befinden sich die Ruinen von Chan Chan, der ehemaligen Hauptstadt der Chimú. Die Chimú waren ein mächtiges Nachfolgevolk der Mochica. Ihr Reich erstreckte sich von Südecuador bis nach Lima und ihre Hauptstadt Chan Chan war im 13. und 14. Jahrhundert die größte Stadt Südamerikas, vielleicht sogar der ganzen Welt. Bis zu 100.000 Menschen sollen in der Stadt gelebt haben, die komplett aus Lehmziegeln erbaut war. Diese Bauweise war auch der Grund, dass von der rund 20 Quadratkilometer großen Stadt heute kaum noch etwas zu sehen ist. Eine noch nie da gewesene Regenflut im Jahre 1925 zerstörte die meisten Gebäude, die heute wie in der Sonne geschmolzenes Wachs aussehen. Die El-Niño-Klimaphänomene der letzten Jahre gaben der Stadt dann den Rest. Alles, was nicht mit einem Dach geschützt war, wurde vernichtet - unter anderem auch viele der wertvollen Adobereliefs.

Der Zeremonialpalast Tschudi ist heute am Besten erhalten und rekonstruiert. Eindrucksvoll von einer 12 Meter hohen und 5 Meter dicken Adobemauer umgeben, konnten wir hier noch etwas von der damaligen Dimension der Stadt erahnen. Tonnen von Gold waren in der Stadt verbaut, die wichtigsten Gebäude waren mit Goldplatten verziert. Als die Inka die Stadt 1460 eroberten und das Chimúgebiet in das Inkareich integrierten, wurde die Stadt nicht geplündert. Das machten erst die goldgierigen Spanier 73 Jahre später. Die Goldschmiede und Kunsthandwerker aus Chan Chan wurden nach Cusco verschleppt und mussten ihre einzigartigen Fähigkeiten den Inka zur Verfügung stellen. Diese hatten damals bei Weitem noch nicht diese Perfektion in der Goldverarbeitung wie die Chimú erreicht.

Wir waren jetzt recht gut über die Präinkakulturen informiert und neugierig auf die Hochburgen des Inkareiches. Unser nächstes Ziel auf unserer Perurundreise war aber erst einmal Lima. Die von Francisco Pizarro am 06. Januar 1535 gegründete Hauptstadt Perus war einst die reichste, prächtigste und mächtigste Kolonialstadt Südamerikas. Bis nach Lima waren es noch knapp 800 Kilometer und wir mussten unbedingt am 09.04. am Aeropuerto stehen. Unsere Tochter Katharina kam zu Besuch und sie würde es uns nur schwer verzeihen, wenn wir sie nicht pünktlich abholen würden.

Die Strecke bis Lima hatte wenige Höhepunkte, die Panamericana verläuft hier parallel zur Küste durch eine unendliche Wüste. Abschnittsweise war der karge Wüstenboden bewässert und dann wuchsen Orangen, Avocados und andere Früchte im Überfluss. Wir hatten uns auch etwas auf die Küste gefreut und waren enttäuscht, dass es kaum eine Möglichkeit gab, an den Strand zu fahren. Die wenigen kleinen Küstenorte waren wenig ansprechend, an der ganzen Küste standen stinkende Fischmehlfabriken, sodass wir ohne größeren Aufenthalt bis Lima durchgefahren sind.

10.04.2011 – Lima - eine Stadt im Wahlfieber

Im Umland von Lima sah es aus wie in jeder anderen südamerikanischen Großstadt. Hier leben die Ärmsten der Armen, die Campesinos, die vom Land in die Stadt gezogen sind, um ein besseres Leben zu beginnen. Für die meisten von ihnen bleibt dies aber nur ein Traum, sie leben in erbärmlichen Hütten unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Viele von ihnen verdienen sich ihren Lebensunterhalt als fliegende Straßenhändler - 1,5 Millionen gibt es davon allein in Lima. Wir waren froh, als wir diese schmutzigen Stadtviertel hinter uns gelassen hatten und den im Stadtbezirk Callao liegenden Flughafen erreichten. Wir hatten noch genug Zeit, um das Wohnmobil noch etwas auf- und umzuräumen und für Katharina das „Gästezimmer“ im Alkoven herzurichten.

Nach einem vierundzwanzigstündigen Flug kam unsere Kathi dann am Abend, völlig übermüdet, aber glücklich, in Lima an. Es gab viel zu erzählen, Geschenke wurden ausgepackt und einige der mitgebrachten Leckereien wurden schon mal probiert. Die Nacht verbrachten wir direkt neben dem Flughafen. Hier sind in einem Aeropark Flugzeuge und Hubschrauber ausgestellt und alles wurde Tag und Nacht gut bewacht, ein idealer Stellplatz für uns.

Am nächsten Morgen fuhren wir in die Innenstadt. Der deutsche Club Germania, so wurde uns von anderen Reisenden mitgeteilt, ist ein idealer und sicherer Platz für Wohnmobilreisende. Dort wollten wir die nächsten zwei Tage stehen und uns die Altstadt Limas ansehen. Leider hatten wir uns für die Fahrt in die Stadt genau den falschen Tag ausgesucht. In Peru war an diesem Sonntag Präsidentschaftswahl und die ganze Stadt war auf den Beinen, um zum entsprechenden Wahllokal zu kommen. Über eine Stunde standen wir an einer Kreuzung im Stau. Wir glaubten, die Straße sei durch einen Unfall gesperrt, aber später sahen wir, dass die Kreuzung ausschließlich durch den chaotischen Fahrstil der Auto- und Busfahrer blockiert war. Jeder glaubte schneller weiterzukommen, wenn er auch von der gesperrten Richtung auf die Kreuzung fährt. Die herbeigerufene Verkehrspolizei konnte den Stau auch kaum auflösen, die Polizisten wedelten mit ihren Armen in alle Richtungen und veranstalteten dazu ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert. Als wir die Kreuzung dann endlich passiert hatten, kam die nächste Herausforderung für uns. Auf dem zweispurigen Zubringer zu einem großen Kreisverkehr staute sich wieder einmal alles. Jetzt hatten die Autofahrer aber eine andere Idee. Die kleineren Autos wendeten auf der Einbahnstraße, Busse und Kleintransporter fuhren rückwärts und hupten sich den Weg frei. Als ich keinerlei Anstalten machte auch rückwärts aus der Straße wieder herauszufahren wurde mir unmissverständlich klargemacht, dass ich die Verkehrsregeln in Lima noch nicht verstanden hätte. Irgendwann ging es dann doch weiter und die Auffahrt auf den Kreisverkehr hat selbst mich etwas beunruhigt. Hier existieren keine Regeln, wir mussten uns, wie alle anderen Autos auch, langsam in den fließenden Verkehr hinein drängeln und darauf hoffen, dass ein anderer Autofahrer im letzten Moment bremst. Ein alter zerbeulter Stadtbus kam unserem Alkoven so nahe, dass ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet habe, aber irgendwie ging alles gut. Eine Stunde später lagen wir im Club Germania am sauberen Pool und erholten uns von dieser aufregenden Fahrt.

Schon im Norden Perus hatten wir vergeblich versucht, die Verkehrsregeln zu verstehen. An vielen Kreuzungen stehen keinerlei Verkehrsschilder und die Vorfahrt scheint ungeregelt zu sein. Im Club hatte ich dann die Gelegenheit, mich mit einem deutschen Unternehmer darüber auszutauschen. „Eigentlich“, so sagte er, „gilt hier in Peru an solchen Kreuzungen die rechts vor links Regel. Aber es gibt noch viele weitere praktizierte Vorfahrtregeln, wie zum Beispiel groß vor klein, schnell vor langsam, bergauf vor bergab oder laute Hupe vor leiserer Hupe.“ Jetzt wussten wir fast alles über die Verkehrsregeln in Peru, da konnte ja nichts mehr schief gehen. Und dann hatte er noch zwei weitere Informationen für uns. Unter den peruanischen Autofahrern hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das Fahren mit Licht der Batterie schadet, also wird nachts meist ohne Licht gefahren. Auch glaubt man hier, einen drohenden Unfall durch lautes Hupen abwenden zu können. Das letzte Risiko wird dann noch durch die vielen in den Autos aufgeklebten Heiligenbilder und durch ständiges Bekreuzigen während der Fahrt minimiert. Die vielen Kreuze an den Landstraßen zeigten die Realität.

Der Taxifahrer, der uns am nächsten Tag in die Altstadt brachte, schien sich auch voll auf seine Heiligenfigur an der Frontscheibe zu verlassen. Gas, Bremse und Hupe wurden offensiv eingesetzt, um sich durch den Großstadtverkehr eine Schneise zu schlagen. Petra und Katharina wurde es auf der Rückbank schon ganz schlecht und wir waren froh, als wir unser Ziel, die Plaza Mayor, erreicht hatten. Hier, am neu hergerichteten schönsten Platz der Stadt, stehen die Kathedrale, der Palast des Erzbischofs und der Regierungspalast. Typisch für das kolonialzeitliche Lima sind die reich geschnitzten Holzerker, von denen man das Leben auf der Straße beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. In der prächtigen Kathedrale befindet sich das Grab von Francisco Pizarro. Es wird von den Peruanern verehrt, wie das Grab eines Heiligen, obwohl Pizarro die hohe Inkakultur mit blutiger Gewalt vernichtet und das ganze Land geplündert hat.

Nach dem Bummel durch Limas Altstadt fuhren wir zurück zum Club Germania. Hier herrschte eine etwas bedrückte Stimmung. Das Wahlergebnis konnte für deutsche Investoren nicht schlechter ausfallen. Die zwei Sieger bei der Präsidentschaftswahl waren die extrem rechte Keiko Fujimori und der extrem linke Ollanta Humala. Hier im Club glaubte man, dass keiner von beiden die liberale Wirtschaftspolitik der letzten Jahre, die zu Wirtschaftswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit geführt hat, fortsetzen wird. Ein deutscher Unternehmer brachte es auf den Punkt. Die Stichwahl Anfang Juni ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Er wird wohl seine Firma in Lima schließen und zurück nach Deutschland gehen.

Wir ließen uns durch das Wahlergebnis den Tag nicht vermiesen. Bei deutscher Küche im Club-Restaurant verbrachten wir einen schönen Abend und bereiteten uns auf die Weiterfahrt nach Nasca vor.

14.04.2011 – Nasca - Geoglyphen und Mumien

„Wenn Sie einmal zufällig in Peru sind, dann versäumen Sie nicht sich die Geoglyphen in Nasca anzusehen“ hatte Erich von Däniken während eines Vortrags in Chemnitz vor einigen Jahren gesagt und damit Heiterkeit ausgelöst. Auch wir hatten damals nicht daran geglaubt, einige Jahre später in Nasca vor den Geoglyphen zu stehen. Die Scharrbilder in der trockenen Pampa bei Nasca gaben und geben noch heute den Wissenschaftlern Rätsel auf. Nur aus der Luft zu erkennen, sind ihr Zweck und ihre Bedeutung weitestgehend ungeklärt. Die Deutungsversuche von Erich von Däniken, übrigens seit 1979 Ehrenbürger der Stadt Nasca, haben zu vielen Diskussionen unter Archäologen und Historikern geführt. Aber genau diese fantastischen Deutungen trugen dazu bei, dass das Bilderbuch im Wüstensand international bekannt wurde. Wesentlich seriöser waren die wissenschaftlichen Untersuchungen der deutschen Mathematikerin und Geografin Dr. Maria Reiche. Maria Reiche war besessen von dem Gedanken, die Geoglyphen zu erforschen, zu vermessen und ihren Sinn zu verstehen. Nur ihr ist es zu verdanken, dass die Bilder im Wüstensand nicht von wilden Offroadfahrern zerstört worden sind und dass die UNESCO die Nasca-Geoglyphen als Weltkulturerbe eingestuft hat. Ihre Theorie, dass die Geoglyphen Teil eines großen astronomischen Kalenders seien, ist heute bewiesen.

Von dem, durch Maria Reiche auf eigene Kosten errichteten Aussichtsturm an der Panamericana konnten wir die Figuren ‚Hände’, ‚Baum’, und ‚Eidechse’ sehen, wobei auch diese Figuren durch Autofahrspuren nur sehr undeutlich zu erkennen waren. Im Maria-Reiche-Museum steht ein alter VW-Bus, mit dem eine von Frau Reiche privat finanzierte Truppe zum Schutz der Geoglyphen unterwegs war.

Besser zu sehen sind die Bilder vom Flugzeug aus, aber wir hatten an diesem Tag kein Glück. Am kleinen Flughafen in Nasca wurde uns gesagt, dass der nächste Flug erst gegen Mittag frei wäre und dann bewölkte sich der Himmel immer mehr und es wurde dunstig. Andere Fluggäste rieten uns davon ab, bei diesem Wetter zu fliegen. Wir würden nichts erkennen. Etwas traurig, aber auch froh nicht unnötig Geld ausgegeben zu haben, nutzten wir den Rest des Tages, um uns den archäologischen Friedhof in Chauchilla anzusehen.

Über eine Wüstenpiste erreichten wir das Gräberfeld. Hier soll es Tausende Mumiengräber der Nasca-Kultur geben. Überall wurden Knochenreste und Schädel gefunden. Archäologen wie auch Grabräuber hatten hier ein riesiges Betätigungsfeld. Heute sind 12 Grabkammern freigelegt und überdacht. Die schauerlich anzusehenden, über 1000 Jahre alten Mumien, saßen aufrecht in den Grabkammern. Teilweise war ihre Haut völlig konserviert und die langen Zöpfe sahen ganz real aus. Etwas makaber fanden wir diese Mumienschau schon, aber es gehört wohl auch zur peruanischen Kultur dazu. Auf alle Fälle ist dieser archäologischen Friedhof einmalig in Peru und einen Besuch wert. Noch am gleichen Abend fuhren wir weiter in Richtung Cusco.

18.04.2011 – Cusco - der Nabel der Welt

Unserer Fahrt von Nasca nach Cusco führte uns über annähernd 5000 Meter hohe Pässe. Herrliche Hochgebirgsebenen wechselten sich ab mit steilen Serpentinen. In einiger Entfernung sahen wir die schneebedeckten Gipfel der Cordillera de Huanzo. Auf den weiten Ebenen grasten Lamas, Alpakas und wir sahen auch viele wilde Vicuñas. Diese Wildkamele wurden bis vor wenigen Jahren erbarmungslos gejagt. Jetzt gibt es strenge Schutzbestimmungen, sodass sich der Bestand an Vicuñas langsam wieder erhöht. Die Wolle der Vicuñas ist die teuerste Naturfaser der Welt. Ein Kilo kostet bis zu 500 €, wobei pro Tier nur etwa 500 g Wolle jährlich gewonnen werden.

Wir rollten durch die fantastische Bergwelt der Kordilleren, die Sonne schien, die Straße war in einem einwandfreien Zustand,wir fühlten uns gut und waren glücklich - doch dann änderte sich schlagartig unsere Stimmungslage. Wir wurden Zeuge eines schweren Unfalls. Auf völlig gerader Strecke waren zwei Geländewagen frontal zusammengestoßen. Die Autos waren kaum noch als solche zu erkennen. Unter einer Plane lag eine tote Frau, eine blutleere Hand, wie aus Wachs, schaute unter der Plane hervor. Der Fahrer war eingeklemmt, aber offensichtlich auch tot. Wer sollte ihm auch hier in dieser Einsamkeit helfen. Ein Krankenwagen hätte Stunden bis zum Unfallort benötigt. Überall war Blut, Öl und Benzin liefen aus und Teile der zerstörten Autos lagen in der Gegend herum. Es war schrecklich und wir waren sehr aufgewühlt. Gut, dass wir nicht die Ersten am Unfallort waren. Wir erinnerten uns, dass uns der eine Wagen vor einigen Minuten überholt hatte. Eine halbe Stunde eher, und es hätte vielleicht uns getroffen.

Schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, fuhren wir bis kurz vor Cusco. Die Schönheit der Natur erreichte uns nur noch im Unterbewusstsein.

Am nächsten Morgen waren wir schon zeitig nach Cusco unterwegs und nach einigem Suchen hatten wir auch den kleinen Campingplatz „Quinta Lala“ gefunden. Der Platz war völlig aufgeweicht und wir trauten uns, nicht draufzufahren. Vor der Einfahrt war noch ein Plätzchen für uns frei. Dann gingen wir das erste Mal in die Altstadt.

Cusco ist einfach beeindruckend. Alles wirkt hier wie aus einem Guss. Am Plaza de Armas stehen die Kathedrale, die ebenso schöne Kirche Compañia de Jesus, die Universität und weitere eindrucksvolle Kolonialbauten. Welcher Glanz muss von der Stadt ausgegangen seien, als Francisco Pizarro mit seinem Gefolge am 15. November 1533 kampflos in Cusco einritt. Die Hauptstadt des riesigen Inkareiches, es erstreckte sich vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien und hatte eine Nord-Südausdehnung, die der Entfernung vom Nordkap bis nach Sizilien entsprach, war die damals prunkvollste Stadt in Südamerika. Sie war das rituelle und politische Machtzentrum des Reiches und zugleich Schnittpunkt aller Straßen, Schnittpunkt des Weltlichen und Heiligen und Mittelpunkt des Inkareiches. Sie war der Nabel der Welt, was Cusco in der Inkasprache Quechua bedeutet.

Die heutige Plaza de Armas hieß damals Huacaypata, sie war von Tempeln, Palästen und Regierungsgebäuden umgeben und nahezu doppelt so groß wie heute. Der Platz war von einer massiven goldenen Kette umspannt. Die meisten Tempel und Paläste waren außen mit Goldblechen und -platten verziert und belegt, das Inka-Heiligtum Qoricancha zusätzlich auch noch von innen. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem Gold und erzeugten den Glanz einer Märchenstadt. Da die Inka kein Geld kannten, hatten auch Gold und Silber für sie keinen materiellen, sondern nur einen kultischen Wert. Gold galt als „die Schweißperlen der Sonne“ und Silber als „die Tränen des Mondes“. Pizarro hatte da ganz andere Wertvorstellungen. Er ließ die Kultgegenstände der Inka aus dem ganzen Reich zusammentragen und schmolz sie ein. Wochenlang liefen die Schmelzöfen, bis die geraubten 180.000 Kilo Gold und 16 Millionen Kilo Silber eingeschmolzen waren. Die ganze Stadt Cusco, damals ein städtebauliches Juwel, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Welcher Frevel hier begangen wurde, zeigt die Schilderung des spanischen Chronisten Pedro Cieza de Leon, der seine Eindrücke von der alten Inkastadt schilderte: "Und keine Stadt des Imperiums hatte einen so vorzüglichen Stadtplan wie Cuzco, die Hauptstadt des ganzen Reiches und Sitz des Herrschers. Die Straßen waren lang, allerdings schmal, und die Häuser aus reinem Stein gemacht mit ganz vorzüglichem Fugenwerk. Vor allem waren es riesige und sehr sorgfältig zusammengesuchte Steine. Außerdem gab es den prächtigen und feierlichen Sonnentempel, der geschmückt war mit Gold und Silber aus allen Teilen des Reiches."

Die perfekte Baukunst machte es den Spaniern zunehmend schwer die prächtigen Gebäude zu zerstören, und so wurde teilweise auf den alten Fundamenten der Inka die neue Kolonialstadt Cusco aufgebaut. Die spanischen Baumeister waren denen der Inka unterlegen. Immer wieder mussten in den nachfolgenden Jahrhunderten die kolonialspanischen Gebäude nach Erdbeben wieder neu aufgebaut werden, während die erdbebensicheren Inkamauern bis heute allen Beben standhielten. Wie Legobausteine waren die großen Steinblöcke verzahnt, verbolzt und so perfekt behauen, dass in die mörtellosen Spalten keine Rasierklinge passte. An vielen Stellen in Cusco, so an den Grundmauern des ehemaligen Palastes des Inka Roca in der Calle Hatunrumiyoc oder an den Überresten des Inka-Sonnenheiligtums Qoricancha, auf die man die Kirche und das Kloster Santa Domingo gebaut hat, konnten wir diese perfekte Baukunst bewundern und den krassen Gegensatz der spanischen und der Inka-Steinmetzarbeiten besonders gut vergleichen.

In ganz Lateinamerika wurden indigene Kulturen zerstört und ihre Schätze geraubt, aber in Cusco erscheint es uns am dramatischsten. Darüber konnte auch die Schönheit der heutigen Kolonialstadt Cusco nicht hinwegtäuschen. Weitere drei Tage verbrachten wir in Cusco, besichtigen die Kathedrale, Museen, Kirchen, Klöster und prächtige Kolonialbauten, und immer wieder stießen wir auf Zeugnisse der Inka. Den Höhepunkt der Inkakultur hatten wir jedoch noch vor uns.

20.04.2011 – Machu Picchu - geheimnisvolle verlorene Inkastadt

Unser zweitägiger Ausflug nach Machu Picchu begann in Cusco. Wir fuhren durch das heilige Tal der Inka, das Valle Sagrado, nach Pisac. Zwischen steilen Felswänden und schneebedeckten Bergen befand sich hier ein wichtiges landwirtschaftliches Zentrum. Die Inka bauten terrassenförmige Felder bis zu den Bergspitzen, auf denen sie Mais und Kartoffeln anbauten. 20 verschiedene Sorten Mais und 3000 Sorten Kartoffeln kannten die Inka und ständig wurden neue Sorten entwickelt und an die spezifischen Anbaubedingungen angepasst. Die Terrassenfelder hatten ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, welches bis heute funktioniert und genutzt wird. Zur Aufbewahrung der Ernte wurden spezielle luftdurchflutete Lagerhäuser gebaut, die wir in Pisac, aber auch an vielen anderen Stellen im Valle Sagrado sehen konnten.

Über dem Ort Pisac und den Terrassenfeldern thronte eine stolze Inkafestung. Leider war nicht mehr sehr viel davon zu erkennen, die Festung ist eine Ruine und wir brauchten viel Fantasie, um uns die damaligen Verhältnisse vorstellen zu können. Ähnlich sah es in Ollantaytambo aus. Obwohl sich der Grundriss dieser Stadt seit der Inkazeit fast nicht verändert hat und es die einzige noch erhaltene Inkastadt ist, die aus Steinen erbaut wurde, war für uns nicht mehr viel von der einstigen Hochkultur zu erkennen. Schon eher sehenswert war die Festung Ollantaytambo, die sich wie ein Adlerhorst über der Stadt und den steilen Terrassen an einen mächtigen Bergsporn schmiegt. Neben den rein militärischen Aufgaben, wie dem Schutz des Valle Sagrado, hatte die Festung, wie auch die in Pisac, eine kultische Bedeutung. In den Festungen gab es jeweils auch monumentale Tempel. Für den, nicht fertiggestellten, Tempel in Ollantaytambo wurden Steinblöcke von bis zu 50 t Gewicht verwendet. Es ist kaum vorstellbar, wie die Baumeister der Inka diese riesigen Steinblöcke, ohne Benutzung von Rad oder Flaschenzug, vom Steinbruch auf der anderen Seite des Tales über den steilen Berg hinauf bis hierher transportiert haben. Aber Pisac und Ollantaytambo waren nur eine fade Einstimmung auf das, was uns am nächsten Tag erwartete.

Mit dem Zug, der einzigen Möglichkeit nach Machu Picchu zu kommen, wenn man mal von den verschiedenen Trails absieht, fuhren wir von Ollantaytambo durch das Tal des Rio Urubamba nach Aguas Calientes, der Endstation der Eisenbahnstrecke. Aguas Calientes, auch als Machu Picchu Pueblo bekannt, ist ein Ort, der zu 100 % vom Tourismus lebt. Manche sagen, es ist eine der hässlichsten und teuersten Kleinstädte Perus, aber für alle, die nach Machu Picchu wollen, führt kein Weg an diesem Ort vorbei. Auch wir verbrachten hier eine Nacht, um am nächsten Morgen ganz früh die geheimnisvolle Inkastadt zu besuchen.

Mit einem der ersten Busse fuhren wir die steile Serpentinenstraße zur verborgenen Inkastadt hinauf und mussten feststellen, dass trotz dieser frühen Stunde schon Hunderte Menschen am Eingang zu Machu Picchu warteten. Die Eingangskontrolle ging aber zügig vor sich und nach wenigen Minuten standen wir oberhalb von Machu Picchu - und sahen nichts. Der für diese Jahreszeit typische Nebel verdeckte die Sicht und ließ uns die Dimensionen dieses Ortes nur erahnen. Unser Tourguide, der uns zwei Stunden durch die eindrucksvolle Stadt führte, beruhigte uns. Er meinte, „nach 10.00 Uhr ist der Nebel verschwunden“, und er hatte recht.

Viel könnte man schreiben, über die Perfektion der 216, mit unzähligen Treppen verbundenen, steinernen Häuser, dem Wassersystem oder den magischen Intiwatana-Stein, der für den Sonnenkult der Inka eine ganz besondere Bedeutung besaß. Für uns jedoch war die Betrachtung von Machu Picchu als Gesamtbauwerk am eindrucksvollsten. Lange saßen wir am Mirador, dem höchsten Punkt der Stadt, und ließen das Panorama der Stadt und des dahinterliegenden steilen Felsens, des Huaynapicchu, auf uns wirken. Besonders die geheimnisvolle Atmosphäre der Stadtanlage und die harmonische Verbindung von Natur und Architektur sind einmalig. Zurecht wird Machu Picchu als eine der eindrucksvollsten archäologischen Stätten Südamerikas bezeichnet.

Die Fähigkeit der Inka-Baumeister war für uns nur am sichtbaren Stadtbild zu erkennen. Ihre wahre Leistung liegt jedoch unter der Erde verborgen. Die, auf einem begradigten Felsplateau errichtete Stadt hält sich, mit ihren künstlich errichteten Terrassen, selbst in der Waage. Aber genau hier tickt die Zeitbombe. Nach Berechnungen der UNESCO sind 800 Besucher täglich die absolute Höchstgrenze, um keine bleibenden Schäden an diesem einmaligen Kulturgut zu hinterlassen. In der Hochsaison drängen sich aber bis zu 4000 Touristen täglich durch die engen Gassen und die steilen Treppen von Machu Picchu. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass die Hänge des Berges pro Monat um 1 cm abrutschen. Über kurz oder lang könnte das zu einem katastrophalen Erdrutsch, im schlimmsten Fall sogar zur Zerstörung von Machu Picchu führen. Die zerstörerische Kraft der Menschenmassen wurde uns dann gegen Mittag bewusst. Mit dem Frühzug angekommen strömten Tausende Tagestouristen in die alte Inkastadt und holten uns in die Wirklichkeit zurück. Jeder Felsvorsprung, jeder Mauerrest der Ruinen wurde erklommen, um das schönste Foto mit nach Hause nehmen zu können. Das Aufsichtspersonal war völlig überfordert und diesem Massenansturm nicht gewachsen. Für uns wurde es Zeit diesen mystischen Ort, der jetzt eher einem Ameisenhaufen glich, mit einmaligen Eindrücken zu verlassen.

Machu Picchu ist der größte Devisenbringer für den peruanischen Staat. Eine Beschränkung der Besucherzahlen ist derzeit sehr unwahrscheinlich und so hoffen wir, dass die Bezeichnung ‚Machu Picchu - die verlorene Stadt’, nicht in einem ganz anderen Sinne wahr werden wird.

25.04.2011 – Titicacasee - Puno und die schwimmenden Inseln der Uro

Wir fuhren auf einer guten Teerstraße von Cusco in Richtung Puno am Titicacasee. Die Straße folgt auf diesem Teilstück der alten Inka-Straße NAN CUNA. Über 5200 km lang, verlief diese Straße einst von Kolumbien bis nach Chile. 8 Meter breit und zum größten Teil befestigt war sie eine weitere Meisterleistung der Inka-Baukunst. Das Inka-Straßensystem betrug mehr als 20.000 km und hatte seine Kreuzungspunkte in Cusco. Viele dieser Straßen werden heute noch genutzt oder stellen, mit einem Asphaltbelag versehen, moderne Verkehrsverbindungen dar.

Hinter Cusco umgab uns Natur pur. Die Straße folgte dem Rio Vilconata und verlief durch ein wildromantisches Hochgebirgstal, umgeben von hohen, teilweise schneebedeckten Bergen. Auf eine Hochebene hinter Sicuani stiegen Dampfwolken aus der grünen Wiese auf. Über 400 heiße Quellen treten bei dem Ort, der Aguas Calientes genannt wird, aber in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Eisenbahnhaltepunkt ist, an die Oberfläche. In dem einfach angelegten Thermalbad relaxten wir bis zum späten Abend und durften, gut bewacht, auf dem Gelände des Thermalbades die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen machte mich ein Hinweisschild auf den kleinsten Vulkan der Welt neugierig. Ob diese Aussage stimmt oder ob es wieder eine Touristenfalle ist, konnten wir nicht zweifelsfrei klären. Auf alle Fälle war es interessant, auf den kleinen Steinhügel zu klettern und das blubbernde heiße Wasser zu beobachten, das hier, aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche trat.

Nur wenige Kilometer weiter überquerten wir, in einer Höhe von 4338 Meter, den Pass „Punto Culminanta“. Er ist die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik. Nördlich des Passes befindet sich die Quelle des Rio Vilcanota, dessen Verlauf wir seit Cusco gefolgt waren, und der in den Amazonas und damit in den Atlantik fließt. Alle südlich des Passes entspringenden Flüsse münden in den Pazifik. Hinter der Passhöhe beginnt der Altiplano, die zwischen 3500 und 4000 Meter gelegene andine Hochebene. Sie zieht sich von hier über den Titicacasee bis weit nach Bolivien hinein. Die Fahrt wurde nun etwas eintöniger, die Straße verlief schnurgerade bis zum Horizont. Etwas abseits sahen wir wieder eisbedeckte Berge, wie den 5433 Meter hohen Cunurana. Hunderte, am Straßenrand weidende Alpacas und Lamas lockerten die Eintönigkeit etwas auf.

Kurz vor Puno passierten wir die Provinzhauptstadt Juliaca. Sie hinterließ bei uns einen schlechten Eindruck. Es war die dreckigste und verkommendste Stadt unserer bisherigen Reise. Müllberge lagen am Straßenrand, abgemagerte Hunde suchten im Abfall nach Essensresten und an der Einfahrt zur Umgehungsstraße war so ein großes Loch, dass ein vor uns hineingefahrener Geländewagen nicht aus eigener Kraft wieder herauskam. Wir waren froh, als wir diese schmutzige Stadt hinter uns gelassen haben und nach wenigen Kilometern Puno erreichten.

Puno ist auch nicht gerade das, was man als eine schöne Stadt bezeichnen würde, aber ihre Lage, direkt am Titicacasee, dem höchsten schiffbaren See der Welt, machte sie für uns interessant. Auf dem Parkplatz des Luxushotels Posada del Inka fanden wir einen ruhigen und sicheren Stellplatz. Von hier war es nicht weit zur Innenstadt und zu dem kleinen Hafen, von dem aus wir am nächsten Morgen einen Ausflug zu den schwimmenden Inseln der Uro starteten.

Obwohl das Volk der echten Uro heute ausgestorben ist, der letzte reinrassige Uro starb wahrscheinlich um das Jahr 1958, versuchen ihre Nachfahren die Uro-Kultur zu erhalten. Natürlich wird heute vieles extra für Touristen arrangiert. Trotzdem war es hochinteressant, zu sehen, wie die Uros völlig unabhängig auf ihren Schilfinseln lebten und das Totora-Schilf in vielfältigster Weise ihre Lebensgrundlage bildete. Nicht nur die Inseln selbst waren aus Totora-Schilf, auch ihre Häuser, ihre Boote und viele Haushaltsgegenstände wurden aus dem Schilf gefertigt. Darüber hinaus lebten auf speziellen Inseln auch Schweine, Rinder und Hühner, die sich ausschließlich von dem Schilf ernährten. Die Uros nutzten das Schilf sogar als Nahrungsquelle und wir haben es ausprobiert, es war wirklich süß und schmackhaft.

Durch ihre autarke Lebensweise auf dem See war das Volk der Uro das Einzige, was von den Inka zu keiner Zeit unterworfen wurde. Die Uro verteidigten ihre Unabhängigkeit und waren stolz darauf.

Am Nachmittag besichtigten wir noch das Motorschiff Yavari, das am Bootsanleger unseres Hotels festgemacht war und als Museumsschiff die Geschichte der Binnenschifffahrt auf dem Titicacasee anschaulich dokumentierte. Am interessantesten für uns war jedoch die Geschichte, wie das Schiff zum Titicacasee gekommen ist. 1862 in England gebaut wurde es in Arica/Chile in seine Einzelteile zerlegt, mit der Eisenbahn nach Tacna gefahren und von dort mit einer Maultier- und Lamakarawane zum Titicacasee transportiert. Dort setzte man das Schiff wieder zusammen und für mehr als 100 Jahre verrichtete die Yavari ihren Dienst auf dem See.

Am nächsten Morgen fahren wir die Panoramastraße, immer am Ufer des Sees entlang, in Richtung Bolivien. Es war keine weite Strecke und wir freuten uns schon darauf, am frühen Nachmittag in Copacabana zu sein. Wieder einmal kam alles anders. Anfangs wunderten wir uns noch über die vielen Steine, die auf der Straße lagen. Wahrscheinlich, so dachten wir, waren sie von den steilen Hängen neben der Straße herabgestürzt. Dann waren die Steine schon zu kleinen Haufen aufgeschichtet, die unsere Weiterfahrt blockierten. Noch konnten wir uns den Weg selbst freiräumen, bis dann eine richtige Straßensperre die Weiterfahrt unmöglich machte. Es war der Beginn einer Protestaktion, die in den nächsten Wochen weite Bereiche des südlichen Perus erfasste und in Aggressivität und Übergriffen mündete. Wir hatten Glück und konnten nach circa 5 h die Straßensperre passieren. Auf den letzten Kilometern bis zum Grenzübergang nach Bolivien waren noch einige halbherzige Blockaden aufgebaut, die wir aber schnell zur Seite räumen konnten. Am späten Nachmittag passierten wir ohne Probleme die Grenze zu Bolivien.