Sonntag, 25. April 2010

15.03.2010 – 01.04.2010: Von Georgia nach Texas

15.03.2010 – Savannah (Georgia)


Etwas traurig waren wir schon, als wir Florida verließen. Wir hatten uns an diese abwechslungsreiche Landschaft mit dem smaragdgrünen Meer, den weißen Stränden, den vielen freilebenden Tieren sowie an die angenehmen Temperaturen gewöhnt. Wir freuten uns aber ebenso auf die noch vor uns liegenden Erlebnisse und vor allem auf Mexiko.


Wieder einmal hatten wir einen strengen Zeitplan - am 3. April läuft unser US-Visum ab und am 17. April müssen wir in Cancun (Mexiko) am Airport stehen, denn unsere Tochter Katharina kommt zu Besuch. Wir freuten uns schon sehr, sie nach über einem halben Jahr wiederzusehen. Von Florida aus fuhren wir noch ein Stück nach Norden. Man sagte uns: Savannah in Georgia soll diesen Umweg wert sein. Und Savannah war diesen Umweg wert!


Savannah ist eine großartige historische Stadt, die man mit Recht als Südstaatenschönheit bezeichnen kann. Mit großartigen Wohnhäusern und Gebäuden aus der Kolonialzeit trägt sie ihre Vergangenheit stolz zur Schau. In umgebauten Baumwolllagern am Savannah River befindet sich ein Geschäftsviertel mit Bars, Restaurants und Läden. Es duftete verführerisch nach hausgemachten Bonbons und Pralinen, und in vielen Läden konnte man diese süßen Leckereien vor dem Kauf probieren. Ein Geschäft hatte es uns ganz besonders angetan. Hier wurden Nüsse in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen angeboten. Vielleicht nahmen wir die freundliche Aufforderung: „Sie können alles kosten“ doch etwas zu wörtlich. Auf alle Fälle brauchten wir dann erstmal etwas gegen den Durst. Da kam uns die kleine Bar in der Riverstreet gerade recht. Freundlich, aber sehr bestimmt wurden wir am Eingang aufgehalten und nach unserer ID-Card gefragt. Der Hintergrund war, dass nur Personen über 21 Jahre Zutritt zu den Bars haben. Es ist kaum zu glauben – aber wir wurden nicht eingelassen. Wir hatten keine Personaldokumente dabei und konnten nicht nachweisen, dass wir älter als 21 Jahre sind.


Unser weiterer Stadtspaziergang führte uns durch die alten Strassen und die vielen schön angelegten, für Savannah typischen Parkanlagen. In einem Straßencafe machten wir Pause. Die Menschen liefen an uns vorbei, eilige Geschäftsleute, kultivierte Südstaatendamen und viele Schwarze in Businesskleidung. Dieses Zusammenleben ist heute Normalität. An vielen Plätzen in Savannah konnten wir Mahnmale einer anderen Zeit sehen, einer Zeit der Rassentrennung und der Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung. Welche enorme Entwicklung die USA diesbezüglich in den letzten Jahren vollzogen hat zeigt sich auch daran, dass es für einen Afroamerikaner noch 1962 unmöglich war, ein Universitätsstudium zu absolvieren. Als in diesem Jahr James Meredith als erster Schwarzer an der University of Mississippi immatrikuliert werden sollte kam es zu schweren Unruhen und Gewalttätigkeiten. Heute, nur knapp 50 Jahre später, wird das Land von einem schwarzen Präsidenten regiert.


Am liebsten wären wir noch etwas länger in dem Cafe sitzen geblieben, aber wir wollten noch zum Forsyth Park, dem schönsten und größten der 21 Parks dieser Stadt. Umgeben von prächtigen Villen liegt dieser Park an der der südlichen Grenze der Altstadt. Großzügig angelegt bietet er viel Raum für die verschiedensten Sport- und Freizeitaktivitäten. Hauptattraktion und beliebtestes Fotomotiv ist der schöne Springbrunnen am Parkeingang. Das Wasser des Brunnens war schon grün eingefärbt, in Vorbereitung auf den St. Patrick’s Day, der am nächsten Tag mit einer großen Parade in Savannah gefeiert wurde.


Nach dieser Sightseeingtour waren wir ganz schön pflastermüde. Gut, dass es in Savannah einen Shuttleservice des Visitor Centers gab. So kamen wir schnell und komfortabel zu unserem Parkplatz und zum Hobby, wo Basko schon viel zu lange auf uns warten musste.


19.03.2010 – New Orleans (Louisiana)


Die nächsten Tage waren Fahrtage. Wir durchquerten Florida von Ost nach West, fuhren an der Golfküste durch Alabama, Mississippi und dann auf direktem Weg nach New Orleans (Louisiana).


Am frühen Morgen überquerten wir, auf der mit 38 km zweitlängsten Brücke der Welt, den nördlich von New Orleans liegenden Lake Pontchartrain. Dieser See, dreimal so groß wie der Bodensee, liegt einige Meter höher als die Stadt New Orleans. Am 30. August 2005 brachen hier mehrere Deiche, und der See überflutete weite Teile der Stadt. Wir waren überrascht, wie wenig von den katastrophalen Verwüstungen, die Katrina 2005 angerichtet hatte, noch zu sehen waren. Das Gebiet am Mississippi, der Business District und vor allem das French Quarter waren aber auch nur wenig betroffen - die meisten Zerstörungen hat Katrina im Süden der Stadt und direkt an der Golfküste angerichtet. Dort sind die Folgen dieser Unwetterkatastrophe auch heute noch nicht vollständig beseitigt.


Wir fanden recht schnell einen sicheren Parkplatz und bummelten über den Riverwalk zum French Quarter, dem Highlight der Stadt schlechthin. Hier schlägt das Herz von New Orleans. In den Musikkneipen der Bourbon Street werden abends die heißesten Partys gefeiert – aber schon am frühen Nachmittag zeigte sich New Orleans von seiner besten Seite. Auf der Strasse spielten Jazzbands, zeigten Gaukler und Straßenmusiker ihre Shows und so mancher verdient sich damit seinen Lebensunterhalt und hofft auf die große Entdeckung. Überall duftete es verführerisch nach kreolischer und der für Louisiana typischen Cajun-Küche. Aus den Bars klang Lifemusik, ein Film wurde gedreht und überall pulsierte das Leben. In der Royal Street ging es dann ruhiger zu, hier stehen die schönsten historischen Häuser mit den typischen schmiedeeisernen Balkonen, welche diesen geschlossenen historischen Stadtkern von New Orleans prägen.


New Orleans hat uns mit seiner kulturellen Vielfalt und der Lebensfreude seiner Bewohner sehr beeindruckt. Es ist für uns eine der interessantesten und authentischsten Städte Nordamerikas. Nach dem Hurrikan Katrina wurde ernsthaft darüber diskutiert, die Stadt New Orleans ganz aufzugeben. Es wäre ein unvorstellbarer Verlust gewesen!!


24.03.2010 – Houston, Corpus Christi und Padre Island (Texas)


Von New Orleans fuhren wir auf dem kürzesten Weg nach Texas. Dort wollten wir noch die letzten Tage bis zum Ablauf unseres Visums verbringen und uns auf den neuen Reiseabschnitt vorbereiten.


Beim AAA-Automobilclub in Houston wurden wir mit unserer ADAC-Mitgliedskarte freundlich empfangen. Die Dame an der Information bekam ganz große Augen, nachdem wir unsere weiteren Reiseziele genannt und um Informationen sowie eine Versicherung für das Wohnmobil gebeten hatten. „Warum wollen Sie nach Mexiko fahren? Es ist gefährlich …“ und dann wurde sie immer aufgeregter. Aus ihrem Redeschwall konnten wir nur noch die einzelnen Worte: „Bandidos“, „Drug-Cartel“, „Killer“ und „Kidnapping“ verstehen. Nachdem sie uns aber nicht von unserem Vorhaben abbringen konnte endete jeder Satz mit „Be careful“ (Passt auf, seid vorsichtig). Auf unsere Frage, ob sie denn schon selbst schlechte Erfahrungen in Mexiko gemacht hätte, erklärte sie uns, dass sie noch nie in Mexiko war und auch niemals hinfahren würde.


Mit Infomaterial, Versicherungsbestätigung und vielen guten Ratschlägen verließen wir das Büro. Eine solche Reaktion auf unsere Reisepläne hatten wir schon oft in den USA erlebt. Mexiko und Bandidos sind zwei Worte, die im Sprachgebrauch der meisten Amerikaner einfach zusammengehören.


Im großen HEB-Supermarkt in Corpus Christi stand Mary an der Kuchentheke und verteilte Kostproben ihrer leckeren Erdbeertorte. An unserer Aussprache erkannte sie uns als Deutsche und wir kamen ins Gespräch. Mary kam vor 8 Jahren aus England nach Texas und hat zwischenzeitlich auch 3 Jahre in Mexiko gelebt. Sie schwärmte von Mexiko, gab uns Reisetipps und räumte unsere Bedenken aus. „Die Grenzregion ist nicht ungefährlich, da solltet ihr euch nicht lange aufhalten, aber sonst – lasst Euch das schöne Land nicht vermiesen.“


Etwas irritiert waren wir schon. Was ist richtig – was übertrieben? Selbst das Auswärtige Amt gab eine recht kritische Einschätzung zur Sicherheitslage in Mexiko heraus. Wir werden vorsichtig sein und wir werden es herausfinden! Die letzten Tage in Texas und unsere Vorfreude auf Mexiko wollten wir uns nicht verderben lassen.


Vor Corpus Christi liegt North Padre Island, eine langgestreckte Insel mit mehreren State- und einem Nationalpark. An der fast unberührten Küste konnten wir mit dem Wohnmobil direkt am Strand stehen und campen. So verbrachten wir hier einige herrliche Tage und genossen Sonne, Sand und Meer, aber auch abendliches Campfeuer und Steaks vom Grill.


Auf Padre Island waren wir dann auch bei Snoopy’s unsere ersten Austern essen. Maxi aus Jena hatte so von den überbackenen Austern geschwärmt - und sie waren wirklich lecker. Wieder eine neue Erfahrung, von denen wir in den letzten Monaten schon so viele gemacht haben.


01.04.2010 – Good Bye USA


Die Tage auf Padre Island ließen uns Zeit, das letzte halbe Jahr in den USA Revue passieren zu lassen.


Die USA sind ein sehr schönes, sicheres, sauberes und gut organisiertes Reiseland mit einer hervorragenden Infrastruktur. Die Natur ist einfach grandios und in den National-, State und Countyparks wird viel für den Erhalt dieser ursprünglichen Landschaft getan. Die Menschen sind freundlich, aufgeschlossen und zugänglich. Bemerkenswert ist ihr uneingeschränkter Nationalstolz.


Die staatliche Glorifizierung von Kriegen, auch von solchen, auf die man – um es vorsichtig auszudrücken - nicht vorbehaltlos stolz sein muss, wirkte auf uns etwas befremdlich.


Das Leben in den USA ist gar nicht so anders als bei uns. Die Menschen haben ihre Freuden, aber ebenso ihre Ängste und Sorgen. Nur hat hier alles eine andere Dimension. Die Autos, die Straßen, die Häuser – alles ist hier größer. Dies gilt leider auch für Reichtum und Armut. Es ist erschreckend, wie viele Menschen in ihren Autos leben müssen. Am Abend suchen sie sich eine ruhige Ecke auf einem Parkplatz und verbringen so die Nacht. Auffällig war, dass viele Amerikaner sehr schlechte Zähne haben. Sie können sich den Zahnarzt nicht leisten und haben keine Krankenversicherung.


Sehr viel Geld wird in die Bildung investiert. Wir sahen fast nur moderne Schulen mit großzügigen Sportanlagen. Das System der Schülerbeförderung und –betreuung ist hervorragend geregelt. Jede Gemeinde hat ihre eigene umfangreiche Bibliothek.


Auch bei der Internetnutzung setzen die USA Maßstäbe. Neben freien Zugängen in allen Bibliotheken und bei vielen Privatfirmen (z.B. bei allen Mc. Donalds-Restaurants) gehen immer mehr Städte dazu über, ein freies öffentliches Netzwerk zu installieren – für uns als Traveller eine hervorragende Möglichkeit über Skype und e-Mail den Kontakt zu unseren Kindern, zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten.


Ungewohnt war für uns die Überregulierung des Zusammenlebens in den USA. An jedem Park, am Strand, in Innenstädten oder anderen öffentlichen Orten hängen Tafeln mit endlosen Rules (Regeln), die meist mit NO … beginnen. Wir dachten, manchmal wäre es einfacher aufzuschreiben, was noch erlaubt ist. Die Einhaltung dieser Regeln wird von Sheriffs und Rangern konsequent überwacht und durchgesetzt.


Zusammenfassend können wir sagen, dass die USA ein großartiges Reiseland mit freundlichen Menschen und unzähligen Naturwundern ist. Wir haben einen kleinen Einblick in dieses Land bekommen, haben manches gesehen, aber auch vieles ausgelassen. Für uns ein Grund, irgendwann zurück zu kommen und die Entdeckung fortzusetzen.


Mittwoch, 31. März 2010

03.02.2010 – 13.03.2010: Florida

03.02.2010 – Panhandle – Die vergessene Küste


Florida empfing uns mit Sonne pur! Endlich hatten wir wieder unser Wunschwetter – die Floridaumrundung konnte beginnen.


Der westliche Teil Floridas, von der Grenze zu Alabama bis etwa nach Tallahassee, Floridas Hauptstadt, wird auch als Panhandle (Pfannenstiel), abgeleitet von seiner geografischen Form, bezeichnet. Hier liegt die Forgotten Coast (vergessene Küste), was mittlerweile zu einem Markenzeichen für ursprünglichen, im Einklang mit der Natur stehenden Tourismus geworden ist. Sanft schmiegen sich kleine Hotels und Ferienhäuser an die Dünen - von protzigen Hotelbauten, großen Restaurants oder gar Nachtleben keine Spur.


Die Landschaft ist rau und unverfälscht, sie hat ihren eigenen Reiz. Auf unserer Fahrt nach Osten erlebten wir eine wunderschöne Golfküste mit den für Florida typischen vorgelagerten Inseln, mit schneeweißen Sandstränden und fast unberührter Natur.


Viele der Ferienhäuser wurden in den letzten Jahren neu aufgebaut, nachdem im Jahre 2005 der Hurrikan Katrina eine unvorstellbare Verwüstung angerichtet hatte. Heute wird stabiler und fast ausschließlich auf Pfählen gebaut, so dass die nächste Flutwelle keinen so großen Schaden anrichten kann.


Hier am Panhandle ist, im Gegensatz zur Ostküste, die Hauptsaison im Sommer. Viele der privaten Ferienhäuser waren noch unbewohnt und so störte sich niemand daran, dass wir meist unseren Stellplatz für die Nacht zwischen den Ferienhäusern und den schützenden Dünen am Meer hatten.


„In Apalachicola muss man Austern essen“ sagten uns die Einheimischen immer wieder. 90 % von Floridas Austern werden hier gefischt und verarbeitet oder kommen gleich ganz frisch in den kleinen Fischrestaurants auf den Tisch. Zweimal haben wir Anlauf genommen, um Austern zu probieren, uns dann aber doch jedes Mal für einen fangfrischen Seefisch entschieden. Wir können also immer noch nicht mitreden, wenn es in Feinschmeckergesprächen um Austern geht.


08.02.2010 – Westküste – sanfter Tourismus und viel Natur


Was wir am Panhandle schätzen gelernt haben setzte sich an der Westküste Floridas noch ein weiteres Stück fort. Neben der ursprünglichen Landschaft waren es vor allem die vielen großen Seevögel, die uns begeisterten. Anfangs mussten wir noch oft unser ornithologisches Reisebuch benutzen, doch dann fiel es uns zunehmend leichter Ibisse, Reiher, Störche, Kormorane und die allgegenwärtigen Pelikane zu erkennen und manchmal sogar ihre Unterarten zu bestimmen.


Mit dem Ballungsgebiet um Tampa/ St. Petersburg endete der beschauliche Teil der Küste und schlagartig waren wir an einem Küstenabschnitt angekommen, der durch Business und Massentourismus geprägt ist. Im dichten Verkehr schoben wir uns durch die, von modernen Hochhäusern und Hotels gesäumten Straßen St. Petersburgs, überquerten die Old Tampa Bay auf der Gandy Bridge und waren recht froh, als es südlich von Tampa wieder etwas ruhiger und wohnmobilfreundlicher wurde.


Auf den bei Ft. Myers gelegenen Inseln Sanibel und Captiva fanden wir uns in einer anderen Welt wieder. Angenehm unerschlossen und noch nicht vom Baufieber befallen hat das Leben hier seinen eigenen Takt. Die Inseln sind üppig bewachsen und selbst die wenigen Häuser verstecken sich hinter tropischem Grün. Sanibel ist berühmt für seine Muschelstrände. Hier werden die schönsten und größten Muscheln der ganzen Westküste angeschwemmt. Im Bailey-Matthews Shell Museum konnten wir die prächtigen Exemplare bewundern und mit unserer bescheidenen Ausbeute vergleichen.


Über eine kleine Brücke geht es von Sanibel zur Nachbarinsel Captiva. Diese besteht an vielen Stellen aus einem, nur wenige Meter breiten Sandstreifen, auf dem gerade die Durchgangsstraße und die prächtigen Villengrundstücke Platz haben. Dort, wo um 1800 der Pirat Jose Gaspar seinen Harem gefangen hielt wohnt jetzt die Oberschicht Floridas.


Nur 60 Kilometer südlich liegt die vornehme Kleinstadt Naples. Golfplätze, Villen und eine Nobel-Einkaufsmeile in der Fifth Avenue sind ganz nach dem Geschmack ihrer wohlhabenden Bewohner, die sich bis heute erfolgreich gegen Bettenburgen und Massentourismus gewehrt haben.


Uns gefiel es in Naples auch recht gut und so legten wir zwei Ruhetage ein, bevor wir in Richtung Everglades starteten.


14.02.2010 – Everglades – Vorsicht Aligatoren!


Von Naples führen zwei Highways durch die Everglades nach Miami, der Highway 75, auch als Everglades Parkway bezeichnet, und der als Tamiami Trail bekannte ältere Highway 41. Wir wählten Letzteren für unsere Fahrt nach Osten, weil er näher am Nationalpark verläuft und beschaulicher befahren werden kann.


Diese Entscheidung war völlig richtig, denn der gemächlich neben der Strasse dahin fließende Tamiami Canal bietet Lebensraum für viele Wasservögel, Schildkröten – und Alligatoren.

Schon nach wenigen Kilometern hatte ich den ersten Alligator im Kanal entdeckt. Petra wollte es nicht glauben und fast hätte ich gewendet, doch dann ging es erst richtig los.


Im Kanal lagen hunderte Alligatoren faul in der Sonne. Es war unglaublich. Wir hatten gehofft, in den Everglades wenigstens einen Alligator in freier Wildbahn zu sehen und dann dieses Schauspiel. Soweit es der Verkehr und die Straßenverhältnisse zuließen haben wir angehalten und die exotischen Reptilien beobachtet. Auf den, ins Hinterland abgehenden Stichstraßen und Wegen war die Beobachtung der gefährlichen Tiere noch besser möglich. Mit Herzklopfen hab ich mich an ein Prachtexemplar bis auf ca. 5 Meter rangewagt. Der Alligator lag wie versteinert am Ufer – aber seine Augen bewegten sich und beobachteten mich ganz genau.


Wie gefährlich Alligatoren wirklich sind erläuterte uns ein Indianer vom Stamm der Miccosukee/ Seminole. Diese Ureinwohner Floridas wurden im 19. Jahrhundert nach Westen verdrängt und leben seit dieser Zeit im Marschland der Everglades, zwischen hunderten Alligatoren. Es ist übrigens auch der einzige Indianerstamm, der niemals von den weißen Eroberern besiegt wurde. Das Bändigen von Alligatoren hat in diesem Indianerstamm Tradition und wird heute als Show vorgeführt. Ohne Furcht riss der Indianer dem gefährlichen Tier das Maul auf und legte seinen Arm zwischen die scharfen Zähne. Alligatoren sind gemein und gefährlich und so verwunderte es besonders, was dieser Indianer sich traute. Sogar seinen Kopf hatte er im mächtigen Maul des Tieres.


In dem Indianerdorf wurde dann auch Petras Wunsch erfüllt, sie konnte ein Alligatorbaby in den Händen halten und den aufgeregten Herzschlag des kleinen Reptils spüren.


Natürlich gehörte zu einem Besuch der Everglades auch die Fahrt mit einem Airboot. Mit einem Höllenlärm, wie beim Start eines Flugzeuges, donnerte es übe den grasbewachsenen Fluss. Ohne Ohrstöpsel hätte wir diesen Lärm nicht ertragen. Am nächsten Tag mieteten wir uns am Flamingo Point ein Kanu und erlebten das volle Kontrastprogramm zum Airboot. Beschaulich und still glitten wir über den Fluss und konnten neben vielen anderen Tieren einige Manatees (westindische Seekühe) beobachten. Die Fahrt mit dem Kanu hat uns dann doch besser gefallen, trotz unseres Muskelkaters, den wir nach 5 Stunden angestrengten Paddelns hatten.


18.02.2010 – Key West - selbstbewusst und etwas aufsässig


Die Florida-Keys sind eine Inselgruppe mit über 800, zum Teil sehr kleinen Inseln, von denen nur 45 besiedelt sind. Der Name Key hat nichts, wie wir erst annahmen, mit dem englischen Begriff Schlüssel zu tun, sondern ist vom spanischen Cago (Inselchen) abgeleitet. Die Erschließung der Keys begann im Jahre 1912, als Henry Flagler seine Eisenbahnverbindung von St. Augustin über Miami bis nach Key West verlängerte. 1935 wurde die Bahnlinie durch einen Hurrikan zerstört – auf den stabilen Brücken wurde dann der Overseas-Highway gebaut. Heute beginnt dieser Highway in Florida City bei Meile 126 und verläuft über 42 Brücken bis zur Meile 0 auf Key West, dem südlichsten Punkt der USA.


Eine Fahrt über die, wie auf einer Perlenkette aufgefädelten Keys ist ein ganz besonderes Erlebnis. Während die Strecke von Key Largo bis Islamorada noch so stark mit touristischen Shops und Hotels zugebaut ist, dass wir vom Highway nicht einmal das Wasser sehen konnten, wurden die Inseln südwärts zunehmend kleiner und ursprünglicher. Der Blick war frei auf das türkisfarbene Wasser und die palmengesäumten Strände. Angeln scheint hier die Hauptbeschäftigung zu sein, die vielen Brücken sind dafür hervorragend geeignet.


Das Leben hat hier einen anderen Rhythmus als auf dem Festland und das setzt sich in Key West, dem Ziel und Höhepunkt einer Fahrt über die Keys fort. Alle sagten, dass Key West ein bisschen verrückt sei – anders ist es allemal.


Hier trifft man ausgeflippte Typen und Originale. Am Straßenrand stand eine alte Frau mit langem wirren Haar, Schlapphut und Zigarre im Mundwinkel. Wie eine Statistin eines Piratenfilmes war sie doch ganz real und nicht ungewöhnlich für Key West.


In einer kleinen Bar am alten Hafen treffen wir Peter – ein Key West Urgestein. „Die Leute leben hier nach ihren eigenen Vorstellungen“ klärt er uns auf. „Noch vor hundert Jahren bestand der Haupterwerb in Piraterie, Wrackbergungen, Schmuggel und etwas Fischfang.“ Geschmuggelt wurde auch später noch, Kuba ist näher als das Festland und die Keys sind schwer zu kontrollieren. Und dann erzählte uns Peter mit Stolz und einem verschmitzten Lächeln von den Ereignissen im April 1982.


„Im Kampf gegen Drogen, Schmuggel und illegale Einwanderer hat die amerikanische Grenzkontrollbehörde 1982 eine Kontrollstelle auf dem Overseas-Highway vor Key West eingerichtet. Die Stadtregierung erwartete negative Auswirkungen auf den Tourismus, der Haupteinnahmequelle von Key West, und klagte gegen diese Maßnahme – jedoch ohne Erfolg. Andere Städte wären in Berufung gegangen – aber nicht Key West. Am 23. April 1982 erklärte Key West seine Unabhängigkeit und rief die Conch Republik aus. Die neugegründete Conch

Republik erklärte den USA den Krieg, kapitulierte sofort bedingungslos und ersuchte um Hilfe für den Wiederaufbau.“ An diesem Punkt seiner Erzählung konnte Peter sich das Lachen nicht mehr verkneifen und er stammelte nur noch: „It was great“ (Es war großartig).


Obwohl die Conch-Republik nur einen Tag existierte bewirkte ihre Popularität, dass die Kontrollen eingestellt wurden. Die Bewohner von Key West sind Stolz auf ihre Conch Republik, auf diesen einen Tag Unabhängigkeit, und sie zeigen es mit wehenden Fahnen vor ihren Häusern.


Key West ist in jeder Beziehung etwas Besonderes und es gefiel uns gut, durch die alten Straßen und engen Gassen zu schlendern, vorbei an Bars und Restaurants, an Shops und Zigarrenmanufakturen. Die Häuser haben einen eigenen Stil und je weiter wir uns vom Zentrum entfernten, umso typischer, unverfälschter und karibischer wurde die Wohngegend.


In einem netten Restaurant feierten wir dann noch Petras Geburtstag. Es war so schön, dass wir die Zeit vergaßen und plötzlich war es dunkel. Sollten wir wirklich noch mal 70 $ für den miserablen Campingplatz kurz vor Key West bezahlen – wir blieben an diesem Abend einfach auf dem wilden Parkplatz am Museumshafen stehen und erst am nächsten Morgen sahen wir das rote Schild mit der Aufschrift „NO RV´s – TOW AWAY ZONE“ (keine Wohnmobile – Abschleppzone). Das wäre ja noch eine tolle Geburtstagsüberraschung gewesen.


21.02.2010 – Miami – Traumstadt mit Zollbürokratie


Miami hat einfach alles: Traumstrände, tolles Wetter, interessante Art Deco Architektur, Kunst und Nachtleben - dazu noch einen Bevölkerungsmix, welcher die Lebensart und vor allem die Restaurantszene nachhaltig beeinflusst hat. Über die Hälfte der Bevölkerung stammt aus Lateinamerika und in manchen Stadtbezirken wird ausschließlich Spanisch gesprochen.


Wir verbrachten in dieser wunderbaren Stadt über eine Woche, vorrangig im etwas ruhigeren nördlichen Bereich und an den naturbelassenen Stränden des John U. Lloyd Beach Stateparks. Der Grund für den ziemlich langen Aufenthalt war nicht nur die Stadt selbst und das sonnige Badewetter, sondern vorrangig unsere täglichen Gespräche mit UPS und Zoll. Wir hatten uns einige Dinge aus Deutschland schicken lassen und Miami war wohl als Ankunftsflughafen für diese Sendung keine gute Entscheidung.


Noch heute ist Miami ein Drogenumschlagplatz und die Zollbehörde geht sehr rigoros vor. Unser Paket wurde vom Zoll konfisziert und damit begann die Odyssee. Vorsorglich wurden wir gleich beim ersten Kontakt mit dem Zoll über die Konditionen informiert: 2 Jahre Gefängnis, 5000 $ Geldstrafe oder beides erwarteten uns, wenn wir uns den Anweisungen widersetzen sollten. Mit vielen Formularen musste der Inhalt und die Herkunft unserer Sendung deklariert werden – wir waren plötzlich nicht mehr die Empfänger dieses Paketes sondern Importeure. Alle Formulare mussten von einem professionellem Costum Broker ausgefertigt werden. Die Zollbeamten waren äußerst unfreundlich und arrogant – freundlich war nur unser Broker, er kassierte dann auch fast 300 $ für seine Dienste. Der Inhalt unseres Paketes wurde dann per Stempel zur Einfuhr freigegeben und wir ärgerten uns über die unnötige Mehrausgabe.


Miami und vor allem die ruhigen und sauberen Vororte etwas abseits der Küste bleiben uns in guter Erinnerung und auch der Umgang mit der Zollbehörde war für uns eine neue Erfahrung. Jetzt wissen wir, dass unsere deutsche Bürokratie von den USA weit übertroffen wird.


05.03.2010 – Cap Canaveral – Raumfahrt zum Anfassen


Durch den Zwangsaufenthalt in Miami haben wir den Raketenstart der Launch Alliance Delta 4 Rakete vom Cape Canaveral am 25.03. verpasst. Den beeindruckenden Weltraumbahnhof haben wir uns dann, auch ohne Raketenstart, angesehen.


Das 500 km² große Gelände liegt auf einer Insel vor Tittusville, mitten im Merritt Island Nature Wildlife Refuge. Hier leben mehr bedrohte Wildtierarten als irgendwo sonst in den USA. Der Schutz dieser Tiere und der sorgsame Umgang mit der Natur wurde in einigen Präsentationen im Besucherzentrum des J. F. Kennedy Space Center dargestellt – Kernpunkt der umfangreichen Informationen war jedoch die Entwicklung der Raketentechnik und der Raumfahrt, die 1949 mit den ersten Startversuchen auf Cape Canaveral durch das Team vom deutschen Raketenspezialist Wernher von Braun begann. Sehr gut versteht man es hier, die Erfolge der amerikanischen Raumfahrt und der, nach dem Sputnikschock gegründeten NASA zu präsentieren.


Der Wettlauf mit dem russischen Raumfahrtprogramm schien mit der Mondlandung von Apollo 11 am 20. Juli 1969 gewonnen. Bis zu diesem Meilenstein in der amerikanischen Raumfahrt ist die Präsentation sehr umfangreich und beeindruckend – alles Nachfolgende ist etwas unterrepräsentiert.


Im Kennedy Space Center Visitor Komplex gibt es nicht nur Informationen sondern auch Raumfahrt zum Anfassen und Erleben. Für Letzteres wurde von einem Astronauten die Shuttle Launch Experience entwickelt. Die Werbung für diesen simulierten Raumflug verspricht eine imaginäre Geschwindigkeit von 28.000 km/h und ein Gefühl wie beim Start des Space Shuttle. Für uns war es spannend und aufregend zugleich – ob der simulierte Flug ins All der Wirklichkeit nahe kommt können wohl nur ganz wenige Menschen beurteilen.


10.03.2010 – St. Augustine – älteste Stadt der USA


Auf der Fahrt nach St. Augustine passieren wir Daytona Beach. Diese autoverrückte Stadt wird auch als Wiege des NASCAR- Rennens bezeichnet. Die ersten Rennen fanden noch auf dem harten Sandstrand statt bis der Daytona International Speedway gebaut wurde. Der Stadtstrand kann auch heute noch auf einer Länge von 37 km befahren werden, eben nur etwas langsamer. In dieser Stadt sind Autos Religion und so verwundert es auch nicht, dass es in Daytona Beach eine Drive-In-Kirche nach dem Vorbild der Autokinos gibt – verrücktes Amerika!!


Wenige Kilometer nördlich ist man in St. Augustine stolz darauf in der ältesten Stadt der USA zu leben. 1565 von den Spaniern gegründet hat die Stadt eine wesentliche Rolle bei der Besiedlung von Florida und des gesamten Südens gespielt. Engländer und Spanier lieferten sich hier erbitterte Kämpfe um das Castillo de San Marcos und die damit verbundene Vorherrschaft in Florida. Das Fort ist heute ein National Monument und stellt sehr gut das Leben und die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrhunderte dar. Während einer zweimonatigen Belagerung durch die Briten im Jahre 1702 lebten 1200 Einwohner der Stadt und 300 Soldaten auf engsten Raum in dem Fort.


Aus der spanischen Epoche stammen auch viele Gebäude in der liebenswerten Altstadt. Die Stadt hat sich vielen modernen Trends widersetzt und profitiert heute davon – sie hat einen ganz eigenen Charme. Wir bummelten am Abend durch das Spanish Quarter, die Altstadt von St. Augustine, und fühlen uns fast wie in der „alten Welt“. In den urigen Kneipen wird Lifemusik gespielt, Tapas und ofenfrische Pizza wurden an der Strasse zur Verkostung gereicht und manche historische Schankwirtschaft sah aus wie vor einigen hundert Jahren.


Die älteste Schule und das älteste Wohnhaus der USA kann man hier ebenso besichtigen wie die zwei, vom Eisenbahnpionier Henry Flagler gebauten Nobelhotels. Diese gehören aber schon eher in die modernere Geschichte St. Augustins. Mit diesen Hotels und der Eisenbahn begann in St. Augustin die Entwicklung von Floridas Ostküste zu einem Urlaubsparadies, vorerst jedoch nur für die wohlhabende Oberschicht. Die ehemaligen Luxushotels werden heute als Museum und als Flagler College genutzt. Hier wohnen die Studenten im wohl vornehmsten Studentenwohnheim der Welt.


Das authentische St. Augustine hat uns sehr gut gefallen. Gut gefielen uns auch die Strände nahe der Stadt, so dass wir 3 Tage hier verbrachten bis uns die Realität in Form unseres Zeitplanes wieder eingeholt hatte.


Mit sehr schönen Eindrücken verließen wir Florida und waren sehr froh, dass wir uns diesen „kleinen Umweg“ von der Westküste gegönnt haben.

Florida bietet noch so viel Sehens- und Erlebenswertes, dass wir auch hier sicher nicht das letzte Mal gewesen sind.

Mittwoch, 24. Februar 2010

23.01.2010 – 02.02.2010: Von Arizona nach Florida


24.01.2010 – Saguaro Nationalpark (AZ)


In Gedanken an die schöne Zeit und die vielen interessanten Begegnungen in Mesa rollten wir auf der Interstate 10 nach Tucson. Irgendetwas hatte uns in den letzten Wochen gefehlt und wir wussten jetzt auch genau was es war – wir gehören auf die Straße! Wir wollen reisen und noch viele der landschaftlichen Höhepunkte sehen, die dieser Kontinent zu bieten hat.

Kurz vor Tucson lag unser erstes Ziel, der Saguaro Nationalpark West. Hier wird der Saguaro Kaktus (deutsch Kandelaberkaktus), der Herrscher der Wüste und Statist vieler Westernfilme, in seinem natürlichen Lebensraum geschützt. Bis zu 15 Meter hoch, 8 Tonnen schwer und 150 Jahre alt kann dieser Kaktus werden. Erst nach 75 Jahren bilden sich die ersten Seitentriebe. Wie alle Nationalparks besitzt auch der Saguaro eine Vielzahl gut ausgeschilderter Wanderwege. In der Visitor-Information haben wir uns einen schönen Rundweg empfehlen lassen, auf dem wir den Park mit seiner Wüstenflora und -fauna erkunden konnten. Mehrere Arten von Klapperschlangen, die hochgiftige Arizona Korallenschlange sowie Skorpione und Taranteln sind hier heimisch – haben sich uns aber nicht gezeigt.

Nach unserer dreistündigen Wanderung hatte Basko eine neue Angewohnheit. Wenn ein kleiner Stachel oder eine dieser stacheligen Kugeln an seinen Füßen klebte, dann ging er keinen Schritt weiter und hob die Pfote bis wir alles entfernt hatten. Das machte ihm aber einen solchen Spaß, dass er immer mal die Pfote hob, auch wenn nichts eingespießt war. Ein kurzes Streicheln über die Pfote reichte ihm, und er lief wieder los. Petra war überzeugt, dass Basko sich das von den Fußballspielern abgeguckt hat. Na, ich weiß ja nicht!

26.01.2010 – Schneeweißer Sand mitten im Rakentestgelände (NM)


Bald waren wir an der Grenze zu New Mexico angekommen und die Landschaft hatte sich kaum verändert. Wir fuhren durch karge und scheinbar endlose Grasebenen, die Teil der Chihuahuawüste sind.

Am Straßenrand standen zunehmend Warn- und Verbotsschilder. Beim genauen Lesen der Hinweise wurde uns klar, dass wir uns mitten im größten Raketenversuchsgelände New Mexicos, der White Sands Missile Range, befanden. Traurige Berühmtheit erlangte das Testgelände am 16. Juli 1945, als die erste Atombombe in Vorbereitung des Abwurfes auf Hiroshima hier gezündet wurde. Noch heute ist die abgelegene Gegend eine wichtige Militärbasis und ein alternativer Landeplatz für das Space Shuttle.

Mitten im militärischen Sperrgebiet liegt das White Sands Nationalmonument. Der Highway 70 als einzige Zufahrtsstrasse ist streng überwacht, und nach zwei Fahrzeug- und Personenkontrollstellen hatten wir die außergewöhnliche und einmalige Dünenlandschaft erreicht.

Aus Gipsablagerungen im Lake Lucero entstehen schneeweiße Sandkristalle, die bis zu 15 Meter hohe Dünen bilden. Diese Dünen verändern durch den zum Teil starken Wind ihre Form und Position. Die Besucherstrasse war so stark verweht, dass sie mit Schneepflügen freigehalten werden musste.

Beim Befahren der weißen Straßen fühlten wir uns wie in einer Winterlandschaft. Intuitiv fuhren wir langsam und vorsichtig – wie auf frischem Schnee. An einigen Stellen konnten wir die Dünen besteigen und in dieser Einsamkeit und Stille etwas wandern.

Die wenigen Pflanzen trotzen den Sandstürmen und bilden mit ihren Wurzeln und dem daran gehaltenen Sand eigenartige Hügel. Selbst die hier lebenden Tiere haben sich der Umgebung angepasst. Zur besseren Tarnung haben sie eine weiße Farbe angenommen.

Wir waren nicht so angepasst, denn nach einem halben Tag in den Dünen schmerzten uns die Augen von dem intensiven Licht.

27.01.2010 – Der UFO-Mythos lebt in Roswell (NM)

Wir fuhren weiter nach Roswell. Die wenigen Orte an der Strecke leben auch heute noch ausschließlich vom Raumfahrt- und Atomforschungszentrum Alamogordo. Vielleicht war dieses Forschungszentrum auch der Grund für die Ereignisse, die sich vor mehr als 60 Jahren in dieser Gegend abspielten.

War es nun ein Ufo, ein Spionage- oder ein Wetterballon, der am 14. Juni 1947 nahe Roswell auf der Farm von Mac Brazel abstürzte? Die Frage ist bis heute unbeantwortet und lässt Raum für alle möglichen Spekulationen. Der sogenannte Roswell-Zwischenfall machte die eher unspektakuläre Kleinstadt über Nacht weltbekannt.

Im UFO-Museum Roswell konnten wir alle Einzelheiten dieses Ereignisses und die Verschleierung durch das US-Militär besichtigen und nachvollziehen. Das Museum besitzt außerdem die weltgrößte wissenschaftliche UFO-Bibliothek. Mittlerweile ist Roswell das Zentrum der weltweiten UFO-Bewegung, die sich jedes Jahr hier zu Konferenzen und Workshops trifft.

So profitiert Roswell bis heute von diesem spektakulären Vorfall und die einheimische Tourismusbranche hält den UFO-Mythos am Leben.

28.01.2010 – Ein Spaziergang 250 Meter unter der Erde (NM)

In Carlsbad, der kleinen Stadt im äußersten Südosten von New Mexico, kann man über die touristischen Aktivitäten Roswells nur lächeln. Im Umfeld der Stadt befindet sich eine echte Weltattraktion – die Carlsbad Caverns.

Dieses weltgrößte öffentlich zugängliche Höhlensystem wurde erst in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Jim White entdeckt und erforscht. Seit 1930 sind die Carlsbad Caverns ein Nationalpark, dessen Aufgabe darin besteht die Höhlen für Besucher zugänglich zu machen und vor allem die filigranen und leicht verletzlichen Strukturen der Höhlen zu erhalten.

Darüber hinaus liegt es in der Verantwortung des Nationalparks, das gesamte, aus über 100 Höhlen bestehende, 190 km² große Areal in den Guadalupe-Mountains weiter zu erforschen und als Weltkulturerbe zu verwalten. Höhlenforschern aus allen Teilen der Erde wird Möglichkeit geboten, sich an der an der Erforschung der unberührten Höhlen zu beteiligen.

Die große, individuell zugängliche Haupthöhle ist hervorragend erschlossen. Auf einem 3,2 km langen Spaziergang bewunderten wir die bizarren Formen und filigranen Muster, der über Millionen Jahre geformten Stalagmiten und Stalaktiten. Alles ist sehr eindrucksvoll mit der passenden, meist sparsamen Beleuchtung in Szene gesetzt.

Die Dimension der Höhle ist gewaltig. Mit 600 mal 180 Meter Grundfläche und 60 Meter Höhe ist der Big Room der größte Raum der Haupthöhle. Einige Bereiche sind thematisch als chinesisches Theater oder als Zoo bezeichnet, und mit etwas Phantasie erkannten wir wirklich chinesische Skulpturen und die verschiedensten Tiere in den schroffen Ablagerungen.

Mit dem Lift fuhren wir dann die 250 Meter an die Oberfläche zurück und wurden mit starkem Regen empfangen. In der Nacht wurde aus dem Regen dann Eis und Schnee und am nächsten Morgen erwartete uns eine Überraschung.

29.01.2010 – Flucht nach Florida

Nun musste ich schon das zweite Mal meine bisherige Meinung über das Wetter in Nordamerika korrigieren. In Alaska hatte ich Schnee, Eis und Kälte, aber niemals so schönes und warmes Wetter erwartet, wie wir es dann erlebt haben. Hier, im äußersten Süden der USA hingegen traute ich meinen Augen kaum, als das Thermometer am Morgen -12 Grad Celsius anzeigte. Darauf waren wir nicht vorbereitet.

Wir hatten den Hobby in der Nacht nicht geheizt und so war uns das Wasser eingefroren und der Warmwasserboiler hatte sich automatisch entleert. Von außen war das ganze Wohnmobil mit einer Eisschicht überzogen, so dass wir erst einmal kräftig heizen mussten, um alles wieder in Gang zu bekommen. Zum Glück hatte das Wassersystem keinen Schaden genommen.

Gegen Mittag wagten wir uns in langsamer Fahrt auf die spiegelglatten Straßen. Über Fort Worth und Dallas ging es ohne große Pause quer durch Texas. Die Fahrt durch den Süden der USA hatten wir uns etwas anders vorgestellt – jetzt wollten wir nur noch schnell dem Wintereinbruch entfliehen.

In Louisiana ließ der Frost nach, dafür regnete es in Strömen. Erst in Mississippi hatten wir die Schlechtwetterfront hinter uns gelassen und fühlten uns endlich wieder wohl. Grund war nicht nur das sonnige Wetter, sondern auch die liebenswerte Kleinstadt Vicksburg, die uns mit ihrem Südstaatenflair und viel Historie empfing.

Vicksburg hatte durch ihre direkte Lage am Mississippi eine wichtige strategische Bedeutung im amerikanischen Bürgerkrieg. Hier wurde vom 18. Mai bis zum 04. Juli 1863 eine entscheidende Schlacht der Union (Nordstaaten) gegen die Konförderation (Südstaaten) gewonnen. Mit der darauffolgenden Kapitulation von Port Hudson stand das gesamte Mississippi-Tal unter Kontrolle der Union. Im Gedenken an diese Schlacht und die Opfer wurde der Vicksburg National Military Park gegründet, der sich auf historischen Grund nahe der Stadt befindet.

Auch wir hatten unsere Schlacht gegen den unerwarteten Wintereinbruch fast gewonnen. Über Alabama fuhren wir direkt und auf dem kürzesten Weg ins sonnige Florida. Das große Welcome-Center an der I 10 begrüßte uns mit vielen Informationen und einem Glas frisch gepressten Orange-Juice. Wir waren endlich angekommen im Sunshine-State.

Dienstag, 2. Februar 2010

Unsere Tour wieder mal im Reisemagazin "Hobby heute"

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Donnerstag, 21. Januar 2010

24.11.2009 – 22.01.2010: Weihnachten in der Wüste


26.11.2009 - Von Los Angeles (CA) nach Phoenix (AZ)


Die Rückinfo über die problemlose Ankunft unseres Sohnes in Düsseldorf erreichte uns in Long Beach, nördlich von Los Angeles. Hier hatten wir noch zwei Tage am Pazifik verbracht, bevor wir uns von diesem Ozean für einige Zeit verabschiedeten.


Unser nächstes Ziel war Arizona, der Wüstenstaat, der für sein angenehmes Winterklima bekannt ist. Dort, wo viele wohlhabende Nordamerikaner im Winter leben wollten wir uns auch eine Auszeit vom Reisen gönnen. Nach über 30.000 km und vielen schönen Erlebnissen brauchten wir nicht nur etwas Erholung, sondern auch die Ruhe, um all die Dinge zu erledigen, die in den letzten Wochen zu kurz gekommen waren.


Nachdem der wahnsinnige Verkehr im Großraum Los Angeles hinter uns lag rollten wir recht entspannt Richtung Osten. Noch in Kalifornien liegt der 3200 km² große Joshua Tree NP, dessen Yucca-Bäume in der hier bereits wieder höher liegenden Halbwüste große Areale bedecken. Die Strasse ab Joshua Tree führt durch das zu Recht so bezeichnete Wonderland of Rocks. Vieles erinnerte uns an die Mojave Wüste und das Death Valley, Temperaturen von über 40 Grad Celsius sind auch hier im Sommer keine Seltenheit.


An der Grenze zu Arizona standen wieder die kalifornischen Grenzbeamten und kontrollierten die Einfuhr von Lebensmitteln und Agrarerzeugnissen. Uns ließ man auf der Ausreisespur unbehelligt passieren. Schon kurz nach der Staatsgrenze standen auf beiden Seiten der Interstate viele Wohnmobile in der Wüste. Wir stellten uns dazu und verbrachten unsere erste Nacht in Arizona. Erst auf der Weiterfahrt sahen wir die vielen Hinweise, die vor giftigen Spinnen, Schlangen und Skorpionen warnen. Wir werden ab jetzt ganz vorsichtig sein.

Der weitere Verlauf der Interstate 10 war eher unspektakulär – weitestgehend nur karges unbewohntes Land mit den für Arizona typischen Kakteen, welche über 4 Meter hoch werden können und hier wie Unkraut wachsen. Zäune entlang des Highways markieren den Landbesitz der Indianerstämme. Mehr als 25 Prozent der Fläche Arizonas ist Reservatland, in dem 22 heimische Indianerstämme mit insgesamt etwa 250.000 Menschen leben. Arizona hat den höchsten indianischen Bevölkerungsanteil in den gesamten USA.


Im Ballungsraum um Phoenix änderte sich das Bild schlagartig. Obwohl mitten in der Sonora-Wüste gelegen blüht es hier in allen Farben. Ausgedehnte Obst- und Gemüseplantagen, üppig begrünte Gärten und prachtvolle Golfplätze sind hier ebenso selbstverständlich wie die zahllosen privaten Pools. Die Stadt ist großzügig angelegt, die wenigen Hochhäuser im Zentrum stehen im Gegensatz zu der sonstigen großflächigen Bebauung mit neuen und historischen Gebäuden, schattigen Parks und kulturellen sowie sportlichen Treffpunkten. An Baugrund scheint es ebenso wenig zu mangeln wie am lebenswichtigen Nass. Das Wasser kommt über ein aufwendiges Kanalsystem von den umliegenden Seen und vom Colorado River. Umweltschützer warnen seit langem vor den Folgen dieser Wasserverschwendung, doch bis heute gibt es kaum Wasseruhren in den Häusern und das Wasser wird großzügig genutzt.


Der Großraum Phoenix liegt im sogenannten ‚Valley of the Sun’ mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr. Hier befinden sich unzählige RV-Parks und Winter-Resorts. Einen ganzen Tag lang haben wir verschiedene Resorts besichtigt und verglichen. Dabei war uns vor allem wichtig, eine gute Infrastruktur in der Umgebung zu haben, denn unser Hobby war ab Ende November nicht mehr versichert und damit stillgelegt.

In Mesa fanden wir dann das passende Resort, mit Stellplatz unter Palmen und einem schönen beheizten Pool mit Hot Tub. In einer intakten sozialen Gemeinschaft überwintern hier ausschließlich Kanadier und US-Amerikaner. Wir wurden sofort sehr freundlich aufgenommen und integriert, mussten immer wieder von unserer Reise sowie von Deutschland berichten und wurden zu Street Partys und so manchen Bier oder Wein über den „Gartenzaun“ eingeladen. So verlebten wir in Mesa eine wunderbare Adventszeit. Positiver Nebeneffekt dabei war auch, dass wir jeden Tag viel gesprochen haben und so unser umgangssprachliches Englisch verbessern konnten.

24.12.2010 – Weihnachten auf amerikanisch


Christmas in den USA ist nicht mit der besinnlichen Weihnacht in Deutschland oder in unserem heimatlichen Erzgebirge vergleichbar. Hier war alles schrill und bunt.

Riesige farbige Lichterketten lagen in den Gärten und über den Dächern aus, weiße Plastikbäume mit bunten Lichtern und Pappschneemänner in allen Größen standen fast vor jedem Haus und beleuchtete Rentiere bewegten sich in den Vorgärten. Santa Claus thronte aufgeblasen auf den Dächern oder kam gerade auf einem, von Hirschen gezogenen Sechsspänner-Schlitten an. Alle Lichter blinkten, oftmals sogar im Takt der im Hintergrund gespielten Weihnachtsmusik und die Strassen glichen nachts eher einem Rummelplatz.


Der Einkaufstrubel in den Geschäften war hingegen nicht so überzogen wie bei uns. Alles lief hier ruhiger ab. Vielleicht lag es auch daran, dass die großen Warenhäuser an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet haben. Selbst am Heiligen Abend haben wir nicht viel Besinnlichkeit gespürt. Der 24.12. ist hier ein voller Arbeitstag, und so waren die Strassen bis spät in die Nacht voller Autos. Die allgegenwärtigen Fastfood-Restaurants hatten die ganze Nacht geöffnet und konnten sich nicht über zu wenig Kunden, meist ältere Menschen, beklagen. Eben ein ganz normaler Tag.


Wir wollten gern am Heiligen Abend eine amerikanische Kirche besuchen und hatten auch damit unsere Schwierigkeiten. Es gab in fast keiner Kirche in Mesa eine Christmesse, eigenartig in diesem so gläubigen Land. Doch dann wurde der Abend doch noch gerettet. Im Internet hatten wir über die Candlelight Christmas in einer modernen überkonfessionellen Kirche gelesen und waren dann völlig überrascht, als wir uns eher in einem Konzertsaal als in einer Kirche wiederfanden. Eine große, mit Scheinwerfern angestrahlte Bühne bildete den Mittelpunkt des Saales und auf den riesigen Monitoren, die an den Wänden hingen lief Werbung für diese Bible Church. Im Foyer des hochmodernen Kuppelbaues stand eine Harley, die als Hauptpreis einer Lotterie zu gewinnen war.


Link zu Phat Strad - Las Vegas


Mit Band und dem Electric String Quartet Phat Strad aus Las Vegas begann der Abend. Modern gespielte Klassik, Rock und Gospel heizten die „Gemeinde“ auf und viele hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen, es wurde getanzt und mitgesungen. Nach einer kurzen Andacht, die mehr der Ansprache eines Showmasters glich, wurde das Licht im Saal gelöscht und der Pfarrer brannte die erste Kerze an. Davon ausgehen wurden die Kerzen, die jeder am Eingang erhalten hatte, von Hand zu Hand angezündet. Bei dem gemeinsamen a cappella gesungenen Weihnachtslied Silence Night (Stille Nacht) und den hunderten Kerzen kam dann doch noch etwas Weihnachtsstimmung bei uns auf.


Es war ein schöner Abend und eine interessante Erfahrung, dass Kirchen auch sehr neuzeitlich und unkonventionell sein können. Übrigens kann in einer modernen amerikanischen Kirche die Kollekte natürlich auch mit Kreditkarte bezahlt werden.


Der 1. Weihnachtsfeiertag ist für die meisten Amerikaner ein arbeitsfreier Tag, an dem dann auch die Geschenke verteilt werden und das festliche Weihnachtsessen stattfindet. Einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es nicht und so ging an diesem Tag schon wieder alles seinen gewohnten Gang.


Für uns war es sehr aufschlussreich, die Weihnachtsbräuche hier in Amerika so hautnah zu erleben. Es war unser erstes Weihnachtsfest ohne unsere Kinder und wir waren froh, dass alles so wenig feierlich ablief und wir nicht in trübe Stimmung verfielen.


05.01.2010 – Letzte Erledigungen und Start in Richtung Osten


Die Tage hier in Mesa vergingen wie im Flug – und wir hatten noch so viel zu erledigen. Eine neue Kfz-Versicherung war erforderlich und unsere Steuererklärung musste vorbereitet werden, eine Komplettreinigung unseres Hobby war überfällig und der Kauf von zwei neuen Reifen stand an. Bei Letzterem wurde unser Vertrauen in die unbegrenzten Möglichkeiten Amerikas schwer enttäuscht. Bei keinem der großen Reifenhändler in Mesa und Phoenix war unsere Reifengröße erhältlich. Wir wollten es nicht glauben und waren tagelang im Internet auf der Suche nach passenden Reifen – ohne Erfolg. Selbst der direkte Kontakt zu mehreren großen Reifenherstellern bestätigte uns nur die traurige Gewissheit, dass es in Nordamerika unsere Reifengröße nicht gibt.


Das an Hobby gerichtete Mail mit einer Anfrage zu alternativ montierbaren Reifengrößen wurde dort sofort an die Serviceabteilung weitergeleitet. Nach 2 Tagen hatten wir eine Bestätigung per e-Mail, dass „unsere“ Reifen auf dem Luftweg nach Phoenix unterwegs sind.


Unserem Start stand nun nichts mehr im Wege. Zum Glück, denn ich war schon seit einigen Tagen etwas unruhig – ich wollte endlich wieder „on the road“. Leider mussten wir den fest geplanten Besuch des Bryce - und Grand Canyon nun endgültig aufgeben. Frost bis Minus 15 Grad Celsius, immer wieder Schnee und trübes Wetter hätten uns die Freude an diesen großartigen Nationalparks verdorben. Bis zuletzt hatten wir auf eine Wetterbesserung gehofft – aber es sollte wohl nicht sein.


Der Abschied im Park war ein richtiges großes Ereignis. Mit vielen der netten Menschen waren wir mittlerweile sehr vertraut und fast alle kamen und wünschten uns, den Germans in ihrem kleinen Motorhome, noch eine gute Fahrt und viel Glück.