Dienstag, 25. Mai 2010

02.04.2010 – 29.04.2010: Bienvenidos a Mexico

02.04.2010 – Erste Erfahrungen in Mexiko


Mit etwas Bauchschmerzen näherten wir uns am frühen Morgen der Internationalen Brücke über den Rio Grande in Brownsville. Zuviel Schlechtes hatten wir in den letzten Monaten über Mexiko gehört. Auf der amerikanischen Seite wurden wir durchgewinkt. Der Grenzübergang wird fast nur von Kurzzeittouristen im grenznahen Raum genutzt. Erst auf meine nachdrückliche Intervention, dass wir die USA verlassen und nicht wieder einreisen werden, wurde uns eine Parkbucht geöffnet. Als wir unsere Touristenkarte abgaben und der Grenzbeamte sie so ungläubig betrachtete wurde uns klar, dass eine endgültige Ausreise aus den USA über diesen Grenzübergang wohl eher die Ausnahme ist. Wir haben noch zweimal nachgefragt und hoffen, dass alles ordentlich ausgetragen wurde und wir bei einer späteren Wiedereinreise keine Probleme bekommen. Auf der anderen Seite stand schon ein mexikanischer Grenzer, der uns freundlich begrüßte und uns einen Parkplatz zuwies. Im Grenzgebäude wurde uns die Touristenkarte zum Ausfüllen ausgehändigt. Wir wollten nichts falsch machen und haben im Wörterbuch geblättert, vielleicht sahen wir auch etwas hilflos aus, denn nach einigen Minuten kam der Grenzbeamte zu uns und bot seine Hilfe beim Ausfüllen an. Nach kurzer Zeit war alles erledigt und wir hatten eine Aufenthaltserlaubnis für 180 Tage.


Die Einfuhr unseres Hobby war genauso einfach, wenn auch etwas zeitaufwändiger. Die junge Frau bei der Fahrzeugeinfuhr hatte etwas Probleme, die Angaben aus unserer deutschen Zulassung in ihre Formulare einzutragen. An diesem Karfreitag war nicht sehr viel Betrieb am Grenzübergang und so waren dann bei unserer Fahrzeugeinfuhr fast alle verfügbaren Grenzer beteiligt. Mein Pass und mein Führerschein gingen von Hand zu Hand und bei der ganz wichtigen Fahrzeuginspektion – oder besser Fahrzeugbesichtigung - durfte auch keiner fehlen. Nach über einer Stunde war es vollbracht, auch unser Hobby durfte ins Land und er hatte sogar eine Einfuhrgenehmigung für 10 Jahre! Mit vielen guten Wünschen wurden wir sehr herzlich verabschiedet und tauchten ein in die Geschäftigkeit der mexikanischen Grenzstadt Matamoros.


Die Stadt ist vollkommen auf amerikanische Schnäppchenjäger eingestellt, und so reihen sich Geschäfte, Bars, Nachtclubs, Apotheken und Zahnarztpraxen in der Innenstadt aneinander. An der Strasse standen Schlepper und zwielichtige Touristenführer, die alle unser Bestes wollten. Wir brauchten jetzt aber nichts anderes als etwas Bargeld. Die Akzeptanz von Kreditkarten ist nicht mit der in den USA zu vergleichen und abseits der großen Städte gibt es kaum Geldautomaten. Wir hielten bei einer Bank und gingen zu zweit zum Geldautomat, das ist in solch einer Stadt sicherer. Das Auto wurde während dieser Zeit für wenige Pesos von einem selbsternannten Parkplatzwächter bewacht. Und dann wollten wir nur noch schnell raus aus der Grenzregion.


Auf der anfangs noch recht gut ausgebauten MEX 180 fuhren wir durch armselige Dörfer und ausgedörrtes Land nach Tampico. Kokospalmen und Bananenstauden säumten die Straße. Am Hotel Country Express fanden wir einen Stellplatz für die erste Nacht. Wir konnten den schön angelegten Garten und den Pool mitbenutzen und am Abend verwöhnte uns das Hotelrestaurant mit einem typisch mexikanischen Abendessen. Mit einem Tequila ließen wir unseren ersten Tag in Mexiko ausklingen.


05.04.2010 – Costa Esmeralda und Veracruz


Unsere weitere Fahrt führte uns an die Costa Esmeralda und zwischenzeitlich haben wir schon einige Erfahrungen mit den mexikanischen Straßen gemacht. Die Straßenverhältnisse sind sehr gut bis katastrophal und in genau dieser Sequenz konnten wir den Wechsel der Fahrbahnqualität erleben. Einem guten Straßenabschnitt folgte schlagartig eine Holperpiste; tiefe Löcher oder ein fehlender Kanaldeckel machten die Fahrt zum Abenteuer. Nervig sind die vielen Topes, das sind künstliche Hügel auf der Strasse, die den Verkehr beruhigen sollen. Oftmals gibt es Warnschilder, manchmal aber auch nicht, und so hat vor allem Petra die wichtige Aufgabe, die Straße aufmerksam zu beobachten und Topes sowie andere Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Mittlerweile wissen wir, dass immer dort, wo direkt auf der Straße etwas verkauft wird Topes sind – oder die Topes angelegt wurden, um etwas zu verkaufen.


Die bisher chaotischste Situation erlebten wir in Poza Rica, wo eine vierspurige Straße ohne jede Verkehrsregelung über die Gegenfahrbahn nach links in eine einspurige Holperpiste geleitet wurde. Erst nachdem wir unseren zurückhaltenden Fahrstil aufgegeben hatten, die Hupe ungehemmt benutzten und uns auch mal durchdrängelten waren wir anerkannt und hatten die Chance, die Kreuzung zu passieren. Höflichkeit im Straßenverkehr oder Rücksicht gegenüber Ortsfremden ist hier unbekannt.


Auf den Landstraßen ist es üblich auch bei Gegenverkehr zu überholen. Man verlässt sich einfach darauf, dass der Entgegenkommende aufmerksam ist und auf den Randstreifen ausweicht. Wenn man dann noch den teils miserablen Zustand der Autos betrachtet, dann wundert es uns schon, dass nicht mehr Unfälle passieren.


Ein kleines Missgeschick ist uns auf dieser Fahrt auch passiert. Das präkolumbische Zeremonialzentrum El Tajín mit der einzigartigen Pirámide de los Nichos (Nischenpyramide) ist die größte archäologische Attraktion an der Golfküste bis Yukatan und sicher einen Besuch wert. El Tajín war schon hunderte Kilometer im Umkreis ausgeschildert und wir haben uns darauf verlassen, dass dies auch so bleibt und keine GPS-Daten verwendet. Über teils katastrophale Straßen fuhren wir bis Papantla - südlich der Stadt müsste lt. unserem Reiseführer El Tajín liegen. Wir wunderten uns dann doch über die fehlende Ausschilderung und nach einem GPS-Check stellten wir fest – wir waren 40 km zu weit gefahren. Im Reiseführer war nördlich mit südlich verwechselt worden und so standen wir vor der Entscheidung, entweder über eine Stunde zurück zu fahren oder auf dem kürzesten Weg an die Küste. Wir haben uns für die zweite Option entschieden und konnten unseren Hobby schon am frühen Nachmittag auf einem kleinen Campingplatz an der Costa Esmeralda einparken.


An diesem Ostermontag war der Platz fest in mexikanischer Hand und wir erlebten, wie temperamentvoll und vor allem laut die Mexikaner feiern. Das wichtigste dabei waren wohl die Musikanlagen, die sich einen zähen und lautstarken Kampf lieferten. Für uns war dies alles noch etwas gewöhnungsbedürftig. Nachdem dann weit nach Mitternacht etwas Ruhe eingezogen war begann ein neuer Kampf. Unter dem Motto „Mann/ Frau gegen Mücke“ haben wir dann den kurzen Rest der Nacht verbracht. Wie oft sagten wir: „Das ist jetzt die Letzte gewesen“ und dann kam wieder das grauenvolle Summen in unsere Ohren.


Unausgeschlafen und zerstochen stellten wir dann am Morgen fest, dass der Strom in der Nacht ausgefallen war – eine Stromverteilung hatte es nicht mehr geschafft. Wir konnten den Kühlschrank gerade noch rechtzeitig auf Gas umstellen und unser Gefriergut retten.


Wir wollten den Mücken keine zweite Chance geben und sind nach Veracruz weitergefahren, der ältesten spanischen Stadt auf dem amerikanischen Festland. Die Stadt, 1519 von Hernán Cortés gegründet, war der Ausgangspunkt für die blutige Unterwerfung des Aztekenreiches und später der wichtigste Ausfuhrhafen der mexikanischen Edelmetalle nach Spanien.


An einer unübersichtlichen Kreuzung hab ich wohl nicht richtig aufgepasst und plötzlich standen wir mitten im zwielichtigen Bahnhofsviertel von Veracruz. Einbahnstraßen machten das Wenden unmöglich und von den Passanten wurde uns angedeutet, dass unser Auto für die Weiterfahrt zu groß ist. Mit einem etwas unguten Gefühl folgten wir den Hinweisen der finster dreinblickenden Männer und waren nach kurzer Zeit wieder auf dem richtigen Weg. Innerlich schämten wir uns etwas über unsere Vorurteile. Wir müssen eben noch lernen, die Menschen hier richtig einzuschätzen.


Den Abend verbrachten wir in einem netten Restaurant an der Uferpromenade und die Nacht, diesmal ohne Mücken, auf dem großen Wal-Mart-Parkplatz. Am nächsten Morgen war es schon wieder so heiß, dass wir die geplante Bus- oder Taxifahrt in die Stadt streichen mussten. Wir konnten unseren Basko bei den Temperaturen nicht im Auto zurücklassen.


08.04.2010 – Tlacotalpan


Jetzt wollten wir aber endlich etwas mexikanische Kultur erleben. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes hat Mexiko 27 Einträge, mehr als jedes andere amerikanische Land – und Tlacotalpan gehört dazu. Die Mex 180 verläuft hinter Veracruz auf einer schmalen Nehrung zwischen dem Golf von Mexiko und der Lagune von Alvaredo. Die letzten Kilometer folgt die Straße dem Rio Papaloapan, dem die Stadt ihren Wohlstand verdankte. Auf rund 400 km war der Fluss mit Dampfschiffen befahrbar und selbst große Überseehandelsschiffe konnten im tiefen Flussbett bis zum Hafen der Stadt gelangen. Zedernholz, Kakao, Baumwolle, Zucker und seltene Vögel wurden über Tlacotalpan nach Veracruz, Südamerika, Kuba und Europa verschifft. Kunsthandwerker fertigten erlesene Produkte aus Stoffen, Silber und Holz. Infolge des Wohlstandes, der sich aus dieser günstigen Handelsposition ergab, erlebte die Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen rasanten Aufschwung. Die Stadt wurde renoviert, es wurden Schulen, ein Theater und sogar eine Straßenbahn gebaut. Doch dann verlor die Stadt innerhalb weniger Jahre ihre Bedeutung, weil mehrere neugebaute Eisenbahnlinien an Tlacotalpan vorbeiführten.


Heute wird genau dies als Glücksumstand angesehen, denn seitdem wurde am Stadtbild kaum etwas geändert und die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Weit weg von der Hektik des modernen Lebens strahlt hier alles erholsame Ruhe aus.


Wir saßen an der Plaza de Armas und ließen die Beschaulichkeit des Lebens auf uns wirken. Selbst Schriftsteller kamen nach Tlacotalpan, um sich von der einzigartigen Atmosphäre inspirieren zu lassen. Während eines kurzen, aber intensiven Regenschauers gingen wir trockenen Fußes unter den langen schönen Säulengängen der Häuser spazieren und bewunderten die Vielfalt der Architektur. Besonders der Anstrich der Häuser in verschiedenen zarten Pastellfarben macht diese Stadt so einmalig. Durch die kunstvoll vergitterten Fenster sahen wir die stilvolle Einrichtung mit alten Gemälden, Kronleuchtern und handgemachten Möbeln. Viele Wohnräume glichen einem Museum.


Zurück am Hobby erlaubte uns der freundliche Pächter der PEMEX-Tankstelle auch noch über Nacht neben seinem Büro zu parken, so dass wir am nächsten Tag den Stadtspaziergang fortsetzen konnten. Mit dem Versprechen, beim nächsten Besuch der Stadt wieder bei PEMEX zu campieren, wurden wir freundlich verabschiedet und setzten unsere Fahrt Richtung Süden fort.



13.04.2010 – Isla Aguada, Campeche und Valladolid


Wir standen unter schattenspendenden Palmen auf dem Campingplatz der Isla Aguada und ließen uns den warmen Wind ins Gesicht blasen. Mit geschlossenen Augen atmeten wir die salzige Seeluft tief ein. Ins Wasser zu gehen kostete keinerlei Überwindung, die Wassertemperatur lag mit über 30 Grad auf Badewanneniveau. Als Abkühlung nicht unbedingt geeignet, aber man kann nicht alles haben.


Wieder einmal waren wir an einem Platz, wo wir es gut eine Woche ausgehalten hätten, wäre da nicht unser Termin in Cancun. So haben wir nur zwei Tage im tropischen Paradies verweilt und schon ging die Tour weiter nach Campeche.


Am Nachmittag erreichten wir die absolut gepflegte Stadt am Meer und konnten einen neuen Eintrag in unsere Statistik aufnehmen. Wir haben den bisherigen Hitzerekord von 42,7 Grad Celsius gemessen. Als wir aus dem klimatisierten Wohnmobil ausgestiegen sind fühlten wir uns wie in das Innere eines Backofens versetzt. Nach einiger Zeit hatten wir uns aber recht gut an diese Temperatur gewöhnt, die durch eine leichte Seebrise erträglich wurde.


Campeche, ein weiterer Ort auf der UNESCO-Welterbeliste, hat seit 1704 eine für Mexiko eher unübliche gewaltige Stadtmauer, welche die Stadt uneinnehmbar gemacht hat. Die hier zur Verschiffung nach Europa liegenden wertvollen Güter und Edelmetalle hatten bis dahin immer wieder plündernde Piraten angelockt. Nach einem verheerenden Überfall im Jahre 1663, bei dem die Stadt praktisch dem Erdboden gleich gemacht wurde, begann der Bau der Stadtmauer. Noch heute ist der historische Stadtkern mit der Kathedrale und den bunt gestrichenen Häusern von der gewaltigen Stadtmauer umgeben, die mit ihren sieben Bastionen und vier Stadttoren die Hauptattraktion von Campeche ist.


Die historische Innenstadt war recht schnell besichtigt und so fuhren wir noch am gleichen Abend weiter. Auf der, über viele Kilometer herrlich am Meer entlang geführten und einer Uferpromenade ähnelnden Mex 180 verließen wir Campeche in Richtung Merida.


Der nächste Tag brachte Regen und damit die Gelegenheit, unserem Hobby in Merida die neuen Schuhe anzupassen, die seit einiger Zeit unsere Stauräume blockierten. Nach knapp 50.000 Kilometern ohne Reifenpanne, und damit etwa der Hälfte der geplanten Fahrstrecke, hatte er sich das verdient.


Den Regen und das schwülwarme Wetter könnte man ja recht gut in einem überdachten Pool mit angenehmen 20 Grad kühlen Wasser ertragen. Geht nicht in Mexiko? Doch!! Auf der flachen und trockenen Halbinsel Yucatan war die Besiedlung durch die Mayas nur möglich, weil es hier über 3000 Cenoten gibt. Das sind Höhlen mit unterirdischen Wasserläufen, die das Regen- oder Grundwasser in einem unterirdischen See sammeln. Eine der schönsten Cenoten Yucatans ist die Cenote Dzitnup, nahe der Stadt Valladolid. Das herrlich kühle Wasser war eine echte Erfrischung und nach einiger Überredung hat dann auch Petra den Sprung ins Wasser gewagt. Ihr waren anfangs die kleinen Fische nicht ganz geheuer. Erst als sie sich davon überzeugt hatte, dass bei mir nichts angeknabbert war hat sie sich umstimmen lassen.


Auf der weiteren Fahrt nach Cancun schüttete es wie aus Eimern und wir sollten noch eine Überraschung erleben.


16.04.2010 – Zwangsaufenthalt in Cancun durch Eyjafjallajökull


Während das Wasser auf den Landstraßen noch einen Abfluß gefunden hatte erlebten wir in Cancun die totale Überschwemmung der Stadt. Bis zu einem halben Meter stand das Regenwasser in den Straßen und wir hatten auch keine Chance umzudrehen. Da gab es nur eins - Augen zu und durch. Viele Autos standen mit Defekten im Wasser und ich hatte auch schon mit Kurzschlüssen in den Steckverbindungen am Wagenboden gerechnet - aber es lief alles problemlos ab: Erst unsere Fahrt durch die Wasserstraßen Cancuns und dann im Laufe des nächsten Tages auch das Wasser auf Cancuns Straßen.


Zwischenzeitlich hatten wir einen ruhigen Stellplatz in einer Seitenstraße der Hotelzone gefunden und freuten uns auf die Ankunft unserer Tochter am nächsten Tag. Während eines morgendlichen Strandspaziergangs erreichte uns die SMS von Katharina: „Alle Flüge gestrichen, komme mit Sicherheit nicht… alles Weitere später“.


Wir waren geschockt! Was war passiert? Wir lebten bis dahin in einer anderen Welt, hatten keine Ahnung vom Vulkanausbruch in Island, dem unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull, der Aschewolke und der Sperrung aller deutschen Flughäfen.


Gut, dass wir vom benachbarten Hotel einen WiFi-Internetzugang hatten, so dass wir uns recht schnell über die Situation informieren konnten. Telefonate mit Katharina, ständige Information über die aktuelle Lage und die Hoffnung auf eine Beruhigung der vulkanischen Aktivität beherrschten die nächsten Tage - aber es gab keine Entwarnung. Also blieb für unsere Tochter nur eine Möglichkeit: Urlaub und Flug verschieben und dann alle Daumen drücken.


Nach fast 2 Wochen Zwangsaufenthalt in Cancun und Umgebung konnten wir am 29. April endlich unsere Tochter in die Arme nehmen. 3 Wochen gemeinsamer Urlaub auf den Spuren der Maya lagen vor uns.

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