Mittwoch, 15. Februar 2012

Hobby heute: Über den Äquator gen Süden

Leider ist der Artikel schlecht lesbar, weil zu klein. Ich hab diesbezüglich einige Rückfragen erhalten. Tut mir leid, aber die Auflösung gibt nicht mehr her. Ich stelle deshalb den Text noch mal in der unredigierten Version ein.

Über den Äquator gen Süden

Wir, Petra und Bernd Hiltmann, haben uns einen Traum erfüllt. Wir bereisen mit unserem Hobby Siesta 650 die Panamericana von Alaska bis nach Feuerland. Im Mai 2009 sind wir in Halifax gestartet und haben mittlerweile über 90.000 Kilometer auf dem amerikanischen Doppelkontinent zurückgelegt. Dabei erlebten wir die einzigartige Natur und Tierwelt, die indigenen Hochkulturen und viele spannende und abenteuerliche Situationen, aber auch manches kleinere Problem musste gelöst werden. Eine Herausforderung, die uns etwas an die Nerven ging, war die Verschiffung unseres Wohnmobils von Panama nach Kolumbien.

Seit neun Tagen saßen wir nun schon in diesem Hotel in Cartagena (Kolumbien) fest. Jeden Tag riefen wir bei der Verschiffungsagentur und im Hafen an und erhielten immer die gleiche Antwort, wenn auch mit unterschiedlichen Begründungen. Die „Haneburg“ mit unserem Hobby an Bord war noch nicht im Hafen von Cartagena eingelaufen. Langsam machten wir uns ernste Gedanken. Wie war das gleich mit Murphys-Gesetz: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“. Plötzlich sahen wir in den kleinen Unregelmäßigkeiten auf unserem Weg von Zentral- nach Südamerika eine unheilvolle Sequenz negativer Ereignisse.

Mit großem Aufwand hatten wir in Panama für unseren Basko (Golden Retriever) ein zusätzliches Gesundheitszertifikat beschafft und es noch am Wochenende von der zuständigen Regierungsstelle bestätigen lassen. In Colon hatte ich mich dann auf der Fahrt zum Atlantikhafen total verfahren und wurde in den Slums der Stadt von mehreren Jugendlichen attackiert, die dann das Wohnmobil mit Steinen beworfen haben. Im Hafen angekommen konnte ich das Wohnmobil nicht selbst auf die Transportplattform (Flatrack) fahren und die Verankerung überprüfen, weil das Schiff zur Reparatur in der Werft lag und noch keine Plattform verfügbar war. So musste ich unseren Hobby im Hafengelände abstellen und die Schlüssel an den Spediteur übergeben.

Dann glaubten wir, dass auf dem kurzen Flug nach Kolumbien nicht mehr viel schief gehen kann - aber weit gefehlt. Zuerst wollte uns die Fluggesellschaft ohne ein Weiterreiseticket nicht nach Kolumbien fliegen. Dann hatte unser Flug über fünf Stunden Verspätung, und als wir endlich in Cartagena ankamen, war unser Basko verschollen. Man hatte vergessen, ihn in Bogota umzuladen. Alles für sich gesehen nur kleine Probleme, uns kam es aber plötzlich wie ein böses Omen vor.

Der Atlantik tobte an diesen Tagen mit meterhohen gischtgekrönten Wellen. Uns beschäftigte die Frage, wie stark die Dezemberstürme das Containerschiff zum Schlingern bringen und ob unser Wohnmobil auch noch richtig verzurrt und verankert ist. Die Plattformen müssen, aufgrund der Übermaße, auf allen anderen Containern ganz oben stehen, genau dort, wo das Schiff am meisten schwankt und rollt. Bilder von Schiffen mit umgestürzten oder über Bord gegangenen Containerstapeln gingen uns durch den Kopf. Nein, es wird schon nichts passiert sein! Bisher war doch auf unserer Reise alles gut gegangen.

In Gedanken resümierten wir noch mal die Zeit in Zentralamerika. Nach sechs Monaten Mexiko sind wir in die bunte indigene Welt Guatemalas eingetaucht. Die buntesten Märkte, die ursprünglichsten Rituale und der schönste See der Welt, so die Meinung von Alexander von Humboldt zum Atitlansee, haben uns fasziniert und das historische Antigua hatte uns fast vier Wochen in seinen Bann gezogen. Dabei waren die klimatischen Bedingungen äußerst kritisch. Durch die stärksten Regenfälle seit vielen Jahren wurden ganze Dörfer verschüttet, Zehntausende Menschen waren obdachlos geworden und wichtige Zufahrtsstraßen einfach weggespült. Aber weder Naturkatastrophen in Guatemala, korrupte Polizisten in Honduras, bedrückende Armut in Nicaragua oder die hohe Kriminalität in den Slums von Panama konnte uns davon abhalten, die Schönheiten der jeweiligen Region zu sehen, die Freundlichkeit der Menschen zu spüren und unsere Traumreise mit allen Sinnen zu genießen. Positives Denken war gefragt und auch die Verschiffung unseres Wohnmobils von Panama nach Kolumbien wird positiv ablaufen. Mit dieser Überzeugung riefen wir am nächsten Morgen wieder im Hafen an und erfuhren, dass unser Wohnmobil zur Abholung bereitsteht. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Fast einen ganzen Tag hat es noch gedauert, bis wir die aufwendigen Formalitäten erledigt hatten und dann waren wir endlich wieder komplett. Noch am selben Tag zogen wir aus dem Hotelzimmer in unser rollendes Zuhause und schliefen, so gut wie schon lange nicht mehr, wieder im eigenen Bett. Der nächste Tag war Weihnachten und die gelungene Überfahrt nach Kolumbien war unser schönstes Weihnachtsgeschenk. Jetzt konnten wir unsere Reise wie geplant in Südamerika fortsetzen.

Positives Denken hatte uns bisher immer weitergeholfen und dieses positive Denken war auch der Grund dafür, dass wir uns von den vielen negativen Stimmen über Kolumbien nicht davon abbringen ließen, dieses Land ausgiebig zu bereisen. Wunderbare Natur, authentische Kolonialstädte sowie die überaus gastfreundlichen Menschen waren es wert, in Kolumbien mehr als nur ein Transitland zu sehen. Sicherlich hat Kolumbien noch massive Probleme mit der Terrororganisation FARC, aber die Sicherheitslage in den Städten und auf den großen Verbindungsstraßen war ziemlich unproblematisch. Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns unsicher gefühlt, niemals waren wir in eine kritische Situation gekommen.

Letzteres galt ebenso für Ecuador und Peru, zwei Länder, die sich in vielen Dingen grundsätzlich unterscheiden. Ecuador vereint die Vielfalt eines ganzen Kontinent auf seinem Territorium. Obwohl es zu den kleineren Ländern Lateinamerikas zählt, besitzt es weitläufige Küstengebiete, Hochgebirge mit eindrucksvollen Vulkanen, Dschungel und Regenwald sowie das Naturhighlight Südamerikas, die Galapagosinseln. In Ecuador haben wir uns sehr wohl gefühlt, nicht zuletzt, weil das Land auf uns einen, für südamerikanische Verhältnisse sauberen und geordneten Eindruck machte.

Ein völliges Kontrastprogramm zu Ecuador erlebten wir dann in Peru. Besonders der Norden des Landes war geprägt von Schmutz, Armut und Verfall. Aber dann zog uns auch dieses Land mit seiner einmaligen Inkakultur in seinen Bann. Cusco, Machu Pichu und der Titicacasee waren einmalige Erlebnisse und weitere Höhepunkte unserer Reise. Entlang des Titicacasees erreichten wir Bolivien und entgingen knapp den gewalttätigen Protesten, die sich in der peruanischen Grenzregion gerade ausweiteten. Höhenlagen zwischen 3000 und knapp 5000 Meter Höhe waren für uns gewöhnungsbedürftig, dafür entschädigte uns aber die einmalige unberührte Natur im Altiplano und die unendliche Weite des Salar Uyuni, der größten Salzwüste der Welt.

Zwei Länder, Chile und Argentinien, waren jetzt noch zu durchqueren, um den südlichsten Punkt unserer Reise, die argentinische Stadt Ushuaia, zu erreichen. Beide zählen zu den modernsten, sichersten und auch vielfältigsten Ländern Lateinamerikas. Hier, im Süden des Doppelkontinents, wiederholte sich manches, was wir von Kanada und Alaska kannten. Malerische Seen, schneebedeckte Berge und Gletscher, aber auch die kleinen idyllischen Städte mit ihren Holzhäusern kamen uns irgendwie bekannt vor. Die Weite der patagonischen Pampa war faszinierend, Entfernungen haben hier eine andere Dimension. Zwischen zwei Orten liegen schon mal 300 km Fahrstrecke, bis zur nächsten Kfz-Fachwerkstatt können es auch mal 1000 km sein. Da ist es ganz wichtig, dass wir uns auf unser Wohnmobil absolut verlassen können. Unser Hobby hat uns noch nie im Stich gelassen. Seine Zuverlässigkeit ist schon fast sprichwörtlich, dabei kennt er bisher die amerikanischen Werkstätten nur vom Öl- und Reifenwechsel.
Einige Reisetage liegen nun noch vor uns, bevor wir Anfang Mai 2012 unser Wohnmobil von Buenos Aires zurück nach Hamburg verschiffen werden, aber schon heute können wir sagen, dass unsere Reise auf der Panamericana ein einmaliges Erlebnis in unserem Leben darstellt. Mit der Fähigkeit, über bestimmte Unzulänglichkeiten hinweg zu sehen und keine falschen Maßstäbe anzuwenden, mit Offenheit für andere Kulturen und Lebensweisen, mit Toleranz und positivem Denken hat sich uns ein Kontinent erschlossen, der landschaftlich und kulturell zu den schönsten und interessantesten auf unserer Erde zählt.

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