Donnerstag, 21. Januar 2010

24.11.2009 – 22.01.2010: Weihnachten in der Wüste


26.11.2009 - Von Los Angeles (CA) nach Phoenix (AZ)


Die Rückinfo über die problemlose Ankunft unseres Sohnes in Düsseldorf erreichte uns in Long Beach, nördlich von Los Angeles. Hier hatten wir noch zwei Tage am Pazifik verbracht, bevor wir uns von diesem Ozean für einige Zeit verabschiedeten.


Unser nächstes Ziel war Arizona, der Wüstenstaat, der für sein angenehmes Winterklima bekannt ist. Dort, wo viele wohlhabende Nordamerikaner im Winter leben wollten wir uns auch eine Auszeit vom Reisen gönnen. Nach über 30.000 km und vielen schönen Erlebnissen brauchten wir nicht nur etwas Erholung, sondern auch die Ruhe, um all die Dinge zu erledigen, die in den letzten Wochen zu kurz gekommen waren.


Nachdem der wahnsinnige Verkehr im Großraum Los Angeles hinter uns lag rollten wir recht entspannt Richtung Osten. Noch in Kalifornien liegt der 3200 km² große Joshua Tree NP, dessen Yucca-Bäume in der hier bereits wieder höher liegenden Halbwüste große Areale bedecken. Die Strasse ab Joshua Tree führt durch das zu Recht so bezeichnete Wonderland of Rocks. Vieles erinnerte uns an die Mojave Wüste und das Death Valley, Temperaturen von über 40 Grad Celsius sind auch hier im Sommer keine Seltenheit.


An der Grenze zu Arizona standen wieder die kalifornischen Grenzbeamten und kontrollierten die Einfuhr von Lebensmitteln und Agrarerzeugnissen. Uns ließ man auf der Ausreisespur unbehelligt passieren. Schon kurz nach der Staatsgrenze standen auf beiden Seiten der Interstate viele Wohnmobile in der Wüste. Wir stellten uns dazu und verbrachten unsere erste Nacht in Arizona. Erst auf der Weiterfahrt sahen wir die vielen Hinweise, die vor giftigen Spinnen, Schlangen und Skorpionen warnen. Wir werden ab jetzt ganz vorsichtig sein.

Der weitere Verlauf der Interstate 10 war eher unspektakulär – weitestgehend nur karges unbewohntes Land mit den für Arizona typischen Kakteen, welche über 4 Meter hoch werden können und hier wie Unkraut wachsen. Zäune entlang des Highways markieren den Landbesitz der Indianerstämme. Mehr als 25 Prozent der Fläche Arizonas ist Reservatland, in dem 22 heimische Indianerstämme mit insgesamt etwa 250.000 Menschen leben. Arizona hat den höchsten indianischen Bevölkerungsanteil in den gesamten USA.


Im Ballungsraum um Phoenix änderte sich das Bild schlagartig. Obwohl mitten in der Sonora-Wüste gelegen blüht es hier in allen Farben. Ausgedehnte Obst- und Gemüseplantagen, üppig begrünte Gärten und prachtvolle Golfplätze sind hier ebenso selbstverständlich wie die zahllosen privaten Pools. Die Stadt ist großzügig angelegt, die wenigen Hochhäuser im Zentrum stehen im Gegensatz zu der sonstigen großflächigen Bebauung mit neuen und historischen Gebäuden, schattigen Parks und kulturellen sowie sportlichen Treffpunkten. An Baugrund scheint es ebenso wenig zu mangeln wie am lebenswichtigen Nass. Das Wasser kommt über ein aufwendiges Kanalsystem von den umliegenden Seen und vom Colorado River. Umweltschützer warnen seit langem vor den Folgen dieser Wasserverschwendung, doch bis heute gibt es kaum Wasseruhren in den Häusern und das Wasser wird großzügig genutzt.


Der Großraum Phoenix liegt im sogenannten ‚Valley of the Sun’ mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr. Hier befinden sich unzählige RV-Parks und Winter-Resorts. Einen ganzen Tag lang haben wir verschiedene Resorts besichtigt und verglichen. Dabei war uns vor allem wichtig, eine gute Infrastruktur in der Umgebung zu haben, denn unser Hobby war ab Ende November nicht mehr versichert und damit stillgelegt.

In Mesa fanden wir dann das passende Resort, mit Stellplatz unter Palmen und einem schönen beheizten Pool mit Hot Tub. In einer intakten sozialen Gemeinschaft überwintern hier ausschließlich Kanadier und US-Amerikaner. Wir wurden sofort sehr freundlich aufgenommen und integriert, mussten immer wieder von unserer Reise sowie von Deutschland berichten und wurden zu Street Partys und so manchen Bier oder Wein über den „Gartenzaun“ eingeladen. So verlebten wir in Mesa eine wunderbare Adventszeit. Positiver Nebeneffekt dabei war auch, dass wir jeden Tag viel gesprochen haben und so unser umgangssprachliches Englisch verbessern konnten.

24.12.2010 – Weihnachten auf amerikanisch


Christmas in den USA ist nicht mit der besinnlichen Weihnacht in Deutschland oder in unserem heimatlichen Erzgebirge vergleichbar. Hier war alles schrill und bunt.

Riesige farbige Lichterketten lagen in den Gärten und über den Dächern aus, weiße Plastikbäume mit bunten Lichtern und Pappschneemänner in allen Größen standen fast vor jedem Haus und beleuchtete Rentiere bewegten sich in den Vorgärten. Santa Claus thronte aufgeblasen auf den Dächern oder kam gerade auf einem, von Hirschen gezogenen Sechsspänner-Schlitten an. Alle Lichter blinkten, oftmals sogar im Takt der im Hintergrund gespielten Weihnachtsmusik und die Strassen glichen nachts eher einem Rummelplatz.


Der Einkaufstrubel in den Geschäften war hingegen nicht so überzogen wie bei uns. Alles lief hier ruhiger ab. Vielleicht lag es auch daran, dass die großen Warenhäuser an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet haben. Selbst am Heiligen Abend haben wir nicht viel Besinnlichkeit gespürt. Der 24.12. ist hier ein voller Arbeitstag, und so waren die Strassen bis spät in die Nacht voller Autos. Die allgegenwärtigen Fastfood-Restaurants hatten die ganze Nacht geöffnet und konnten sich nicht über zu wenig Kunden, meist ältere Menschen, beklagen. Eben ein ganz normaler Tag.


Wir wollten gern am Heiligen Abend eine amerikanische Kirche besuchen und hatten auch damit unsere Schwierigkeiten. Es gab in fast keiner Kirche in Mesa eine Christmesse, eigenartig in diesem so gläubigen Land. Doch dann wurde der Abend doch noch gerettet. Im Internet hatten wir über die Candlelight Christmas in einer modernen überkonfessionellen Kirche gelesen und waren dann völlig überrascht, als wir uns eher in einem Konzertsaal als in einer Kirche wiederfanden. Eine große, mit Scheinwerfern angestrahlte Bühne bildete den Mittelpunkt des Saales und auf den riesigen Monitoren, die an den Wänden hingen lief Werbung für diese Bible Church. Im Foyer des hochmodernen Kuppelbaues stand eine Harley, die als Hauptpreis einer Lotterie zu gewinnen war.


Link zu Phat Strad - Las Vegas


Mit Band und dem Electric String Quartet Phat Strad aus Las Vegas begann der Abend. Modern gespielte Klassik, Rock und Gospel heizten die „Gemeinde“ auf und viele hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen, es wurde getanzt und mitgesungen. Nach einer kurzen Andacht, die mehr der Ansprache eines Showmasters glich, wurde das Licht im Saal gelöscht und der Pfarrer brannte die erste Kerze an. Davon ausgehen wurden die Kerzen, die jeder am Eingang erhalten hatte, von Hand zu Hand angezündet. Bei dem gemeinsamen a cappella gesungenen Weihnachtslied Silence Night (Stille Nacht) und den hunderten Kerzen kam dann doch noch etwas Weihnachtsstimmung bei uns auf.


Es war ein schöner Abend und eine interessante Erfahrung, dass Kirchen auch sehr neuzeitlich und unkonventionell sein können. Übrigens kann in einer modernen amerikanischen Kirche die Kollekte natürlich auch mit Kreditkarte bezahlt werden.


Der 1. Weihnachtsfeiertag ist für die meisten Amerikaner ein arbeitsfreier Tag, an dem dann auch die Geschenke verteilt werden und das festliche Weihnachtsessen stattfindet. Einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es nicht und so ging an diesem Tag schon wieder alles seinen gewohnten Gang.


Für uns war es sehr aufschlussreich, die Weihnachtsbräuche hier in Amerika so hautnah zu erleben. Es war unser erstes Weihnachtsfest ohne unsere Kinder und wir waren froh, dass alles so wenig feierlich ablief und wir nicht in trübe Stimmung verfielen.


05.01.2010 – Letzte Erledigungen und Start in Richtung Osten


Die Tage hier in Mesa vergingen wie im Flug – und wir hatten noch so viel zu erledigen. Eine neue Kfz-Versicherung war erforderlich und unsere Steuererklärung musste vorbereitet werden, eine Komplettreinigung unseres Hobby war überfällig und der Kauf von zwei neuen Reifen stand an. Bei Letzterem wurde unser Vertrauen in die unbegrenzten Möglichkeiten Amerikas schwer enttäuscht. Bei keinem der großen Reifenhändler in Mesa und Phoenix war unsere Reifengröße erhältlich. Wir wollten es nicht glauben und waren tagelang im Internet auf der Suche nach passenden Reifen – ohne Erfolg. Selbst der direkte Kontakt zu mehreren großen Reifenherstellern bestätigte uns nur die traurige Gewissheit, dass es in Nordamerika unsere Reifengröße nicht gibt.


Das an Hobby gerichtete Mail mit einer Anfrage zu alternativ montierbaren Reifengrößen wurde dort sofort an die Serviceabteilung weitergeleitet. Nach 2 Tagen hatten wir eine Bestätigung per e-Mail, dass „unsere“ Reifen auf dem Luftweg nach Phoenix unterwegs sind.


Unserem Start stand nun nichts mehr im Wege. Zum Glück, denn ich war schon seit einigen Tagen etwas unruhig – ich wollte endlich wieder „on the road“. Leider mussten wir den fest geplanten Besuch des Bryce - und Grand Canyon nun endgültig aufgeben. Frost bis Minus 15 Grad Celsius, immer wieder Schnee und trübes Wetter hätten uns die Freude an diesen großartigen Nationalparks verdorben. Bis zuletzt hatten wir auf eine Wetterbesserung gehofft – aber es sollte wohl nicht sein.


Der Abschied im Park war ein richtiges großes Ereignis. Mit vielen der netten Menschen waren wir mittlerweile sehr vertraut und fast alle kamen und wünschten uns, den Germans in ihrem kleinen Motorhome, noch eine gute Fahrt und viel Glück.

Dienstag, 29. Dezember 2009

06.11. – 23.11.2009: Mit Felix durch Kalifornien und Nevada


06.11.09 – Von Los Angeles nach Vallejo

Der Anruf kam pünktlich – unser Sohn Felix war gelandet. Noch eine gute halbe Stunde haben wir auf dem kleinen Parkplatz, nahe dem Airport, gewartet und sind dann langsam losgefahren. Auf der Zufahrtsstrasse wurden wir von der Airport-Police angehalten und kontrolliert. Nach genauer Inspektion des Innenraumes und der Staufächer konnten wir zu den Ankunftsterminals weiterfahren.


Parken war hier verboten und für die Parkhäuser war unser Hobby zu hoch. Ganz langsam fuhren wir den gesamten Ankunftsbereich ab – von Felix keine Spur. Ein zurück gab es nicht und so mussten wir den Airportbereich verlassen und zur Runde zwei starten – natürlich erst nach gewissenhafter Kontrolle durch die Airport-Police.


Wieder ging es in langsamer Fahrt zwischen Taxis, Bussen und Privatfahrzeugen auf der Einbahnstrasse durch den riesigen Ankunftsbereich des Airports. Hunderte Reisende warteten auf ihren Shuttleservice, drängten in die Taxis und Busse - nur unser Felix war nicht dabei. Petra versuchte immer wieder anzurufen, jedoch ohne Erfolg. Na dann, auf zu Runde drei – natürlich mit dem obligatorischen Sicherheitscheck. Einige Reisende winkten uns zu und lachten, wir waren ja mittlerweile bekannt – aber Felix war nirgends zu sehen. Was soll ich sagen, es gab auch noch eine Runde vier, doch diesmal war alles anders. Jetzt hat uns auch die Airport-Police wiedererkannt und ohne Kontrolle durchgewinkt, Felix ging ans Telefon und kurze Zeit später konnten wir ihn in unsere Arme nehmen.


Die Ehrlichkeit unseres Sohnes war der Grund für die zeitaufwändige Abfertigung. Um uns eine Freude zu machen hatte er ein großes Glas deutschen Senf, eine Flasche Arganöl und einige Gewürze mitgebracht und die Frage nach der Lebensmitteleinfuhr mit „Ja“ beantwortet. Fast eine Stunde haben die Zollbeamten dann gebraucht, um sich von der Harmlosigkeit unseres Sohnes und seines Gepäcks zu überzeugen.


Während Felix uns das berichtete rollten wir schon über die City-Highways nach Malibu, wo wir bei herrlichem Sonnenschein den Tag am Pazifik ausklingen ließen.


Nach einem ausgedehnten Frühstück - es gab ja so viel zu erzählen - starteten wir am nächsten Tag erst gegen Mittag in Richtung San Francisco. Wir waren die gleiche Strecke vor einigen Tagen schon einmal in entgegen gesetzter Richtung gefahren und kannten einige Highlights, die wir noch einmal gemeinsam besuchen wollten. Dazu zählte das liebenswerte Santa Barbara ebenso wie Morro Bay mit seinem 176 Meter hohen markanten Felsen vor der Küste. Wir verbrachten wieder eine Nacht auf dem kleinen Parkplatz, hoch über den Klippen, und konnten uns auch beim zweiten Mal schwer von der Beobachtung der Seeelefanten (Elephant Seals) trennen.


Diese großen Meeressäuger waren vor rund hundert Jahren vom Aussterben bedroht, bis sie 1911 erst in Mexiko und dann auch in Kalifornien unter Schutz gestellt wurden. Seeelefanten leben 11 Monate des Jahres im Meer, sie tauchen über 2000 Meter tief und können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben. An Land kommen sie nur um sich zu paaren, Junge zu gebären und sich zu erholen. Die sonst als Einzelgänger lebenden Tiere fühlen sich in dieser Zeit in der Kolonie wohl. Leider haben wir die Paarung nicht sehen können, sie ist ein besonderes Erlebnis. Anfang Dezember kommen die bis zu 4 Tonnen schweren Seeelefantenmännchen zur Kolonie und liefern sich erbitterte Kämpfe um den Anspruch auf einen Harem. 75 Weibchen und mehr hält sich ein Siegerbulle, die meisten Bullen gehen dabei leer aus. Die Natur ist eben ungerecht!


Auf der weiteren Fahrt war Felix von der rauen und unberührten Küste ebenso begeistert wie wir. Der als Big Sur Country bezeichnete Küstenabschnitt zwischen San Simeon und Point Lobos ist so unwegsam, dass die Küstenstraße erst 1937, nach 18 Jahren Bauzeit fertig gestellt werden konnte. Großartige Ausblicke auf die Steilküste und auf versteckte Buchten vor dem blauen Meer entschädigten uns für die Fahrt auf der engen serpentinenreichen Strasse. Erst in Carmel beginnt wieder die Zivilisation mit Tankstellen und Einkaufsmöglichkeiten.


In Monterey, der früheren und ersten Hauptstadt Kaliforniens haben wir noch einen ruhigen Tag verbracht, bevor wir zum Fährhafen Vallejo an der nordöstlichen San Francisco Bay gefahren sind.



12.11.09 – Sightseeing in San Francisco


Mit dem Wohnmobil nach San Francisco zu fahren wäre mehr als unvernünftig. Wir hätten keine Chance auf einen Parkplatz in der City und die engen und zum Teil sehr steilen Straßen sind überhaupt nicht wohnmobilfreundlich. Eine gute Alternative bieten die Fährverbindungen von Sausalito, Larkspur oder Vallejo nach San Fran, wie die Stadt von den Einheimischen genannt wird.


Vallejo hat einen großen kostenlosen und bewachten Parkplatz auf dem wir auch über Nacht stehen konnten und eine nette kleine „Altstadt“. Also starteten wir unsere Sightseeingtour nach San Francisco in Vallejo. Die Katamaranfähre brachte uns in gerade mal einer Stunde, vorbei an Alcatraz, der Golden Gate Bridge und Tresure Island nach Downtown.


San Francisco ist für viele die schönste und interessanteste Stadt Nordamerikas. Im Financial District, nahe dem Ferry Terminal spürten wir davon noch nicht viel. Die modernen Bürotürme der Banken, die Hochhäuser und Straßenschluchten, in die kaum ein Sonnenstrahl fällt unterscheiden sich kaum von denen in anderen nordamerikanischen Großstädten. Aber schon am Union Square ist es typisch San Fran. Wir saßen in der Sonne und beobachteten das bunte Leben um uns herum. Menschen verschiedenster Nationalität und Hautfarbe schlenderten über den Platz, saßen in den Straßencafes oder widmeten sich ausgiebig dem Shopping. Neben uns wurde ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt, was nach unserer Ansicht überhaupt nicht zu dem warmen Spätsommerwetter passte.


Von hier war es nicht mehr weit bis nach Chinatown. Wir gingen durch das Dragon Gate, ein buntes chinesisches Tor, und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Es roch nach exotischen Gewürzen, lärmende Händler versperrten mit überquellenden Gemüseständen und Auslagen die Gehwege, Chinesen jeden Alters drängten sich zwischen den Verkaufsständen und Geschäften. In den Garküchen hing fetttriefendes Geflügel und allerlei Undefinierbares, was unseren Appetit auf chinesische Speisen dämpfte.


Nur wenige Straßen weiter duftete es nach ofenfrischer Pizza und Espresso. Die selbstbewusst an jedem Straßenbaum angebrachten grün-weiß-roten Streifen wären nicht notwendig gewesen um zu erkennen, dass wir uns im italienischen District befanden. So interessant Chinatown auch war, hier am North Beach fühlten wir uns wohler und ließen uns den Cappuccino im Straßencafe schmecken.


Wir hatten für San Francisco nur einen Tag geplant, viel zu wenig für diese großartige Stadt. So versuchten wir gar nicht erst viele Attraktionen abzuhaken sondern nahmen bei unserem kurzen Stadtspaziergang möglichst viele Eindrücke des typischen Lebens auf. Über die Lombard Street, die für eine gerade Straßenführung viel zu steil war und deshalb mit neun Haarnadelkurven gebaut wurde, bummelten wir zum Hyde Street Pier. Hier befindet sich eine Endstation der Cable Cars, an der die Wagen noch wie vor 140 Jahren mit Muskelkraft gedreht werden.


Alcatraz lag vor uns in der Bucht und wir konnten es kaum glauben, dass es seit 1934 das ausbruchssicherste Gefängnis in den USA war. Obwohl nahe am Festland gelegen war vor allem die heimtückische Strömung in der Bucht dafür verantwortlich, dass jeder Ausbruchversuch gescheitert ist.


„Berühmtester“ Häftling auf Alcatraz war der Mafiaboss Al Capone, der am touristisch geprägten, trotzdem aber typischen und sehenswerten Fishermans Wharf für allerlei Souvenirs herhalten musste. Am Pier 39 ließen wir uns köstliches Seafood schmecken und schlenderten im Strom der vielen Besucher über die Piers, vorbei an Läden und Ständen mit überquellenden touristischen Angeboten.


Dann wurde es Zeit für die Rückfahrt. Mit der Katamaranfähre waren wir schnell wieder in Vallejo, wo unser Basko im Hobby auf uns wartete.


14.11.09 – Im Yosemite Nationalpark


Nur 300 Kilometer von San Francisco entfernt liegt der Yosemite Nationalpark, einer der beliebtesten und meistbesuchten Nationalparks der USA. Die Strecke war schnell gefahren, so dass wir schon am frühen Nachmittag auf dem Campground am Greenley Hill ankamen und die Zeit nutzten, um leckeres Schwarzbrot zu backen und um einen schönen Grillabend vorzubereiten.


Trotz unseres kräftigen Feuers mussten wir uns bald in den Hobby zurückziehen. Es wurde empfindlich kalt und in der Nacht fiel die Temperatur unter den Gefrierpunkt.


Unsere Hoffnung, dass der Tioga Pass (3000 m) in Richtung Osten noch geöffnet ist wurde enttäuscht. Vor einigen Tagen gab es starke Schneefälle und die Passstraße war, wie auch die Straße zum Glacier Point, geschlossen. Damit war uns an dieser Stelle der Weg über die Sierra Nevada versperrt. Zugänglich waren das Yosemite-Valley mit seinen schönen Wanderwegen und die südliche Parkausfahrt.


Das Yosemite-Valley, zugegeben das Filetstück des Parks, belegt nur 1 % der Fläche des gesamten Nationalparks - aber genau hierher kommen die meisten der jährlich ca. 4 Millionen Besucher. Hier erhebt sich der El Capitan, ein 1000 Meter hoher Monolith, fast senkrecht über die Ebene und der Merced-River schlängelt sich lieblich durch das Tal.


Der Nationalpark ist für seine große Anzahl an Wasserfällen bekannt, die zu den höchsten Nordamerikas zählen. So stürzt am Ribbon Fall das Wasser 492 Meter in die Tiefe. Während unseres Besuchs führten die Wasserfälle jedoch wenig Wasser und waren nicht so attraktiv wie nach der Schneeschmelze im Frühjahr.


Mit einem spektakulären Ausblicken vom Tunnel View zum El Capitan und zum Half Dom verließen wir den Nationalpark in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel war das Death Valley. Wegen der gesperrten Passstraße mussten wir die Sierra Nevada weiträumig umfahren, denn erst bei Bakersfield zweigte die nächste geöffnete Straßenverbindung nach Osten ab.


16.11.09 – Durch das Death Valley


Wir verließen in Bakersfield den Highway # 99 und fuhren über schmale Nebenstraßen in die karge Bergwelt der Sierra Nevada. Gut bewässert wuchsen hier üppige Orangen- und Zitronenbäume bis uns schlagartig wieder unfruchtbares und trockenes Land umgab. Der schön gelegene Lake Isabella war ideal war für eine Übernachtung bevor wir am nächsten Morgen über Ridgecrest ins Death Valley fuhren.


Irgendwie hatte ich die Entfernungen falsch eingeschätzt und verpasst in Ridgecrest vollzutanken. Zur Sicherheit haben wir in Panamint Springs, an der letzten und einzigen Tankstelle, nachgetankt und statt 2,80 $ stolze 4,20 $ pro Gallone bezahlt. Mit vollem Tank und einem ruhigen Gewissen fuhren wir weiter hinein in das Tal, in eines der trockensten und heißesten Gebiete der Erde.


Eingebettet zwischen zwei Gebirgsketten der östlichen Sierra Nevada, fast ohne Luftbewegung und mit weniger als 5 cm Niederschlag im Jahr herrscht hier ein menschenfeindliches Klima mit Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius.


Der November ist im Death Valley ein bevorzugter Reisemonat. Die Mittagstemperaturen waren trotzdem höllisch und bei unserer Wanderung durch den Golden Canyon konnten wir nachempfinden, warum immer wieder vor der Hitze und einer möglichen Dehydrierung gewarnt wird. Abseits der üblichen Wege besteht bei einer Panne oder Verletzung ein lebensgefährliches Risiko. Erst vor einigen Tagen wurden die Skelette eines seit 1994 vermissten Paares aus Dresden gefunden. Wir blieben ausschließlich auf den stärker frequentierten Wegen und durchquerten das Tal in zwei Tagen. Dabei waren wir von der kargen aber abwechslungsreichen Landschaft begeistert. Die schroffen Felsen sind am Artists Drive durch die Ablagerungen von Mineralien bunt gefärbt und die erodierten Canyonwände bilden bizarre Formen.


Am Badwater Point erreichten wir den tiefsten Punkt Nordamerikas. 85 Meter unter dem Meeresspiegel liegt der ausgetrocknete prähistorische Lake Manly, dessen Boden heute größtenteils mit groben Salzkristallen bedeckt ist. Hoch oben an der Felswand steht die Markierung für die Höhe des Meeresspiegels.


In der Dämmerung verließen wir das Death Valley in Richtung Nevada.

18.11.09 – Las Vegas


Bei der Fahrt durch die eintönige Wüste waren wir nochmals in Gedanken bei den zwei zuletzt besuchten Nationalparks, die unterschiedlicher kaum sein konnten und nur 250 Kilometer auseinander liegen. Ähnlich kontrastreich war auch der Übergang von der öden Wüste Nevadas zur Megametropole Las Vegas.


Am deutlichsten wird dies, wenn man wie wir in der Nacht in Las Vegas ankommt. Schon viele Kilometer vor der Stadt sahen wir den Lichtschein am sonst dunklen Himmel.


Die Stadtrandsiedlungen waren schnell passiert und als ob sich ein Vorhang öffnete standen wir plötzlich auf dem Las Vegas Boulevard, besser als Las Vegas Strip bekannt, und sind geblendet von den überdimensionalen Leuchttafeln, der fast taghellen Beleuchtung und den überschwänglichen Lichteffekten. Jedes Hotel, jedes Casino will herausstechen und mit einer noch aufwändigeren Lichtshow auf sich aufmerksam machen. Die Summe dieser Nightlights ist wohl einzigartig.


Viel Zeit blieb uns nicht zum Staunen, der Verkehr rollte und wir mussten unseren Campground finden, was sich als nicht sehr schwierig herausstellte.


Natürlich ging es am Abend noch mal auf den Strip. Zum ‚Treasure Island’ kamen wir gerade rechtzeitig um die Show „Sirens of Tresure Islands“ zu erleben, am ‚Mirage’ wurde mit vielen Effekten ein Vulkanausbruch simuliert und das elegante ‚Bellagio’ empfing uns mit gigantischen nach Musik tanzenden Wasserfontänen.


Bis zum ‚New York-New York’ sind wir an diesem Abend noch geschlendert und dann den ganzen Weg zurück. „Für den ersten Tag reicht es“ meinte Petra, als wir weit nach Mitternacht auf unserem Campground beim Hotel ‚Circus-Circus’ ankamen.


Der nächste Tag war „ausgefüllt“ mit Nichtstun – also faulenzen, im Pool baden, sonnen, lesen und uns auf den zweiten Abend in Las Vegas einzustimmen.

Dieser begann im ‚Wynn’, dem mit einer Bausumme von 2,7 Milliarden teuersten Hotel der Welt. Hier ist alles Luxus pur, vom 18-Loch Golfplatz, dem künstlichen See und der Wasserrevue Le Rêve bis zur Kunstausstellung mit Leihgaben vom Hotelbesitzer Steve Wynn oder dem hauseigenen Ferrari- und Maserati-Fuhrpark für Hotelgäste. In der hotelinternen Shoppingmall könnte man viel Geld für exklusive Luxusartikel ausgeben. Besonders interessierten wir uns für die Uhren von A. Lange & Söhne aus der sächsischen Uhrenmanufaktur in Glashütte. Die nette fachkundige Beraterin hat sich sehr um uns bemüht – und dann haben wir doch noch Geld im Wynn gelassen. Aber nicht beim Juwelier sondern am Roulettetisch. Unser 20 Dollar Spieleinsatz, kurzzeitig auf über 30 Dollar angewachsen, hatte dann aber doch innerhalb kurzer Zeit den Besitzer gewechselt.


Als nächstes sind wir auf wenigen Metern von Venedig nach Paris gelaufen – zumindest in der Kulissenwelt von Las Vegas. Am ‚Venetian’ steuerten Gondoleros singend ihre Gondeln auf einem nachempfundenen Canal Grande durch die Rialto-Brücke zum Markusplatz. Unmittelbar daneben standen wir unter dem Eifelturm, der im Maßstab 1:2 über der Pariser Oper und dem Louvre steht.


Hier ist alles so kitschig, dass es schon wieder interessant wirkt – und die Amerikaner und ihre Gäste sind begeistert. „Warum sollte ich für viel Geld nach Europa fliegen, wir haben doch alles hier“ sagte uns lachend ein amerikanischer Tourist, der jedes Jahr mehrmals nach Las Vegas kommt und sich hier immer wieder wohlfühlt.


Für uns war es auch wieder ein tolles Erlebnis – aber zwei Abende in dieser Stadt reichten uns völlig.



21.11.09 – Durch die Mojave-Wüste zurück nach Los Angeles


So traurig es für uns alle auch war, der kurze Besuch unseres Sohnes war fast vorbei. Für die Rückfahrt nach Los Angeles haben wir die Strecke durch die Mojave-Wüste, eine 6500 km² große Wüstenlandschaft mit Sanddünen, vulkanischen Aschekegeln und Felsen, gewählt. Die Straße von Baker führte uns durch ein Gebiet mit unzähligen Joshua-Palmlilien, die hier den extremen Bedingungen trotzen.


Mitten in der Wüste liegt Kelso, ein kleiner Ort der heute aus kaum mehr als dem Bahnhof besteht. An der Bahnstrecke zwischen Salt Lake City und Las Vegas gelegen war der Ort ab 1906 als Versorgungsstation schnell gewachsen und in den 50er Jahren zur Geisterstadt verkommen. Der 1923 im Stil der spanischen Missionszeit erbaute Güterbahnhof wurde unlängst von der Nationalparkverwaltung übernommen und grundlegend restauriert. Er ist heute wieder ein Schmuckstück und das Zentrum des Mojave National Preserve.


Auch Calico ist eine Geisterstadt, die heute touristisch vermarktet wird. 1881 gegründet wuchs auch sie sehr schnell auf über 1200 Bewohner an. 500 Silberminen wurden im Umfeld der Stadt betrieben bis der Silberpreisverfall keinen rentablen Betrieb mehr zuließ. So schnell wie sie gewachsen war verkam Calico Ende des 19. Jahrhunderts zur Ghost Thown – eine typische Entwicklung im Westen der USA. Die Stadt lohnte jedoch den kurzen Umweg von der Interstate # 15 und war für uns eine willkommene Abwechslung auf dem eintönigen Highway. Spät am Abend erreichten wir Corona, wo wir noch einen letzten gemeinsamen Tag mit Felix verbrachten.


Der Abschied am Airport fiel uns wieder sehr schwer. Für uns alle ging eine schöne gemeinsame Zeit zu Ende und Felix war in Gedanken schon bei der Planung seines nächsten Urlaubs – natürlich mit uns gemeinsam im Hobby Reisemobil.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

04.10. – 05.11.2009: Durch Washington State und Oregon nach Kalifornien


04.10.09 – Good Bye Canada

Nach über 4 Monaten und reichlich 20.000 Kilometern auf Kanadas (und Alaskas) Straßen verabschiedeten wir am 04.10. von diesem schönen Land. Kanada hat uns nicht nur mit seiner tollen Landschaft und interessanten Tierwelt begeistert – unvergessen bleibt vor allem die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der kanadischen Menschen.


Wir haben Kanada, bedingt durch unseren Start an der Ostküste, die großen Entfernungen und die kurze Sommersaison recht schnell bereist. Auch die doppelte Zeit wäre nicht zuviel gewesen für dieses großartige Land. Es bleibt noch vieles zu entdecken und wir kommen sicher in einigen Jahren noch mal hierher zurück.

Am späten Nachmittag passierten wir die Grenze nach Washington State. Wir waren etwas irritiert, weil alles so schnell und unkompliziert ablief. Neben uns musste eine indische Familie ihr Auto komplett ausräumen und uns wurde nicht einmal die obligatorische Frage nach einfuhrverbotenem Obst und Gemüse gestellt. Weder für unseren Basko noch für unser Wohnmobil interessierte sich irgendjemand und nach wenigen Minuten hatten wir unser Visum für volle 6 Monate im Pass.


Kurze Zeit später rollten wir auf der Interstate # 5 südwärts durch Washington, immer den schneebedeckten Mt. Rainier sowie weitere vergletscherte Berge der nördlichen Kaskade im Blick. Was uns sofort auffiel waren die absolut gepflegten Orte. Wie schon im Süden Kanadas hatten auch hier die öffentlichen und privaten Grünflächen schon fast Kultstatus, Blumenampeln hingen an den Straßenleuchten und der Highway war gesäumt von Blumenrabatten. Im ersten Supermarkt dann noch eine angenehme Überraschung. Wir hatten uns schon an das relativ hohe Preisniveau in Kanada gewöhnt und staunten jetzt über die günstigen Lebensmittelpreise.


Bei einem Glas Rotwein wurde am Abend die Grobplanung für die nächsten vier Wochen abgestimmt. Ein wichtiger Termin stand an – am 06.11. wird unser Sohn Felix nach Los Angeles kommen um dann knapp 3 Wochen mit uns zu reisen. Bis zu diesem Termin werden wir die Vereinigten Staaten von Nord nach Süd durchquert haben.


07.10.09 – Bei Boeing in Everett


Auf dem Weg nach Seattle passierten wir nördlich der Stadt den Vorort Everett. Hier ist der Hauptstandort von Boeing, wo über 30.000 Mitarbeiter die Boeing 747, 777 und den Dreamliner 787 montieren. Boeing bietet eine interessante Werksbesichtigung an, die wir uns nicht entgehen ließen.


Als erstes sahen wir die gigantischen Montagehallen, die mit 13,3 Millionen m³ umbauten Raum als weltgrößte Gebäude im Guinness Buch der Rekorde stehen. Unter den Hallen verlaufen fast 4 Kilometer lange Fußgängertunnel, über die jeder Mitarbeiter an seinen Platz in der Montagehalle kommt. Dafür stehen 1300 Fahrräder zur Verfügung.


Von speziellen Aussichtsplattformen konnten wir die Montage überblicken und hatten das Glück, das Zusammenfügen zweier Rumpfteile zu sehen. Diese Präzisionsarbeit wurde mit riesigen Overhead-Kränen bewältigt, von denen es insgesamt 26 gibt. Sie laufen auf einem 72 Kilometer langen Schienensystem an der Decke und können so ganz flexibel genutzt werden.


Wir konnten alle drei Hallen für die Montage der Boeing 747, 777 und 787 besichtigen und wir waren sehr beeindruckt von dieser Fertigung der Superlative.


Beeindruckend war dann auch der Verkehr auf der Stadtautobahn durch Seattle – wir wollten aber die Stadtquerung an diesem Tag noch hinter uns bringen, um am nächsten Tag rechtzeitig in Richtung Mt. Rainier starten zu können.


08.10.09 – Aktive Vulkane: Mt. Rainier und Mt. St. Helens


Mit fast 4400 m ist der Mt. Rainier höchster Berg des Kaskadengebirges und ebenso wie der benachbarte Mt. St. Helens ein aktiver Vulkan. Bis in seine Ausläufer vergletschert und mit ganzjährig schneebedeckter Spitze ist er bei guter Sicht bis in das über 100 Kilometer entfernte Seattle und teilweise noch weiter zu erkennen. Uns hatte der Mt. Rainier ja schon auf den ersten Kilometern in Washington begrüßt und nun standen wir am Sunrise, den Krater dicht über uns. Wir hatten schon ein eigenartiges Gefühl, als aus dem so friedlich wirkenden Gipfel plötzlich Rauchwolken aufstiegen und wir realisierten, dass dieser Vulkan jederzeit ausbrechen kann.


Am nächsten Morgen fuhren wir zum Paradise-Point an der Südseite des Berges. Das anfänglich sonnige Wetter trübte sich langsam ein und als wir auf dem Parkplatz vor dem neuen Visitor-Center angekommen waren empfing uns nebeliges und nasskaltes Wetter. Die geplante Hochgebirgswanderung auf dem Skyline-Trail ließen wir deshalb nicht ausfallen. 9 km Wegstrecke mit fast 700 m Höhenunterschied - Petra war gar nicht begeistert, hat aber tapfer durchgehalten. Nach über 4 Stunden bei Kälte, Nässe und Nebel auf dem Trail waren wir dann froh wieder zu Hause (im Hobby) zu sein. Die Heizung schaffte schnell Behaglichkeit und so sahen wir erst am nächsten Morgen, dass es hier oben Winter geworden war.


Nächstes Ziel war der nur wenige Kilometer entfernte Mt. St. Helens. Die Aktivität der Vulkane im Kaskadengebirge zeigte sich bei dem verheerenden Vulkanausbruch des Mount St. Helens am 18.Mai 1980, bei dem hunderte Quadratkilometer um den Berg in Ödland verwandelt wurden. Es war einer der gewaltigsten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts. Die beim Ausbruch in die Atmosphäre geschleuderte Asche verteilte sich über elf US-Bundesstaaten und die Rauchwolke verdunkelte mehrere Tage Washington und Teile Oregons. Das Ergebnis der Eruption war ein um 400 Höhenmeter reduzierter Berg mit einem 1,5 Kilometer breiten aktiven Krater.


Die am stärksten betroffene Desaster Area, in der zunächst alles Leben ausgelöscht war, wurde 1982 als National Volcanic Monument ausgewiesen und zur Sperrzone erklärt. Hier wird wissenschaftlich untersucht, wie schnell sich die völlig zerstörte Natur wieder selbst regeneriert.


Einige Wanderwege führen nahe an die Desaster Area heran und wir konnten die großflächige Zerstörung der Wälder und die mit einer dichten Ascheschicht bedeckten Berge aus der Nähe betrachten. Unter den verkohlten und abgestorbenen Bäumen entsteht die neue Vegetation und zeugt von der Überlebenskraft der Natur.


12.10.09 – Über Portland zum Pazifik


Nach dem Wintereinbruch im Kaskadengebirge flüchteten wir in Richtung Pazifik. Unsere Fahrtroute verlief über Portland - hier wollten wir Garry treffen um seiner Einladung zum Dinner nachzukommen.


Kennengelernt hatten wir Garry in Anchorage (Alaska). Direkt in der Einfahrt zum Wal-Mart-Parkplatz hatte er uns angehalten, weil er sich für unseren Hobby interessierte. Wir hatten dann fast 2 Stunden Spaß. An Garry ist ein Komiker verloren gegangen, stattdessen verdient er seine Brötchen als Großhandelsvertreter für Cookware – also Töpfe, Pfannen und dergleichen. Völlig ernst gemeint war aber sein Angebot uns unseren Hobby auf der Stelle abzukaufen. Er schwelgte in der Vorstellung, wie schön es wäre nicht mehr ständig in Motels wohnen zu müssen und den repräsentativen Beratungsraum für Gespräche mit seinen Kunden hätte er auch immer dabei…. Wir konnten in Anchorage gerade noch das Schlimmste verhindern.


In Portland hatten wir Garry dann um einen Tag verpasst. Er war schon wieder mit seiner Cookware auf Achse. „Vielleicht ist es ganz gut so“ sagte Petra und lachte dabei. „Garry hätte uns unseren Hobby vielleicht doch noch abgeschwatzt“.


Wir verließen Portland westwärts und waren nach wenigen Stunden Fahrt auf dem Highway # 26 am Pazifik.

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15.10.09 – Auf der Küstenstrasse # 101 nach Süden

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Als ersten Ort am Pazifik erreichten wir Seaside. Ab hier folgten wir dem Highway # 101, der hier in Oregon immer nahe der Küste verläuft und herrlich gelegene Stateparks, Viewpoints und die vielen kleinen Küstenorte erschließt. Wir campten meistens nahe dem Pazifik in den gut organisierten Stateparks und genossen bei ausgedehnten Strandwanderungen die raue und abwechslungsreiche Küste.


Die Gefahr eines Tsunami ist hier allgegenwärtig. An der gesamten Küste stehen Warnhinweise mit Verhaltensregeln und ein hochmodernes Tsunami-Frühwarnsystem soll die rechtzeitige Evakuierung ermöglichen. Die Aktivität der tektonischen Platten, vom St. Andreas Graben in Kalifornien bis hoch in den Nordwesten der USA wird hier nicht unterschätzt. Teilweise ist die Küstenlinie regelrecht zerrissen. Felsen und hohe Erdhügel ragen aus dem Wasser und zeugen noch heute von der zerstörerischen Kraft des Orphan-Tsunami, der am 26.01.1700 die Küste stark verändert hat.


Bei mäßigem Wetter fuhren wir an der schönen Oregonküste weiter südwärts. Die Strasse ist phantastisch am Ufer entlang geführt und wir hatten immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die Pazifikküste. Nahe Heceta kamen wir an einer großen Seelöwenkolonie vorbei. Unter der Steilküste lagen in einer geschützten Bucht hunderte dieser faulen Tiere, deren lautes Gebrüll sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm verdichtete. Die direkt daneben liegende „Sea Lions Cave“ ging an diesem Tag leer aus. Die Seelöwen hatten Ausgang, die Höhle war leer und wir sparten 24,- $. Trotz Nebel und ziemlicher Entfernung versuchte ich einige Fotos zu schießen und kletterte abenteuerlich bis an den Rand der Steilküste. Das Ergebnis war trotz aller Mühen eher bescheiden. Am nächsten Tag hatten wir mehr Glück. Bei einer Wanderung auf dem Shoreline-Trail konnten wir am Simpson-Reef bei besserer Sicht eine weitere Seelöwenkolonie beobachten.


21.10.09 – Crater Lake


Eine der größten Attraktionen Oregons ist der Crater Lake. Der mächtige Vulkan Mount Mazama stürzte nach einem Ausbruch vor 6800 Jahren in sich zusammen und bildete einen Krater von 11 Kilometer Durchmesser. Im Laufe der Jahre füllte sich dieser Krater mit Wasser und es entstand der heute tiefste See der USA. 589 Meter Wassertiefe und das dunkle Vulkangestein im See sind der Grund für die tiefblaue Farbe des Sees.


Schon die Fahrt zum Crater Lake war ein Genuss. Nur wenige Kilometer hinter der Küste erlebten wir das schönste Herbstwetter, mild und trocken. Wir fuhren auf dem Highway # 42 durch fast unbewohntes Land. Ab Roseburg, der einzigen größeren Stadt auf dieser Strecke, verlief der Highway # 138 durch herbstlich gefärbte Wälder, immer entlang des North Umpqua River. Das anfänglich sonnige Wetter trübte sich langsam ein und wir kamen gerade noch rechtzeitig am Watchman Peak an um bei den letzten Sonnenstrahlen einen grandiosen Ausblick auf den See zu haben. Auch hier hatte der Reiseführer nicht zu viel versprochen. Der tiefblaue See lag eingebettet zwischen den umliegenden, teilweise schon verschneiten Bergen und strahlte eine fast mystische Ruhe und Gelassenheit aus. Wir ließen uns von der Schönheit des Sees verzaubern, bis uns die zunehmende Dämmerung wieder in die Realität zurückholte. Wir brauchten noch einen Stellplatz für die Nacht - ein Waldparkplatz nahe dem Nationalpark war gut geeignet. Wir schliefen tief und fest in dieser bitterkalten Nacht in über 2000 Meter Höhe.


27.10.09 – Sonniges Kalifornien


Auf der Rückfahrt an die Pazifikküste gab es wieder eine kleine Überraschung. Wir hatten die Strecke über Eagle Point und Grants Pass gewählt, weil sich hier die einzige geteerte Straße durch die Kalmiopsis Wilderness anschließt und wir größere Umwege vermeiden wollten. Hinter Grants Pass verläuft die Straße durch wildes Land, über Stunden waren wir allein auf der Strecke. Nach ca. 60 Kilometern dann das überraschende Sperrschild: ROAD CLOSED. War die normale Straße schon abenteuerlich, so war es die Umleitung über unbefestigte Forstwege erst recht. Wir kamen nur langsam voran und es wurde dunkel. Beim letzten Tageslicht fanden wir noch einen abgehenden Pfad, auf dem wir, etwas abseits des Weges die Nacht verbrachten.


Am nächsten Morgen war es dann nicht mehr weit bis nach Gold Beach und wir konnten von dort die letzten Meilen der # 101 in Oregon unter die Räder nehmen. Im letzten Ort in Oregon wurde eingekauft und vollgetankt. Oregon erhebt keine Sale-Tax (Verkaufssteuer) und so sparten wir schon beim Diesel über 40 Cent pro Gallone. Dann an der „Grenze“ zu Kalifornien eine weitere Überraschung – Grenzkontrolle! Ja wirklich, bei der Einreise nach Kalifornien müssen alle Fahrzeuge diese Grenzstation passieren. Wir wurden angehalten und nach dem Besitz von Obst, Gemüse, Fleisch, Feuerholz, Pflanzen und lebenden Tieren gefragt – und wir hatten gerade unsere Vorräte in Oregon aufgefüllt. Alle Fragen haben wir mit einem überzeugenden NO beantwortet und konnten ohne weitere Kontrolle nach Kalifornien einreisen. Als ob wir eine imaginäre Klimagrenze überschritten hätten besserte sich schlagartig das Wetter und ab hier gab es fast nur noch kalifornische Sonne.


29.10.09 – Redwood Forest und Wine Country


Die Küste im nördlichen Kalifornien ist geprägt durch weitläufige Redwood-Wälder. Hier stehen die ältesten Bäume der Welt – Baumgiganten, die bis zu 2000 Jahre alt und über 100 Meter hoch sind. Ihr Durchmesser kann 7 – 8 Meter betragen. Das feuchtwarme regenwaldähnliche Küstenklima bietet ideale Wachstumsbedingungen. In den National- und Stateparks wurden die letzten Redwoodbestände vor den Sägen der Logging- Companies gerettet.


Der ‘Newton Drury Scenic Parkway’ und die ‘Avenue of the Giants’ sind phantastische Nebenstraßen durch den Redwood-Forest und Ausgangspunkte für Wanderungen durch den naturbelassenen Wald.


Als Touristenattraktion wurde sogar die Straße (bzw. eine Fahrspur) durch einige der Baumgiganten geführt. Am Chandelier Tree mussten wir jedoch feststellen, dass 7 Feet (ca. 2,30 m) für unseren Hobby zu knapp waren. Wir haben den by-pass benutzt.


Das man mit dem Holzhandel gutes Geld verdienen konnte haben wir an der hölzernen Villa in Eureka gesehen, die sich 1885 ein Holzfabrikant im Zuckerbäckerstil errichten ließ. Leider konnten wir das Haus nicht von innen besichtigen – es ist fest in Privathand. Neben Eureka ist vor allem Ferndale mit der Holzindustrie gewachsen und zeigt sich heute mit einem authentischen Stadtbild, welches aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts stammt.


Hinter Leggett zweigt der Shoreline-Highway # 1 von der # 101 ab und verläuft direkt an der Küste nach Süden. Über diese phantastische Küstenstrasse erreichten wir die kleine Künstlerkolonie Mendocino, bekannt durch den gleichnamigen Ohrwurm von Michael Holm. Mendocino war früher ein Geheimtipp bei Aussteigern – heute steht der Tourismus sehr stark im Vordergrund. Trotzdem läuft das Leben hier so beschaulich ab, dass die Zeit fast stillzustehen scheint.


In Mendocino haben wir erlebt, wie schnell sich an der Küste das Wetter ändert. Bei strahlendem Sonnenschein zogen erst einzelne Nebelschwaden vom Pazifik kommend auf und innerhalb einer Stunde befanden wir uns in der dicksten Waschküche. Nur wenige Kilometer landeinwärts lachte schon wieder die Sonne und begleitete uns auf der Fahrt in das Nappa-Valley, welches auch als Wine-Country bezeichnet wird. Hier im Tal zwischen Calistoga und Napa befindet sich eines der bekanntesten Weinanbaugebiete Kaliforniens mit mehr als 200 Weingütern und ausgedehnten Weinplantagen.


Der großflächige Weinanbau lässt die Nutzung von Maschinen zu, so dass die Erzeugerpreise konkurrenzlos günstig sind. Uns schmeckt der kalifornische Wein recht gut und nach einem Winetasting hatten wir auch unsere Vorräte schnell wieder aufgefüllt.


02.11.09 – Von San Francisco nach Los Angeles


Wir befolgten den gutgemeinten Rat der netten Dame im Visitor Center und fuhren im weiten Bogen um San Francisco herum. Unser Ziel war Los Angeles, wo wir am 06.11. unseren Sohn Felix erwarten. Gemeinsam wollen wir dann San Francisco auf der geplanten Rundreise besuchen.


In zügiger Fahrt ging es über Oakland, San José und Santa Cruz wieder an die Küste, die im weiteren Verlauf bis Los Angeles zu den schönsten Abschnitten in Kalifornien zählt. Begeistert waren wir von Santa Barbara, der schönen Küstenstadt mit mexikanischem Flair. Es duftete nach Citrusfrüchten und Jasmin, Bougainvilleen wuchsen an den weißen Häusern und der endlose weiße Strand rahmte alles ein. Das kulturhistorische Bonbon war für uns der Besuch der alten spanischen Mission, die 1786 von Franziskanern als zehnte Mission in Kalifornien gegründet wurde und heute als die ‚Königin der Missionen’ gilt.


Zurück auf dem Parkplatz wurden wir schon ungeduldig am Hobby erwartet. Christa und Udo-Axel aus Karlsruhe, in Deutschland selbst begeisterte Hobbyfahrer, kannten uns aus dem Internet und hatten unser Auto hier entdeckt. Das nette Ehepaar hatte schon einige Zeit auf uns gewartet und freute sich jetzt ebenso wie wir über das Treffen. Es wurde gefachsimpelt und es wurden wieder gute Tipps ausgetauscht. Nach dem obligatorischen Foto verabschiedeten wir uns herzlich und schüttelten auf der Weiterfahrt auch diesmal wieder den Kopf über so viel Zufall.


Pressemitteilung vom Caravansalon Düsseldorf







Montag, 26. Oktober 2009

15.09. – 03.10.2009: Mit Katharina durch die Rocky Mountains und Vancouver Island

17.09.09 – Banff und Lake Moraine

Unsere Tochter Katharina war seit dem 14.09. zu Besuch bei uns und wir planten eine gemeinsame Rundreise über die Banff –/ Jasper Nationalparks und noch einige Tage auf Vancouver Island.

Den Banff NP hatten wir schon einmal von Calgary aus angefahren und diesmal kamen wir von Westen. Die Strecke von Vancouver folgte dem Fraser- und später dem Thompsonriver bis nach Kamloops, der wärmsten Stadt Kanadas. Besonders das Umland von Kamloops ist durch Trockenheit und Hitze gekennzeichnet und wir fühlten uns wie in der Wüste.

In Banff angekommen regnete es diesmal nicht, so dass wir bei einem kleinen Spaziergang durch das hübsche und exklusive Städtchen unsere Eindrücke sammeln konnten. Alles ist hier auf Tourismus ausgerichtet und fast jeder der jährlich über 4 Millionen Besucher des Nationalparks besucht auch die Stadt Banff. Selbst jetzt in der Nachsaison war die Stadt ziemlich überlaufen und so waren wir froh, nach einem halben Tag wieder die Ruhe des weitläufigen Nationalparks genießen zu können.

Am Moraine Lake wanderten wir über den Rockpile Trail zum schönsten Aussichtspunkt über den See und das Valley of the Ten Peak. Vor dieser beeindruckenden Kulisse gaben sich an diesem Nachmittag Susan und Dan das Ja-Wort. Dan klärte in einer kurzen Ansprache über den Grund dieses ungewöhnlichen Ortes für eine Hochzeit auf. Vor einem Jahr war er mit Susan in den umliegenden Bergen beim Bergsteigen verunglückt und wurden aus einer lebensbedrohlichen Situation gerettet. Seit diesem Tag stand für das Paar fest, dass ihre Eheschließung genau hier stattfinden soll.

Die kleine Hochzeitsgesellschaft ließ den Tag in der nahe gelegenen Lodge ausklingen und wir fuhren auf dem Icefields Parkway weiter hinein in den schönen Nationalpark.

20.09.09 – Sunwapta Falls

Nicht umsonst werden die Nationalparks Bannf und Jasper als die Filetstücke der kanadischen Parks bezeichnet. Katharina war von der Natur absolut begeistert und es gab immer wieder Neues zu entdecken. Der Herbst war in den Rocky Mountains eingezogen und ließ die Landschaft, die Berge und Seen anders wirken als bei unserem ersten Besuch des Parks.

Zu dieser Jahreszeit waren wenig Touristen im Nationalpark, viele der Campgrounds waren schon geschlossen und so standen wir meist in freier Natur an den schönsten Plätzen und verbrachten dort die Nächte. Am Wilcox Pass hatte es schon geschneit und wir sind für die Nacht zu den Sunwapta Falls, knapp 1000 Meter tiefer, gefahren. Die ganze Nacht regnete es und am Morgen war wieder der schönste Sonnenschein. Solch eine Wettersituation hatten wir in den letzten Wochen sehr oft erlebt.

Nach dem Frühstück ging es zum Wasserfall. In völliger Ruhe standen wir drei vor dem Naturschauspiel, jeder mit seinen Gedanken und Eindrücken beschäftigt, als wir in Deutsch angesprochen wurden: „Hallo Familie Hiltmann, wie geht es denn so?“. Überrascht drehten wir uns um und fragten uns, woher das ältere Ehepaar unseren Namen kennt. Das Rätsel war dann schnell gelöst. Im Kundenmagazin „Hobby heute“ hatten sie vor ihrem Urlaub über unsere Reise gelesen und unser Wohnmobil auf dem Parkplatz wieder erkannt. Nach einem netten Gespräch verabschiedeten wir uns und schüttelten noch einige Male den Kopf über so viel Zufall.

23.09.09 – Nach Vancouver Island

Wir hatten uns für Kathis Besuch ein straffes Programm vorgenommen und so waren wir nach einer reichlichen Woche schon auf der Fähre nach Vancouver Island – der größten Pazifikinsel Nordamerikas. Knapp 2 Stunden dauerte die kleine Kreuzfahrt von Vancouver durch die Inselwelt von Gulf Island nach Swartz Bay, nahe Victoria.
Vancouver Island gehört zur Kanadischen Provinz British Columbia und ist mit 460 Kilometer Länge und über 31.000 km² Fläche fast so groß wie Nordrhein Westfalen.

Die Insel ist geprägt durch ihre unterschiedlichen Klimazonen und Landschaftsformen. Während im Südosten lange Sandstrände und ein gemäßigtes Klima die Badeurlauber bis in den Herbst anziehen ist der Inselwesten mit dichtem Regenwald bewachsen. Die westliche Küste ist rau und windig. Hier fühlen sich vor allem Surfer und Strandspaziergänger wohl. Der Pacific Rim Nationalpark schützt diesen Küstenabschnitt in seiner Ursprünglichkeit.

Unser erstes Ziel war der Inselsüden. An der durch das US-amerikanische Festland geschützten Juan de Fuca Strait standen wir mit unserem Hobby direkt am Strand und beobachteten Grauwale, die auf ihrem Weg von Alaska zurück nach Mexiko hier vorüber zogen. Fast einen ganzen Tag verfolgten wir das Spiel der Wale, die immer kurz nachdem sie eine Fontäne ausgeblasen hatten an der Wasseroberfläche sichtbar waren und zum Teil kraftvoll in die Luft sprangen. Zwischenzeitlich hatten Petra und Kathi trockenes Holz und Baumrinde am Strand gesammelt, so dass wir den Tag wieder mit einem ordentlichen Campfeuer am Strand ausklingen lassen konnten.

24.09.09 – Auf dem Juan de Fuca Marine Trail durch den Regenwald

Eine Wanderung durch den dichten Regenwald gehört auf Vancouver Island zum „Pflichtprogramm“. Wir hatten einen ca. 10 km langen Teilabschnitt des Juan de Fuca Marine Trails ausgesucht und gegen 09:00 Uhr ging es los. Anfangs wanderten wir auf normalen Wegen bis dann der Regenwald immer dichter wurde und wir bergauf und bergab über Wurzeln und umgefallene Bäume steigen und an steilen glitschigen Abhängen unseren ganzen Mut zusammen nehmen mussten. Der Regenwald wird sich hier völlig selbst überlassen und nur am Trail wurde an den unwegsamsten Stellen manchmal ein Durchstieg in die umgefallenen Bäume geschnitten.

Unseren Basko gefiel es wohl am Besten. Er lief immer einige Meter voraus und erkundete das Terrain um dann zurück zu kommen und uns den (seiner Ansicht nach) besten Weg zu zeigen. Die 50 Meter hohe schwankende Hängebrücke war noch mal eine echte Herausforderung, nicht nur für Basko. Müde, durstig und glücklich über das schöne Wandererlebnis erreichten wir unseren Hobby.

Bis nach Port Renfrew, dem letzten Ort auf der Stichstrasse # 14 schafften wir es an diesem Tag noch. Mitten im Wald fanden wir unser ruhiges Nachtquartier.

26.09.09 – Victoria

Am südlichsten Ende der Insel liegt in bevorzugter Lage Victoria, die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Victoria ist mit den roten Doppeldeckerbussen und der viktorianischen Altstadtarchitektur die wohl britischste Stadt Kanadas. Beschaulich und liebenswert ist sie zweifellos. Am Hafen bieten Kunsthandwerker ihre Waren an, Gaukler führen, umringt von einer Menschenmenge ihre Kunststücke vor und so mancher Straßenmusikant unterhält die Passanten in der Hoffnung auf eine kleine Spende.

Kathi war vom Shoppingfieber befallen – hier ist ja alles sooo günstig – und Petra musste zur Beratung unbedingt mitgehen. Ich hab die Zeit in der Altstadt und am Hafen verbracht. Es war so schön, auf den warmen Steinen der Hafenmauer in der Sonne zu sitzen und dem Reggae eines wirklich guten Straßenmusikers zu lauschen. Viel zu schnell waren die vereinbarten 3 Stunden vorbei und meine zwei Frauen standen, mit Taschen und Beuteln bepackt wieder vor mir.

Bei Sonnenuntergang sind wir dann auf dem Scenic Marine Drive bis zur Cadboro Bay gefahren. An der Küstenstrasse liegen exklusive Villen und großzügige Anwesen. “Hier könnten wir es auch aushalten“ war unsere einstimmige Meinung, doch die Worte blieben uns im Hals stecken, als wir den 7-stelligen Preis eines zum Verkauf stehenden Hauses sahen. Da bleiben wir doch lieber bei unserem Hobby – und Rasenmähen brauchen wir auch nicht.

29.09.09 – Nach Tofino und zum Pacific Rim Nationalpark

Über Nanaimo und Port Alberni fuhren wir an die raue Westküste der Insel. Hier liegt der Pacific Rim Nationalpark und Long Beach ist das Kernstück des Nationalparks. Dieser von Felsen unterbrochene und eingerahmte Strand voller Treibholz ist in seiner Ursprünglichkeit einmalig an British Columbias Küste.

Beachcombing (Strandwandern) und Surfen ist hier angesagt. Wir haben auf das Zweite verzichtet und bei einer ausgedehnten Wanderung lieber die Künste der Surfer auf ihren Brettern vom Strand aus bewundert. Hier herrscht eine solch starke Brandung und Unterströmung, dass selbst das Baden und Schwimmen nur mit Einschränkungen und an bestimmten Stellen erlaubt ist.

Tofino selbst hat uns nicht sonderlich beeindruckt. Ein kleines Küstenstädtchen mit touristisch überzogenem Angebot und schon fast im Winterschlaf. Viel schöner fanden wir den kleinen, noch ursprünglichen Nachbarort Ucluelet. Hoch über den Klippen verläuft hier um den alten Leuchtturm herum der romantische Wild Pacific Trail, den man nicht auslassen sollte.

Nach drei erlebnisreichen Tagen fuhren wir auf dem Highway # 4 durch dichte Wälder, vorbei an glasklaren Seen und wilden Flüssen nach Nanaimo zurück. Von hier ging am nächsten Tag mit der Fähre zurück nach Vancouver.

03.10.09 – Abschied in Vancouver

Die letzte Nacht mit Kathi verbrachten wir in Squamish, nördlich von Vancouver. Am nächsten Morgen waren wir schon recht früh auf dem Weg nach Vancouver City – wir wollten diese tolle Stadt noch gemeinsam besuchen und Kathi hatte noch so viel einzukaufen. Die Küstenstrasse von Squamish nach Vancouver heißt „Sea to Sky Highway“ und macht dieser Bezeichnung alle Ehre. Hoch über der Horseshoe Bay, eng an die Steilküste geschmiegt und weitestgehend auf Stützen gebaut verbindet dieser Highway in seiner Verlängerung Vancouver mit den nördlichen Skigebieten in Whistler, wo die Ski- und Rodeldisziplinen der Olympischen Winterspiele 2010 ausgetragen werden.

Mit dem Wohnmobil ist es kaum möglich in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Wir parkten den Hobby in North Vancouver und nutzten den Sea Bus, um über das Burrard Inlet nach Vancouver Downtown überzusetzen. Bei dieser kurzen Fahrt hatten wir einen herrlichen Blick auf Vancouvers Skyline, auch als „City of Glass“ bezeichnet.

Die Innenstadt gilt als Einkaufsparadies und so drängten sich an diesem Sonnabendvormittag unzählige Menschen durch die Läden und Shoppingcenter der Robson Street, Vancouvers Flaniermeile, und der umliegenden Strassen.

Beschaulicher ging es in der Gastown, dem ältesten Stadtteil Vancouvers zu. Dieser einst heruntergekommene Stadtbezirk wurde umfassend restauriert und ist heute eine Sehenswürdigkeit der Stadt. Besonders die Steam Clock in der Water Street, eine dampfbetriebene Uhr, welche viertelstündlich pfeift und Dampf ablässt, wird von kaum einem Besucher der Stadt ausgelassen.

Zurück am Hobby sah ich als erster den Strafzettel an der Frontscheibe. Obwohl das Parken in dieser Strasse erlaubt war standen wir zu nahe an einem Hydrant. Die Strafe: $ 0,00 - mit dem Kommentar „This is a warning, do not pay“. Fast zum Abschluss unseres Kanada-Trips hatten zum wiederholten Mal die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der kanadischen Menschen und an diesem Tag speziell auch der kanadischen Polizei erfahren.

Die Fahrt zum Airport führte uns noch mal quer durch das belebte Zentrum Vancouvers und da war er auch schon da, der Abschied von unserer Tochter, der uns allen sichtlich schwer fiel. Unsere Stimmung war an diesem Abend sehr gedrückt. Mit einem kurzen Anruf teilte uns Kathi am nächsten Tag ihre gute Landung und Ankunft in Leipzig mit – und sie sprühte schon wieder vor Ideen und Reiseplänen für ihren nächsten Besuch bei uns.